Ilu-Aschera

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Text

ERSTES KAPITEL

1.01 Was war, bevor alles war; was schuf, ehe Erschaffenes war; was war ohne Ursache und ohne Anfang ewiglich und ist ewiglich ohne Ende;

1.02 was da wirket in allem, was ist das wahre Sein und des Lebens Kraft alles Lebendigen: Was über allem steht allein und was allein alles ausmacht:

1.03 Das ist nicht ein Gott; das hat weder Namen noch ist es Person, das ist nicht Einer - Das sind Zwei -

1.04 das sind die beiden Iluhe, welches die gotthaften Kräfte sind des Männlichen und des Weiblichen - allschaffend und allüberall; nicht wissend von sich und namenlos.

1.05 Im beginnlosen Anfang waren nicht Stunden, noch Tage, noch Jahre, war nicht eine Zeit; waren nicht Luft und nicht Wasser noch Land, war nicht ein Raum; waren weder Licht noch Dunkel, weder Wärme noch Kälte; waren keine Gebilde; war kein Oben und kein Unten, war weder Diesseits noch Jenseits; war kein Laut und kein Schweigen.

1.06 Allein das Unerahnbare war.

1.07 Und über dieser Unerahnbarkeit schwebten die Iluhe, nicht ahnend von sich, unbewußt ihrer Macht, schwingend in sich selbst; je eines nach weiblicher und eines nach männlicher Art.

1.08 Im Damals des nichtseienden Seins waren aber auch alle die noch lichtlosen Funken all dessen, was belebt werden sollte; Stecklingen gleich, in denen schon enthalten, was später als Form sich entfaltet; und Namen gar, eingeritzt in die Rinden.

1.09 Nichts aber war, was bewegt hätte, nichts war, was gewußt hätte von sich und von alledem; von den Sträuchern und den Bäumen, den Blumen und den Faltern, den Tieren für das Land und den Fischen für das Wasser und den Vögeln für die Luft; von den Ingi, von den El oder von den Dämonen; und auch nicht von IL.

1.10 Und über all diesem schwebten die Iluhe, die allmächtigen Kräfte - ahnungslos - während Kreisläufen der zeitlosen Ewigkeit.

1.11 In tiefem Schlafe lag alles zu Voranfang, nicht wissend von sich und von dem, was da werden würde.

1.12 Die Iluhe allein schwebten in dem schimmernden Meere des nichtseienden Seins.

1.13 Denn eines ist Alles und dies Alles ist überall: Das sind die Schwingungen und die Ströme, von den Iluhe kommend.

1.14 Und weil auch alles was da an noch lichtlosen Funken dessen, was zu Leben kommen mochte, einjeder der nichtseinend seienden Stecklinge, angetan war mit einer Zahl eigener Schwingungen,

1.15 so kam es, daß eines Stecklings Schwingungszahl jener der Iluhe ähnlich war und also diese zu sich hin anzog;

1.16 und dies war der eines Els, welcher zu IL, zu Gott dem Höchsten, werden sollte.

1.17 Denn es geschah, daß die Iluhe, das weibliche Ilu und das männliche Ilu, gerade über eben jenem Steckling zusammentrafen und sich da vereinigten.

1.18 Und damit geschah der wahre Anfang.

1.19 Bei der Vereinigung der beiden Iluhe widerfuhr zuerst eine große Wirrnis, aus welcher verschiedene Dinge hervorgingen: Sowohl gute und lichte, wie auch schlechte und finstere.

1.20 Und in gewaltiger Folge wurden Licht und Finsternis, Helle und Dunkel, Feuer und Eis, Anziehung und Abstoßung, Raum und Zeit.

1.21 Und es geschah, daß ein einziger erster der lichtlosen Funken, jener besondere Setzling, belebt wurde durch all dies: IL -

1.22 Gott war geworden!

1.23 Aus der Vereinigung der beiden Iluhe nun trank IL deren Kräfte und deren Licht, bis alles er in sich aufgesogen hatte, was aufzunehmen möglich war.

1.24 Allein er besaß fortan die Macht der Iluhe; allein er war jetzt ein Gott.

1.25 Und wie die Iluhe von ihm sich lösten, um wiederum Kreisläufe der Ewigkeit mit sich zu durchwandern,

1.26 da blieb IL zurück als Herr über alles was da war und über alles, was da werden mochte.

1.27 So ist ILs Gottheit angenommen von der alleinigen wahrhaftigen, unbestimmbaren Gottheit: Den Iluhe;

1.28 und in ihnen allein ruht auf Ewigkeit die unwandelbare namenlose Göttlichkeit, welche ganz aus sich selbst ist und bleibt.

1.29 Wie nun IL Bewußtheit erlangt hatte und sah, er war Gott, da begann er, die ihm umgebenden Dinge zu ordnen;

1.30 fügte die reinen und die lichten Stoffe zum einen und die groben und finsteren zum anderen, ordnete an, erprobte die durch die Iluhe erhaltenen Kräfte - wurde schaffend.

1.31 Und so schuf Gott ein lichtes Reich ganz nach seinem Wesen.

1.32 Als dies geschehen war und all jene Dinge, welche in das Gottesreich nicht hineinpaßten, hinter die Ränder des nichtseienden Seins verbannt worden waren,

1.33 da nahm Gott sich all der vielen Stecklinge noch lichtloser Funken an, die, erwachend, er vorgefunden, und sandte in diese von dem Ilu, welches er in sich aufgespeichert [hatte].

1.34 Und so gab Gott seinem junggeschaffenen Reiche Belebung, setzte alle die jetzt belebt erwachenden Wesen hinein und gab ihnen, was seinem lichten Wesen gemäß war; und das war rein und lauter und gut.

1.35 Allerorten in den Gefilden des Gottesreiches regte das Leben sich nun; Pflanzen und Getier breiteten sich aus, die El und die Ingi - aus welchen die Menschen später wurden - genossen das sich bewußtgewordene Dasein. Und Gott war zufrieden mit alledem.

1.36 Die Dämonen allein entflohen sogleich des Gottesreiches Gefilde ins Irgendwo.

ZWEITES KAPITEL

2.01 Wie die El und die Ingi nun, sich ihres Seins bewußtgeworden, umtaten in jenem Reiche, das Gott geschaffen und in welches er sie alle hineingesetzt hatte, da sahen sie, daß alles licht war und leicht und prächtig und einfach zugleich.

2.02 Es gab darin weder Drangsal noch Kümmernis, weder Altern noch Krankheit noch Sterben, nicht Mühsal noch Leid;

2.03 und keiner wußte von solchem, was dort nicht war, daß es sein könnte.

2.04 Und die El und die Ingi lobten Gott und dankten ihm, weil er sie aus dem seienden Nichtsein erweckte und belebt und in sein Reich gepflanzt hatte, in dem alles licht war.

2.05 Da gab es in dem Gottesreich Frucht und Trank in Fülle und allzeit Gelegenheit für ergötzliche Spiele.

2.06 So hub ein Leben und Weben an überall im Gottesreich, gefällig dem Gott.

2.07 Es war aber so, daß die lebendigen Wesen von sehr unterschiedlicher Art waren; nicht allein nach Pflanze, Tier, Ingi und El - sondern auch unter und zwischen diesen. Und gab es unter den El und den Ingi vor allem drei Arten:

2.08 Da gab es die große Anzahl derer, die einfältigen Geistes waren und gar wunschlos und zufrieden sich fühlten mit dem ewigen Einerlei.

