Marcion

Aus ThuleTempel Wissensbuch

Geschichte

Marcion von Sinope

Um das Jahr 75 n.Chr. wird im pontischen Sinope ein Mann namens Marcion (auch Markion) geboren. Sein Vater, dessen Name aller Wahrscheinlichkeit nach Josephus lautete, war zunächst Oberhaupt der Synagoge von Athen gewesen. Das Synedrium zu Jerusalem beauftragte ihn jedoch mit der Gründung einer Scheinchristengemeinde in pontischen Landen. Mittels finanzieller Unterstützung gelang ihm dies schnell und er wurde zum Bischof von Sinope. Sein Sohn Marcion lebte nun inmitten des Konfliktes zwischen den wahren Urchristengemeinden und den judaisierten Scheinchristengemeinden. Als Jugendlicher war er bereits gut in den Schriften unterrichtet und bald erkannte er, dass dort irgendetwas nicht stimmen konnte. Ob er die Verfälschungsunterlagen des Synedrium bei seinem Vater fand oder letztendlich durch gesunden Menschenverstand erkannte, dass Christus mit dem Jahwe des Alten Testaments nichts zu tun hatte, ist nicht ganz klar. Fakt ist jedenfalls, dass er seinen Vater und andere Gemeindeobere eines Tages zu Rede stellen wollte, was mit dem Ausspruch des jüdischen Todesfluches über Marcion endete. Er schloss sich nun einer der wahren Urchristengemeinden an und schwang sich zu ihrem Führer auf.

Nachdem er hörte, dass sich der letzte noch lebende Jünger Christi, Johannes (richtig: Jovian), in Ephesus befand, machte er sich auf den Weg dorthin. Marcion traf Johannes in einem elenden Zustand an. Er war bereits 99 Jahre alt und schwer erkrankt. Als hätte der Jünger nur auf Marcion gewartet verstarb er am nächsten Tag, händigte ihm zuvor jedoch das unverfälschte Ur-Evangelium sowie die Jovian-Offenbarung aus. Marcion beerdigte den Evangelisten an einem unbekannten Ort. Ausgestattet mit den wichtigen Schriften schlug Marcion sein Hauptquartier in Zypern auf. Die von ihm aufgebauten wahren Christengemeinden hatten bereits drei Jahre später eine Mitgliederzahl von 500.000 Menschen erreicht. Zu ihrem Symbol wählten sie sich das rote Dornenkreuz.

Während die Scheinchristengemeinden mit ihrem Pharisäergeist viele als unwürdig zur Taufe ansahen, nahmen die Marcioniter jeden auf, gleich was er zuvor getan hatte. Nachdem der Einfluss der marcionitischen Gemeinden nun zunehmend wuchs, entschied sich Marcion in das Herz des Feindes nach Rom zu gehen. Zu größeren Kundgebungen und Verhandlungen kam es nicht mehr: Bereits kurz nach seiner Ankunft wurde er