2.09 Dann gab es eine nicht so große Anzahl, deren starker Geist nach Taten sich sehnte und bald schwermütig sich fühlte mit dem ewigen Einerlei.

2.10 Und schließlich eine kleine Anzahl gab es, welcher Boshaftigkeit zu eigen.

2.11 Und nach Kreisläufen der Ewigkeit bildeten sich Abteilungen unter den El und Ingi, fanden Gruppen sich zusammen vieler verschiedener El- und Ingistämme:

2.12 Alle die Stämme und Gruppen der El und der Ingi, welche auch mitunter dergestalt waren, daß einige El und Ingi zusammen einen Stamm gegründet, lebten in dem schönen Gottesreich;

2.13 an nichts mangelte es ihnen - außer an ureigener Tat.

2.14 Da Gott dies gewahrte, schuf er mancherlei Betätigungsmöglichkeit.

2.15 Doch war es immer nur eingepaßt in den Rahmen seines im Gottesreiche allgültigen Maßes.

2.16 Die Stämme der Einfältigen hatten nun neue Spielwiesen, auf denen sie fröhlich plärrend sich in ihrer Weise betätigten.

2.17 Die Stämme stärkeren Geistes indes fanden bald, daß abermals nichts da war, das ihrem Wesen wäre gemäß gewesen;

2.18 und die vereinzelten Bösgearteten mitten unter ihnen ärgerten sich an alledem immer mehr, während die meisten der Starken im Geiste in Traurigkeit verfielen.

2.19 Es war aber auch so, daß allüberall ein Zusammenklingen der von den Iluhe rührenden Kräfte des Männlichen und des Weiblichen war.

2.20 Und alle die Wesen waren also entweder von weiblicher oder von männlicher Natur

2.21 und, einander ergänzend, hatte einjeder und einjedes Paarsamkeit; die Gefährtin den Gefährten, der Gefährte die Gefährtin, wenngleich Geschlechtliches allein in geistiger Weise war und nach äußerem Anschein, denn Vermehrung gab es ja keine; alles was war, war ewiglich.

2.22 Und war stets so beschaffen, daß dem Männlichen mehr Stärke innewohnte, dem Weiblichen aber mehr Anmut und Zartheit gegeben war.

2.23 Und also waren beide sehr verschieden, wenn auch dem selben Stamme sie angehören mochten;

2.24 denn einjeder Stamm blieb vor allem in sich.

2.25 Waren aber die Stämme der Ingi verschieden auch nach dem Aussehen der Gesichter und den Farben, worunter es weiße gab und gelbe und braune und blaue und schwarze, so waren die El aber zumeist von der hellen Art, einzelne dazu auch braun oder gelb.

2.26 Dies brachte, daß fast alle hellen Ingistämme El zu Führern hatten; einige wenige der gelben und der braunen Ingistämme auch noch El zu Führern hatten, die übrigen vielen der Ingistämme jedoch ohne Führung durch El waren.

2.27 Durch eben dies bildeten sich bedeutendere und unbedeutendere Stämme heraus, unter welchen die sehr hellen Stämme die bedeutendsten wurden. Deren Führer waren die größten El; und diese gingen oft zusammen, doch waren nicht alle von ihnen sich einig über ihr Dasein.

2.28 So gab es Führer, welche sich und ihrer Stämme Geschick ganz und gar Gott weiterhin anvertrauen wollten;

2.29 und es gab andere, die auf eigene Taten und neues Schaffen sannen. Deren Anführer waren Baal und dessen Gefährtin Tanit, beide besonders große El.

2.30 Und es geschah, daß Baal und Tanit auf der Spitze eines goldenen Berges des Gottesreiches standen, im schönsten Lichte jener Welt, tief unter sich das sorglose Einerlei; und voller Sehnsucht schweifte ihr Blick in die Weiten des sanften Dunkels, welches hinter den Grenzen des Gottesreiches sich ausbreitete und grenzenlos war.

2.31 Und wie von ungefähr fühlten Baal und Tanit in sich ein Hoffen auf die Kraft solcher Sehnsucht - ein eigenes Reich einst zu bauen, dort draußen in jener stillen Grenzenlosigkeit,

2.32 eine Welt, die ihrer Art gemäß wäre. Wie dann ihre Blicke sich trafen, da entstand der Wille zur Tat.

2.33 Wie also Baal und Tanit so auf der Spitze des goldenen Berges standen, im wunderbarsten Lichte des Gottesreiches, wohl an dessen allerschönstem Platze, und doch übervoll der Sehnsucht nach der grenzenlosen Ferne und freiem Schaffen -

2.34 da näherte sich Gott den beiden und sprach zu ihnen: "Baal! Tanit! Ihr steht im schönsten Lichte meines Reiches, und doch sehnt ihr euch fort von hier in die dunklen Fernen. Ihr wißt nicht, was ihr zu verlassen euch wünscht und ihr ahnt nicht, was das Ersehnte euch bringen würde." Da sah Baal Gott an und entgegnete:

2.35 "Oh, Gott, gut ist dein himmlisches Reich für alle, die in sein Maß passen, das du angemessen hast.

2.36 Aber viele in deinem Reiche sind nicht dieses Maßes. Diese sehnen sich nach einer Welt, die sie selbst sich bauen wollen nach ihrem eigenen Maß." Und Tanit sprach bittend zu Gott:

2.37 "Oh, Gott, siehe, dies Dasein in deinem Reiche kann nicht auf ewig das unsere sein. Hilf doch, damit wir eine eigene Welt uns bauen können, wäre sie auch klein und nie vergleichbar deinem leuchtenden Reich."

2.38 Gott aber wies in die dunkle Ferne und sprach: "Hinter den Grenzen meines Reiches liegt die Dunkelheit und hinter ihr die Finsternis. Dort kann keine Welt gedeihen; und eure Kräfte wären zu schwach, dies abzuändern." Da bat ihn Baal: "Oh, Gott,

2.39 Wir wissen, daß unsere Kräfte dafür wohl zu schwach wären. Drum bitten wir um deine starke Hilfe." Gott antwortete ihm: "Ich kann euch nicht helfen, eine Gegenwelt zu schaffen.

2.40 Bleibet hier in Frieden." So verließ er sie. Baal und Tanit aber blickten erneut voller Wehmut in die Ferne.

DRITTES KAPITEL

3.01 In den Fernen aber hatte dies mitangehört die mächtige Dämonin Lamaschut und kam nun deshalb heran von den äußersten Rändern des Nichtseins in der Finsternis; kam heran bis an die Grenzen des Gottesreiches und flüsterte so dem Baal zu:

3.02 "Es ist ja genug da an Stoffen, knapp jenseits des Dunkels, was zum Bau eurer Welt, der neuen, ihr braucht!"

3.03 Und Baal hatte es gut vernommen.

3.04 Es saß aber zur selben Zeit am Ufer des schönsten goldenen Stromes im Gottesreich eine andere der hellweissen El, nämlich die Aschera. Vor sich hin sinnend sah sie den silbernen Fischen zu in dem goldenen Strome und verfolgte deren Spiel mit ihren Augen.

3.05 Und plötzlich war Gott neben der Aschera und sprach zu ihr: "Aschera, weißt auch du, daß manche in meinem Reiche von Sehnsucht erfaßt sind nach einem anderen? Du weißt es und blickst selbst nicht heiter."

3.06 Da antwortete ihm die Aschera: "Oh, Gott, es ist weil unser Tun und Treiben den Fischen gleich ist, ein leichtes Spiel, obschon doch die El keine Fische sind und auch die Ingi nicht. Vielen wuchs Sehnsucht nach etwas, und keiner weiß, was es wirklich ist." Darauf sprach Gott:

3.07 "Weil sie es nicht wissen, verspüren sie Sehnsucht danach. Kennten sie es, so würden sie sich nicht danach sehnen." und er verließ die Aschera wieder.

3.08 Am Rande eines Waldes, dessen Bäume goldene Blätter tragen und die köstlichsten Früchte im Gottesreich, gingen zur selben Zeit zwei andere hellen El: Die Astarda und der Malok.

3.09 Und sie beobachteten vielfarbige Vögel, die musizierend zwischen den goldbelaubten Zweigen spielten. Da sagte der Malok zu seiner Gefährtin: "Gerade wie diese Vögel leben auch wir in alle Ewigkeit hinein, im ewigem Licht, in ewigen Spielen.

3.10 Das kann nicht alles sein, was in uns gelegt ist von Anbeginn her."

3.11 Die Astarda blieb stehen, schloß ihre Augen; und sprach dann: "Es ist mehr, es ist anders. Niemand kennt es - und doch ist es da von Anbeginn her in uns." Und schweigend schritten beide weiter.

3.12 Da schlich der Ibilis sich an Astarda und Malok heran, wie diese zu erschrecken, und trat ihnen in den Weg.

3.13 Mit schneller Stimme der Ibilis sprach: "Ei, ihr Guten! Wollt ihr einen Gedanken hören, den viele längst denken, zu sagen aber sich scheuen? Ich nenne ihn euch geschwind:

3.14 Das alles hier, was der brave Gott ganz nach seinem Maße bloß gebaut hat, ist nicht unsere Welt - kann unsere Welt nicht sein!

3.15 Etwas Neues gilt es zu schaffen! Und wir müssen das tun, denn Gott tut es nicht.

3.16 Laßt uns reden darüber mit allen denen, die sich befreien wollen aus den Grenzen dieser Schöpfung. Viele sind's schon!"

3.17 Waren alle die Stämme der Ingi und El, Völkern gleich, je in einer Farbe und Weise,

3.18 so war davon eine Ausnahme doch; nämlich die Ausnahme war jene Gruppe von Ingi, eine die klein war nur, welche böse Triebe in sich hatten.

3.19 Dieser Stamm aber war nicht eine Einheit, wie die anderen Stämme waren, sondern vielmehr war es ein halb heimliches Zusammenfinden der boshaften Triebe aus allen Stämmen der Ingi;

3.20 und ihr Anführer war ein El, der das Boshafte suchte und zum Teile schon um sich scharte; und dessen Name war Jaho.

3.21 Jaho aber plante eine eigene Welt, eine andere als die, welche der Baal und die Tanit erwogen; eine andere als die, an welche die Astarda und der Malok dachten; ja, selbst der Ibilis dachte nicht das, was der Jaho im Schilde führte:

3.22 Nämlich die Feindschaft gegen Gott.

3.23 Und Jaho ging zu Gott und sagte zu diesem: "Gott! Du bist mein Herr nicht und nicht der Herr derjenigen, die mit mir sind. Hätten die Iluhe sich statt bei dir über mir vereinigt, so wäre ich heute Gott. Gib also die Macht der Gottheit an mich, denn ich weiß sie besser zu benutzen als du!"

3.24 Gott antwortete ihm: "Nur in dem konnten sich die Iluhe vermählen, der ihres Wesen war. Bei dir wäre das aber unmöglich gewesen. Du weißt also nicht, was du redest. Werde weiser und suche den Frieden mit dir und mit allem anderen."

3.25 Und Gott wandte sich anderem zu.

3.26 In dem Jaho aber wühlte Zorn wider Gott.

3.27 An den Ufern eines goldenen Sees unter goldschimmerndem Licht inmitten des Gottesreichs traf sich die Aschera mit dem lichten Eschthor, ihrem Gefährten.

3.28 Und in ihnen beiden war das Erfühlen dessen, was in Bewegung gekommen war verschiedenen Ortes. Deshalb sprach zu ihrem Gefährten die Aschera: "Eschthor, ein Raunen geht um im lichten Reiche Gottes; und in mir ist eine Stimme, ganz leise und doch vernehmbar, die desgleichen raunt von mal zu mal." Da erwiderte Eschthor ihr: "Auch ich kenne dieses Raunen, von dem du sprichst.

3.29 Es ist der Klang einer uralten Sehnsucht, die in viele El und auch in viele Ingi gelegt worden sein muß, noch vor Anfang des Seins. Gott aber weiß, weshalb er solchem Raunen keinen Boden gab in seinem Reich, auf dem es könnte wachsen und wuchern. Wir wollen Vertrauen haben in ihn, der mehr weiß als wir."

3.30 Er richtete seinen Blick auf das schimmernde Wasser und sprach: "Sieh, Aschera, wie das Wasser des Sees sich in seiner Mulde schmiegt und so diesen bildet. So vermag es das Licht des Himmels an sich zu nehmen in seinem Spiegelbild. Würde dieses Wasser unruhige Wellen schlagen, es könnte nicht mehr des strahlenden Himmels Gegenstück sein."

3.31 Da hob Aschera ihren Blick von der schimmernden Fläche des Wassers zum Himmel empor und sagte: "So sind auch wir Spiegelbilder des Lichtes - Widerschein Gottes. Und doch sind wir auch unser ureigenes Selbst."

3.32 Und Eschthor sprach: "Der Iluhe Kinder sind wir; und Gott ist unser ältester Bruder. Ihm sollen wir folgen."

VIERTES KAPITEL

4.01 Weiterhin vergingen Kreisläufe der Ewigkeit. Das Leben und Treiben im Gottesreich blieb unverändert, reich an Schönheit und Ruhe und voll des seligen Friedens.

4.02 Unterdessen hatte aber der Jaho mit den Seinen unter der Oberfläche des Daseins im Gottesreich aufzuwirbeln versucht. Und in manchem war ihm dies gelungen, wenn auch nicht in sehr spürbarem Umfange.

4.03 Der Ibilis mit seiner Gefährtin Areschkiga hatte öfter dem Jaho zugesprochen, hie und da, ohne daß aber er oder die Areschkiga in des Jahos Gefolgschaft eingetreten wären.

4.04 Vielmehr hatten sie Jaho geraten, mit Baal und mit Tani zu sprechen, allein diese besäßen Stärke genug, womöglich den neuen Weg, der zu Neuem leiten mochte, zu ertrotzen.

4.05 Jaho aber wollte dergleichen nicht hören noch wahrhaben; denn er selbst und er allein wollte ein neuer Gott werden.

4.06 Darin aber folgte ihm keiner der El, kraftlose Gruppen einiger Ingi nur hörten ihn an.

4.07 Und so kam es, daß Jaho nicht zugegen war, als die stärksten und hellsten der El sich auf einer Lichtung zwischen Blumen versammelten, um über ihre Sehnsucht zu sprechen; Der Baal und die Tani, der Malok und die Astarda, der Eschthor und die Aschera, der Ibilis und die Areschkiga. Mit ihnen waren Anhänger der Ingistämme gekommen;

4.08 und die Rede war, Gott abermals um Beistand zu bitten für den Plan.

4.09 Um dieselbe Zeit aber sammelte der Jaho die Seinen und sprach zu diesen: "Es ist genug gewartet und viel zu viel gebetet worden. Den, der sich Gott nennt, brauchen wir nicht und wollen wir nicht. Gott ist, wer Gott genannt wird. Deshalb sollt ihr mich euren Gott nennen."

4.10 Da riefen die Seinen ihm zu: "Jaho ist unser Gott, und ist der einzige."

4.11 Dies aber hatte der Dämon Paschutsu vernommen am Rande zum Nichtsein. Und so kam er näher, um den sich zu merken, der ein neuer Gott werden wollte.

4.12 So gelang die Kunde von dem, was im Gottesreich sich zu bewegen anhub, nun ins Kuthärach, die grause Hauptheimstätte der Dämonen, welche nächst der äußersten Grenze zum Nichtsein gelegen und unbegreiflich für alle Wesen außer den Dämonen, deren Größe von einer Art ist, die selbst Gott nicht beherrscht.

4.13 Und die Dämonen trugen von der am äußersten Rande zum Nichtsein gelagerten Schlacke der Schöpfungen Gottes, die zu nichts Rechtem taugte, einiges näher in die gähnenden Gefilde des Dunkels, damit die Abtrünnigen dies sollten sehen können und danach greifen wollen.

4.14 Die Dämonen selbst aber blieben unsichtbar für alles, was nicht ihresgleichen war.

4.15 Und viele der El und der Ingi im Gottesreich sahen bald, daß dort in den Fernen des Dunkels einiges lag;

4.16 und manche sagten: "Seht, da ist doch einiges, wovon Gott uns nichts verraten hat. Vielleicht, daß wir dort hinziehen und dies nehmen und uns eine eigene Welt schaffen."

4.17 Noch aber vermochte keiner von ihnen das lichte Reich Gottes zu verlassen.

4.18 Weil Gott aber von alledem wußte, da bekümmerte es ihn. Und er besuchte den Baal, welcher in jenem Moment zum anderen Male auf der Spitze des goldenen Berges stand und in das Dunkel der Ferne hinausblickte.

4.19 Und Gott richtete die Rede an Baal und sprach: "Baal! Gut weiß ich, daß du dich fortsehnst von hier, und daß auch andere eben dieses Verlangen in sich fühlen.

4.20 Ihr alle wißt aber nicht, wohin solches Sehnens Erfüllung führen würde."

4.21 Da entgegnete der Baal: "Oh, Gott! Ja, es ist der Wunsch in vielen von uns groß, etwas Eigenes zu erbauen, eine Welt, die unserer Art gemäß ist, die von dem herrlichen Lichte dieses, deines Reiches hat - aber auch von der sanften Dunkelheit dort draußen; nicht das gleißende Licht allezeit.

4.22 und es treibt uns, Taten zu vollbringen, Neues zu bauen."

4.23 Da sagte Gott zu ihm: "Ihr würdet eine Welt der Finsternis schaffen."

4.24 Baal erwiderte ihm: "Eine Welt sollte es sein, die zwischen beiden Dingen steht - dem gleißenden Licht deiner Ewigkeit und dem ruhenden Dunkel dort draußen; eine Mittelwelt, die unserer Art angemessen wäre;

4.25 denn wir sind nicht vollkommen wie du." Und Baal bat Gott in innigem Tone: "Oh, Gott! Hilf uns, den meinen und mir, diese unsere ersehnte Welt zu bauen! Auf daß wir tätig sein können, Neues ergründen - und nicht bloß uns in ewigen Spielen ergehen."

4.26 Gott aber antwortete: "Ich kann dir diesen Wunsch nicht erfüllen. Denn täte ich es, folgten viele von den Einfältigen dir und den deinen, viele von jenen, die ein anderes Spiel nur dort wähnen und also in ihr Verderben stürzten.

4.27 Wie ich dir sagte: Zu deinem Wunsche helfen kann ich dir nicht. Sage es den Deinen und bleibe in Frieden." So blieb Baal wieder allein auf dem goldenen Berg zurück, denn Gott hatte ihn dort alleingelassen.

4.28 Diese Stunde nutzte der Ibilis, welcher inzwischen mit dem Jaho sich in ein Einvernehmen gesetzt hatte, und sprach Baal von der Seite her an und sagte: "Oh, Baal!

4.29 Stärkster der El! Hoffnung der Suchenden! Gott hat sich von dir und von uns allen abgewandt! Es ist jetzt hohe Zeit, Eigenes zu beginnen, ohne länger zu warten."

4.30 Baal sah den Ibilis an und erwiderte ihm: "Es ist nichts möglich ohne Gott."

4.31 Ibilis aber meinte: "Da irrst du, oh Baal! Es sind der Dinge genügend dort jenseits der Grenzen des Gottesreiches Einerlei. Sieh' doch die Dinge, die in dunkler Ferne dort lockend auf uns warten, damit wir daraus unsere neue Welt schaffen!" Und dabei zeigte er auf die vagen Haufen von Schlacke der Schöpfung Gottes, welche die Dämonen bereitet hatten.

4.32 Baal aber sprach: "Weißt du denn nicht, Ibilis, daß die Grenzen des Gottesreichs unüberschreitbar sind?"

4.33 Darauf lachte der Ibilis laut und sagte dann: "Ei, wie hoch schätzt ihr alle den braven Gott doch ein! Dabei sage ich dir, oh Baal: Im Nu sprengen für uns die Dämonen die Grenzen!"

4.34 Dies mißfiel dem Baale, denn er wußte wohl um der Dämonen grausige Macht, vor der die Grenzen des lichten Gottesreiches schützten.

4.35 Mehr noch indes mißfiel ihm, ein Neues beginnen zu sollen, welches wiederum fremder Hilfe hätte bedurft.

4.36 So wies er den Ibilis fort und sagte zu ihm: "Wenn ich das Neue beginne, dann sprenge ich auch die Grenzen selbst!"

4.37 Ibilis aber war im Stillen zufrieden, weil er den großen Baal jetzt doch zur Tat angeregt.

4.38 Noch einmal saß Baal grübelnd auf der Spitze des goldenen Berges; Tanit, seine Gefährtin, bei sich.

4.39 Dann aber rief er alle die Seinen und alle die Suchenden zu sich und verkündete ihnen mit lauter

4.40 Stimme: "Macht euch bereit! Bald schon ziehen wir los, unser neues Reich zu bauen! Und keiner trete uns in den Weg!"

4.41 Da hob ein großes Jubeln an rings um den Berg, an welchem die Anhänger Baals sich versammelt hatten.

4.42 Viele kamen von den El und den Ingi; die meisten der Stämme des Baal und der Tanit, des Malok und der Astarda, des Ibilis und der Areschkiga;

4.43 und auch Jaho mit seiner Schar schloß sich an; dazu viele von überall her, die das Geschehen verfolgen wollten.

4.44 Die Aschera aber kam und ging zu Baal hin und redete ihn an: "Baal, mein Freund, das Glühen deiner Sehnsucht lebt auch in mir. Und doch bitte ich dich: Gehe nicht! Und laß auch die Anderen nicht ziehen!

4.45 Unsere Welt ist das Gottesreich."

4.46 Da sah Baal sie an und entgegnete: "Wenn du auch Recht haben magst, so ziehen wir doch. Es muß ein neues Reich entstehen - es muß und wird sein!"

4.47 Da ging Aschera traurig von dem Ort;

4.48 und die anderen alle aber riefen Baal und Tanit, Malok und Astarda zu: "Hurra, das neue Reich!"

4.49 Und diese vier, welche die Führenden waren, allen voran Baal, stiegen auf von dem goldenen Berg, dem Dunkel entgegen;

4.50 und alle ihre Anhänger folgten ihnen nach; wohl viele tausend an der Zahl.

4.51 Durch die Kraft seines Willens sprengte Baal des Gottesreiches Grenzen - und frei war der Weg in das unbekannte Neue.

FÜNFTES KAPITEL

5.01 Bald hatten alle die Tapferen, die dem Baale gefolgt waren, des Gottesreiches Grenzen hinter sich gelassen.

5.02 Und so blickten sie nun zurück in jene lichte Welt, von der aus heller Schein noch hineinstrahlte in das regellose Dunkel des Neuen, dem sie entgegenzogen.

5.03 Keiner aber empfand ein anderes Gefühl als das späten Stolzes, endlich den Schritt getan zu haben, der von Anbeginn als Wunsch in ihnen allen geschlummert hatte.

5.04 Noch nahe dem Lichte, welches vom Gottesreich ausstrahlte, hielten die Tapferen inne, um sich zu formieren;

5.05 und sie nahmen auch zurecht, was mitgenommen sie hatten an Werkzeug.

5.06 Und so zogen sie vorwärts in das dunkle Unbekannte.

5.07 Grenzenlos lag vor ihnen allen nun die Ferne, in der noch nichts war als das Warten darauf, daß sie etwas schufen darin.

5.08 Bald schon war das Licht des Gottesreiches in die Ferne gerückt, und die Ferne stattdessen zur Nähe geworden.

5.09 Wie der Marsch der Tapferen so weiter dahinging, bemerkten sie, daß eine große Kälte herrschte im Dunkel des Unbekannten.

5.10 Und einiges veränderte sich auch an ihnen und war bald so, daß die Kälte sie nicht zu schrecken brauchte.

5.11 Guten Mutes ging der Zug weiter voran - dorthin, wo von den Dämonen die Schöpfungsschlacke gelagert worden war, wenn auch nur ein kleiner Teil davon; was aber für den Anfang genügen mochte, eine Festung zu bauen.

5.12 Wie sie aber der finsteren Schlacke sich näherten, da waren sie schon so weit gewandert, daß der Lichtschein des Gottesreiches nur mehr ein winziger heller Punkt war, am anderen Ende der Ferne.

5.13 Und nun aber geschah Merkwürdiges unter den Wandernden;

5.14 denn einige von ihnen gebärdeten sich auf einmal fremdartig und unbegreiflich und begannen einen Streit in den eigenen Reihen und besonders die so Befallenen untereinander.

5.15 Und da wußten die Führenden, daß Dämonen unter sie gefahren waren und hatten Besitz ergriffen von jenen einigen der ihren.

5.16 Da gingen die Tanit und der Baal und die Astarda ganz besonders, aber auch die anderen Großen, und scheuchten die Dämonen aus den gequälten Leibern der Befallenen.

5.17 Und der Ibilis und die Areschkiga jagten die ausgescheuchten Dämonen und zerpreßten sie;

5.18 und kamen derer aber noch mehr und auch von den Tapferen wandten mehr sich zum Kampfe - so daß bald eine Schlacht tobte zwischen den Wanderern und den sie angefallenen Dämonen.

5.19 Und diese Schlacht währte viele Stunden lang; und keiner war da, der nicht an ihr teilgenommen hätte: Die Frauen im Ausscheuchen besonders und die Männer im offenen Kampf.

5.20 Schließlich siegten aber die Wanderer.

5.21 Viele der Tapferen aber hatten Leid erlitten -

5.22 und all dies war der erste Eindruck der Hölle.

5.23 Die Wanderer hatten aber endlich siegreich den Schlackeberg erreicht. Und so hatten ihren ersten eigenen Besitz sie sich tapfer erkämpft.

5.24 Und das war der Eindruck des wahrhaftig Neuen: Daß es zu erkämpften galt, was neu werden sollte.

5.25 Und alle begriffen, daß ein Dasein in Freiheit Kampf hieß.

5.26 Aber um so mehr waren sie voller Freude und Stolz allesamt, als sie den noch rohen Klumpen von Schöpfungsschlacke besetzten;

5.27 und sogar der Jaho mit seiner Gruppe wollte nicht anders sein als die anderen in diesem Moment.

5.28 Alle waren sie froh und dankten ihrem Geschick, vor allem aber dem Baal und der Tanit, die sie in allem Entscheidenden geführt.

5.29 Wie sie jetzt aber da waren, die Kälte um sie, da erstieg Baal den Gipfel des Schlackeberges und sprach zu den Vielen:

5.30 "Helden und Heldinnen! Laßt uns nun beginnen und unser "Mittelreich" bauen! Mit Grotten und Palästen, Wohnungen und Gärten und Wegen und Toren und Türmen. Eigene Flüsse werden wir haben und Seen - und ein eigenes Licht, das uns leuchtet und wärmt. Wälder und Haine werden wir haben und einen Himmel voller Musik.

5.31 Auf ans Werk!"

5.32 Und daraufhin jubelten die Seinen alle ihm zu und riefen: "Heil dir und Heil uns! Ans Werk, ans Werk!"

5.33 Und sie begannen zu arbeiten, wie niemals zuvor war gearbeitet worden durch alle Kreisläufe der Ewigkeit.

SECHSTES KAPITEL

6.01 Binnen kurzer Zeit war aus dem groben Schlackeklumpen eine kleine bewohnbare Welt geworden. Mit Grotten und Wohnungen, Plätzen und Wegen, Toren und Türmen und mancherlei mehr. Wärmende Lichter brannten fast überall.

6.02 Und durch andauerndes Trommeln auf große Pauken wurden jene Schwingungen hergestellt, die das Oben und das Unten regeln.

6.03 Und alles das war wohl gut gediehen während so knapper Zeit und mit so wenigen Mitteln. Vieles aber fehlte noch, viel Arbeit stand noch bevor.

6.04 Der Baustoff aber war bald verbraucht, und es hieß, neuen heranzuschaffen. Dies zu bewerkstelligen aber hieß, ihn aus dem Kuthärach zu holen, vom Hauptsitz der Dämonen.

6.05 Und so wurde der erste Kriegszug ins Werk gesetzt.

6.06 Der Baal, den sie jetzt auch den Hammon nannten, rüstete dazu ein Heer aus.

6.07 Und schon gleich nachdem die nötigsten Wohnungen waren gebaut gewesen, hatte Baal-Hammon veranlaßt, daß Waffen geschmiedet würden, was nun sich bewährte.

6.08 Dazu war erfindungsreich Ibilis gewesen, der eine flammende Lanze schuf und auch flammende Schwerter, welche taugten, die Dämonen gründlich zu schlagen. Aber auch Panzer gab es und Helme und Schilde und Pfeile für die Bogen und Katapulte.

6.09 Und voller Eifer werkten die Bewohner des Mittelreiches, auf daß der Kriegszug ein siegreicher werde und das Nötige eintrage für den weiteren Bau des Reiches.

6.10 Und da alles nun gerüstet war und auch sich geübt hatte im Handwerk der Waffen, führte Baal-Hammon das Heer auf den Kriegsmarsch gegen Kuthärach.

6.11 Allein die Frauen blieben im Mittelreich zurück.

6.12 Es war ein beschwerlicher Weg bis in die tiefsten Tiefen der Finsternis. Doch selbst von hier aus noch war zu sehen, wie ein winziges leuchtendes Pünktchen, das ferne Gottesreich, welches sie so weit hinter sich gelassen; und keiner sehnte sich dorthin zurück. Der sanfte Schimmer des Lichtes vom Mittelreich aber war ihnen lieb.

6.13 Für diese ihre Heimat zogen sie in den Krieg gegen den schrecklichsten Feind.

6.14 Bald gewahrten sie in der sich mehr und immer mehr ballenden Finsternis grünlichen Schein; und ein Glitzern von Schöpfungsschlacke und auch anderer Dinge.

6.15 Die Dämonen aber erwarteten den Angriff nicht, sondern kamen dem Mittelreich-Heere entgegen.

6.16 Als aber die Dämonenhorden sich auf das Heer stürzen wollten, da schossen die Helden ihre starken Pfeile ab und die Feuerschleudern und marschierten mit blanken Schwertern dem Feinde entgegen, daß dieser zurückwich;

6.17 denn dem besonderen Feuer, erzeugt im Mittelreich für die vom Ibilis erdachten Waffen, widerstanden die Dämonen nicht.

6.18 So stürmte das Heer der Helden das gewaltige und grause Kuthärach und gewann, was dem Mittelreiche nötig war.

6.19 Dies aber hatte auch gezeigt, daß die Helden vom Mittelreich stärker waren als die größten Dämonen im Kampf.

6.20 Wie nun aber das Heer auf dem Heimmarsche sich befand, schwer beladen mit Werkstoffen alle, die nicht Katapulte führten, da kam plötzlich der Jaho an die Spitze des Heeres und redete Baal-Hammon an und forderte diesen auf:

6.21 "Baal! Laß' uns nicht diese Dinge tragen, sondern bessere holen! Laß' uns gegen das Gottesreich ziehen und es erstürmen und dort die Herren werden! Wir sind ja stark!

6.22 Wir werden ILs Heimatstätte einnehmen; was wir wollen behalten, was wir nicht wollen zerstören, und ihn selbst an einem Baume festnageln, damit er alledem zusehen kann, während wir seiner spotten!"

6.23 Und einige von des Jahos Anhängern schrien: "Ja! Laßt uns dies tun! Laßt uns dies tun!"

6.24 Als Baal-Hammon das hörte, schauderte ihn; auch die meisten der Krieger erschauderten. Und Baal-Hammon sagte:

6.25 "Jaho! Wir sind ausgezogen aus dem Gottesreich, um unser eigenes Reich zu bauen. Wir sind ausgezogen, um unsere Freiheit zu haben - wir sind aber nicht ausgezogen in Feindschaft zu Gott! Sprich nicht wieder solch törichtes und übles Wort! Trage besser mit den Deinen tüchtig, damit wir die neue Heimat schöner machen können; denn deshalb ist alles, was geschah, geschehen."

6.26 Als der Jaho dies hörte, wurde er zornig und stellte sich Baal-Hammon in den Weg und schrie ihn an: "Baal! Du bist nicht anders als ich und ich bin nicht anders als du von Rang! Jetzt sehe ich, daß du kein guter Führer bist! Also werde ich von nun an der Führer hier sein!

6.27 Ich werde das Heer gegen das Gottesreich führen und alle Herrlichkeit gewinnen; denn ich bin der, der in Wahrheit Gott sein müßte!"

6.28 Und einige von des Jaho Anhängern riefen: "Jaho muß Gott werden! Nicht Führer oder König, sondern Gott, ein Gott!"

6.29 Daraufhin ließ Baal-Hammon seinen Blick schweifen über das ganze Heer und rief fragend: "Wer von euch will statt meiner zum Führer den El Jaho zum Gotte haben?"

6.30 Da tönte wie ein gewaltiger Sturmwind die Antwort von tausenden Kriegern dem Baal-Hammon entgegen:

6.31 "Du bist unser Führer, Baal-Hammon, Du bist unser König, Baal-Hammon!" Und: "Jaho schweige! Er schweige!"

6.32 Dies erfüllte den Jaho mit verbissener Wut, so daß er seinen Anhängern winkte und laut rief:

6.33 "Dann sollen die mit mir kommen, die meinen Weg gehen wollen! Ich werde ein eigenes Reich bauen, werde es rüsten und zu Zeiten das Gottesreich als neuer Gott einnehmen! Wer an sein Wohlergehen denkt, der komme mit mir!"

6.34 Es waren auch einige, die sich jetzt um den Jaho scharten; und das war wohl etwa der sechste Teil des Heeres.

6.35 Alle die anderen standen treu zu Baal-Hammon.

6.36 Baal-Hammon sagte nun aber zu denen, die dem Jaho folgen wollten: "Nehmt euren Anteil an der Beute von Kuthärach, damit ihr euch eine Heimstätte bauen könnt, und verlaßt gleich das Heer. Niemand wird euch zurückhalten, keiner wird euch folgen, eure Gefährtinnen, die noch im Mittelreich sind, mögen zu euch stoßen, so sie dies wollen."

6.37 Da lachte der Jaho schrill und sagte: "Die Weiber magst du getrost bei euch behalten, Baal, denn ich brauche bloß Krieger."

6.38 Jetzt zog Baal-Hammon sein Schwert und hob es zum Zeichen für alle und sagt laut: "Dieser und die Seinen sagen sich los von uns. Wer aber sich eines besseren besinnen will, der mag bleiben; sein Aufruhr wird ihm vergessen werden. Wer aber mit dem Jaho gehen will, der gehe - oder kämpfe mit mir!"

6.39 Und er wendete sich zu dem Jaho und fragte: "Willst vielleicht du um die Führerschaft mit mir den Zweikampf austragen?"

6.40 Da wendete der Jaho sich ab und rief dem Baal-Hammon zu: "Du sei verflucht!"

6.41 Und er gab Zeichen den Seinen, die ihm folgen wollten, und verließ mit ihnen das Heer.

6.42 Und während das Heer des Mittelreiches weiterzog, der neuen Heimat zu, schlug der Jaho mit seinen Anhängern dicht am Rande der finstersten Finsternis sein Lager auf.

6.43 Und die Verräter nahmen Schlacke und anderes von ihrem Beuteanteil und begannen, ihr Lager zu befestigen und auszubauen;

6.44 aber bloß auf Zeit und nicht so gut, wie [es] das Mittelreich war, weil sie ja bald das Gottesreich einzunehmen gedachten.

6.45 Nach kurzer Frist aber schon entstand Unfriede zwischen den Verrätern; denn sie hatten schlecht gerechnet.

6.46 Und auch fehlte das Zarte, wie es Frauen gegeben hätten, welche sie nicht hatten haben wollen.

6.47 Und aus eben diesem Lager des Jaho entstand bald die wirkliche Hölle.

6.48 Mit weiterer Zeit aber, als dem Jaho deutlich wurde, das Gottesreich nicht leicht einnehmen zu können, baute das Lager er zu einer bizarren Festung aus und schloß auch Bündnis mit einigen der kleineren Dämonen.

6.49 Zum Mittelreich aber gab es für diese Hölle keine Verbindung mehr.

SIEBENTES KAPITEL

7.01 Des Mittelreiches Weiterbau ging unterdessen günstig voran - wenngleich es ein hartes Leben dort war und also ganz anders als im Gottesreich.

7.02 Dennoch waren die Bewohner des Neuen zufrieden und hoffnungsfroh.

7.03 Es gab viele schöne Dinge mittlerweile im Mittelreich: Bauwerke und gehegte Pflanzen, Kunstwerke aus Stein der Schöpfungsschlacke, schöne Kleider und Schmuck für die Frauen;

7.04 und das eigene, gelb und rot und auch bläulich und grünlich leuchtende Licht.

7.05 Allein einen hellen Himmel gab es nicht, denn statt eines solchen wölbten sich Grotten und Bögen aus glitzerndem Kristall; dahinter die Grenzenlosigkeit.

7.06 Vieles hätte aber noch viel besser werden können, vor allem aber in kürzerer Zeit, wären die Einwohner zahlreicher gewesen als sie waren.

7.07 Und so sprach man oft im Mittelreich darüber, Boten an die Grenzen des Gottesreiches zu senden, um den dortigen Ingi und El von allem Geschehenem zu erzählen und womöglich neue Bewohner für das neue Reich anzuwerben, die auch sich nach Freiheit und Weite sehnten; denn derer gab es ja viele, wie noch bekannt war.

7.08 Und so geschah es, daß Baal-Hammon sich selbst an die Spitze einer kleinen Schar stellte, von seiner Gefährtin Tanit begleitet, um an die Grenzen des Gottesreiches zu wandern und dort nachzuschauen, wie die Dinge stünden.

7.09 Dies indes blieb auch dem Jaho nicht lange verborgen;

7.10 Und so machte auch er mit einer Schar sich auf den Weg an die Grenzen des Gottesreiches, um Zustrom zu suchen. Dabei achtete er jedoch, Baal-Hammon nicht zu begegnen.

7.11 Während nun aber Baal-Hammon, Tanit und ihr Trupp gemächlich reisten, dabei manches beredend und sich oftmals des einstigen Auszuges besinnend, eilte der Jaho mit den Seinen, um schnell am Ziel zu sein und vielleicht Ingi für sich zu gewinnen, noch ehe der Baal zu ihnen sprechen könnte.

7.12 So kam es, daß beide Gruppen beinahe zur selben Zeit die Grenzen des Gottesreiches erreichten, jedoch von verschiedenen Seiten.

7.13 Und so sprach Baal-Hammon zu den El und zu den Ingi im Gottesreich;

7.14 und er berichtete ihnen genau, was bisher geschehen war in der Grenzenlosigkeit und wie es inzwischen aussah im Mittelreich, was dort noch fehlte und von Nöten sei

7.15 und daß sie sich überlegen möchten, nicht womöglich mit dorthin zu ziehen, um in Freiheit sich durch das Dasein zu fechten.

7.16 Mehr und immer mehr der Einwohner des Gottesreiches kamen näher und hörten, was Baal-Hammon zu ihnen sprach.

7.17 Bald waren große Scharen versammelt, die den Worten Baal-Hammons aufmerksam und auch zugeneigt lauschten.

7.18 Auf der anderen Seite hörten aber auch viele auf das, was der Jaho erzählte, wiewohl dies nicht die Wahrheit war;

7.19 denn Jaho sagte, seine Welt sei ganz vortrefflich und viel prächtiger als das Gottesreich mit seinem albernen Licht und dem oft schwatzenden Gott darin.

7.20 Und auch er forderte auf, ihm zu folgen, bloß viel drängender als es der Baal-Hammon tat, der ehrlich war.

7.21 So geschah es, daß nach beiden Seiten eine große Anzahl Ingi und auch manche El ansetzten, das Gottesreich zu verlassen, was durch die von außen wirkenden Kräfte ihnen jetzt leicht möglich war.

7.22 Und bald zogen dichte Kolonnen davon, um sich dem Baal-Hammon auf der einen oder dem Jaho auf der anderen Seite anzuschließen.

7.23 Und eine neue große Wanderung begann.

7.24 Dies aber wollte Gott nicht dulden.

7.25 Deshalb schickte er zwei Scharen aus, dies Treiben zu beenden; und setzte an die Spitze der einen die Aschera und an die der anderen den Eschthor.

7.26 Wie nun die Aschera, welche das Gottesheer gegen Baal-Hammon anführte, diesen erreicht hatte, da verwunderte er sich sehr und sprach zu ihr:

7.27 "Aschera! Du? Du wendest dich gegen den alten Freund, dessen Sehnsucht du selbst doch so oft geteilt hast?

7.28 Versteht Gott nicht, daß er diesen allen hier ihre Freiheit lassen muß, und daß wir ohne ihre Hilfe unsere Welt nicht werden vollenden können?"

7.29 Da antwortete die Aschera ihm: "Schmerzenden Herzens stelle ich mich gegen dich, Freund Baal. Doch Gott hat es mir geboten. Und er kann nicht das Falsche wollen."

7.30 Baal-Hammon sann lange Zeit nach, ohne etwas zu unternehmen. Endlich sagte er mit bitterer Stimme: "Gegen Gottes Willen kann ich nicht kämpfen.

7.31 Sage ihm aber, daß er Unrecht tut! Sage ihm, er versteht uns nicht, weil er allein sein Maß gelten läßt. Lebe wohl, Aschera."

7.32 Damit kehrte er um, unverrichteter Dinge, in Richtung Mittelreich.

7.33 Die Aschera aber sprach nachdenklich: "Ich verstehe euch gut..."

7.34 Die meisten der mitgezogenen Ingi und El, die nun umkehren sollten, wünschten sich, in die Ferne weiterziehen zu dürfen.

7.35 Weil aber, auf Befehl Gottes, nun eine Scheidewand zwischen sie und Baal-Hammon gesetzt worden war, was jener ja wußte, waren die Losgezogenen ohne Zufuhr frischer Kraft.

7.36 Und so sanken sie dahin, in ein Vergessen ihrer selbst.

7.37 Baal und Tanit und der Trupp aus dem Mittelreich sahen dies und es rührte sie schmerzlich.

7.38 Da griff Baal-Hammon an sein Schwert und sprach zu sich: "Vielleicht kommt doch noch der Tag des Schwertes hierher - wer mag es wissen."

7.39 Wie auf der einen, so war es auch auf der anderen Seite des Gottesreiches gegangen.

7.40 Dort hatte der Eschthor den Jaho verjagt und all jene, die ihm hatten nachgehen wollen, erlagen nun auch dem Selbstvergessen.

7.41 Und eine große Menge Ingi und El schwebte jetzt willenlos treibend am Rande des Gottesreiches in der Dunkelheit.

7.42 Sie alle schienen verloren zu sein für diese, wie auch für jene Welt.

7.43 Da erschuf Gott etwas wiederum Neues.

7.44 Und dies war eine Welt, dem Mittelreich in einigem ähnlich, in anderem dem Gottesreich - und aber doch in gänzlich anderer Form: Dies nämlich wurde die Erdenwelt.

7.45 Und auf ihr finden die Erschlafenen wieder zu sich, ahnungslos, und leben dahin, um

7.46 später dann, wenn sie da gestorben sind, dem Mittelreich, dem Gottesreich oder auch der Hölle zuzustreben für das weitere Dasein in Ewigkeit.

7.47 Wer sein Ziel unter diesen aber im Erdenreich schon kennt, der kennt seine wahre Heimat, der findet sein ewiges Ziel - und der kennt seine Gottheit.

ACHTES KAPITEL

8.01 Die Namen der Götter aber sind für des ewigen Lichtes Reich, das Gottesreich, nicht viele sondern nur der des IL, welcher Gott der Höchste ist,

8.02 sein Name ist Gott, und er ist es.

8.03 Ihm zur Seite aber, den Tapferen des Mittelreiches freundlich zugewandt, ist noch die Aschera.

8.04 Die Götter des Mittelreiches nun sind mehrere; ihre Namen, sie anzurufen, sind diese: Baal-Hammon und Tanit, Malok und Astarda.

8.05 Tapfer sind sie und treu und guten Wollens in allen Dingen der Arbeit und des Kampfes und der Freiheit.

8.06 Der Herr der Hölle indessen ist Jaho. Der Widersacher Aller ist

8.07 dieser, Feind allen Göttern und allen Bewohnern des Mittelreiches, Feind allen Bewohnern des Gottesreiches, Feind der Aschera und gar Feind Gott dem Höchsten.

8.08 Und Jaho ist so der Satan; die um ihn sich scharenden wurden zu Teufeln.

8.09 Im Dämonenreich jedoch herrschen sehr viele, allen voran aber der Paschutsu und die Lamaschut.

8.10 Stark und schrecklich sind die Dämonen mitunter, bleiben aber doch allzumeist unter sich, so nicht Absonderliches sie bewegt, auch anderem sich zuzuwenden.

8.11 Über Gott führt der Weg zurück in das ewige Licht nach dem irdischen Sterben - desgleichen über die Aschera.

8.12 Über die Götter des Mittelreiches führt der Weg in dieses nach dem irdischen Sterben;

8.13 Durch den Jaho aber führt der Weg in die grausige Hölle.

8.14 Mit den Dämonen aber führt der Weg in das seiende Nichts.

NEUNTES KAPITEL

9.01 Inzwischen aber gibt es nun drei Arten von Welten, eine jede ganz eigen und nicht vergleichbar mit der anderen.

9.02 Die erste Weltenart ist jene, die ganz zu Anfang geworden. Das Gottesreich ist in ihr.

9.03 Als nächstes wurde in ihr das Kuthärach.

9.04 Danach geschah, daß die Tapferen auszogen aus dem Gottesreich und das Mittelreich bauten.

9.05 Und auch entstand dann die Hölle.

9.06 Dies alles ist der Weltenarten erste und bedeutsamste.

9.07 Die zweite der Weltenarten schuf Gott der Höchste durch die Iluhe nach alledem;

9.08 jene Weltenart liegt jenseits der ersten und ist das Diesseits der Erdenwelten.

9.09 Diese zu schaffen, nahm Gott ein großes Stück aus dem seienden Nichtsein und drehte es um,

9.10 so daß ein Jenseits zum Diesseits und ein Diesseits zum Jenseits wurde;

9.11 und beide dieser Weltenarten schied die Art des Leben darin - je nach diesseitiger oder jenseitiger Weise.

9.12 Und das ist auch so; und deshalb können die einen zu den anderen nicht, und nicht die anderen zu den einen gelangen,

9.13 es sei denn über die Schwelle eines Sterbens hinweg, über die alle einst gehen von der zweiten Welt aus.

9.14 Aber jene nur gewißlich, die in die zweite Welt gelangten; und das waren und das sind alle diejenigen, die einstmals am Rande des Gottesreiches in die Starre des Vergessens ihrer Selbst zurückgesenkt worden waren, wie berichtet worden ist.

9.15 Mit der zweiten Weltenart, welche zur Wiedererweckung und zur womöglichen Heimführung all jener gemacht ist von Gott, gehört die Erdenwelt.

9.16 Nachdem Gott durch die Kraft der Iluhe einen Teil des seienden Nichtseins genommen und umgekehrt hatte, sandte er die Iluhe

9.17 und ließ Sonne und Mond und Sterne bilden und auch die Erdenwelt.

9.18 Auf dieser aber war im Beginne nichts außer heißem Gestein in völliger Dunkelheit; denn auch Sonne und Gestirne brannten noch nicht.

9.19 Und aus den Poren des Gesteins aber quollen die Wasser, bis bald überall Wasser nur mehr floß auf der dunklen Erdenwelt.

9.20 Da sandte Gott die Iluhe, und die Iluhe schwebten über dem Wasser in der Dunkelheit der noch rohen Erdenwelt; und sie teilten die Wasser, so daß Land zwischen ihnen emporkam;

9.21 und alles, was emporkam, war aus den Wassern gekommen; sowohl das Land wie die Inseln und Buchten und Berge und Täler.

9.22 Danach stiegen die Iluhe empor: Und es wurde der Himmel mit seinen Wolken und Winden.

9.23 Und noch weiter und höher stiegen die Iluhe, und sie entfachten das Licht an der Sonne und an den Sternen; und alles wurde hell.

9.24 Da dies nun geschehen war, da trocknete auch das aus den Wassern emporgestiegene Land.

9.25 Und am Oben der neuen Welt stand ein heimlicher Berg - nur Auserwählte können ihn sehen -

9.26 hinter dem ragt der Weltenmast hinauf bis in das höchste Licht.

9.27 Und von dort sollen die Tapferen ausgehen in diese Welt.

ZEHNTES KAPITEL

10.01 Wie nun alles derart bereitet war, da fügte Gott, daß nach und nach und dann immer mehr, die Setzlinge der Erstarrten auf das Erdenland sanken und

10.02 dort aufgingen: Pflanzen und Tiere und Menschen auch, welche ehedem El und Ingi waren gewesen im Gottesreiche.

10.03 Und alles dies gedieh und entfaltete Leben und Weben auf der Erdenwelt.

10.04 Die dritte Weltenart aber ließ Gott von den Iluhe zwischen die erste und die zweite fügen;

10.05 und diese lag also jenseits der ersten wie auch jenseits der zweiten Weltenart.

10.06 Dies wurde das Grüne Land der Wiederkehr, durch welches die auf Erden Verstorbenen gehen,

10.07 einjeder in seiner Weise und getreu seinem Ziel.

10.08 Auf der Erdenwelt aber, die nun von Menschen bevölkert war, besannen einige sich dessen, was vor ihrem großen Vergessen gewesen war.

10.09 Und so erinnerten einige sich an das Gottesreich und erzählten davon auch anderen. So kam es, daß Menschen Gott den Höchsten anbeteten.

10.10 Einige andere besannen sich aber der Mittelwelt, und auch diese erzählten davon auch anderen. So kam es, daß Menschen die Götter der Mittelwelt anbeteten.

10.11 Später auch kam es, daß einige der Menschen den Satan anbeteten.

10.12 Weil es so aber bald Verwirrung gab unter den Annahmen der Menschen, kehrten auch einige Geister von auf Erden Verstorbenen zurück, um manches zu berichten;

10.13 und Magier forschten mit ihrer Kunst in die Gefilde der jenseitigen Welten hinein.

10.14 Da aber keiner von den Menschen die Wahrheit recht zu ergründen vermochte, noch vermögen wird, es von sich aus zu tun,

10.15 darum spricht Aschera zu den Nachfahren der Tapferen.

10.16 Ihre Botschaft aber ist diese: Daß einjeder sein Leben in Erdenreich nutze, für das nächste sich zu rüsten

10.17 und zu entscheiden für einen Weg - führe er in das lichte Reich Gottes heim oder ins Mittelreich;

10.18 und kein Weg ist da, der nicht zu beschreiten wäre nach dem irdischen Sterben im nächsten Leben, das ewiglich währt.

10.19 Heil sei allen Tapferen, Heil sei Karthago.

10.20 Denn all jene, die zu den Tapferen zählen, werden einkehren nach dem Erdendasein beim Berg der Versammlung in Mitternacht, der zweiten Heimat, von wo aus emporragt der Weltenmast bis zu dem jenseitigen Feuer, dessen Licht unsichtbar strahlt in diese Welt von der jenseitigen her.

10.21 Und die Tapferen werden gehen von dort, zu stärken des Mittelreiches Licht.

Quellen

Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005

Das Karthager-Buch, Damböck-Verlag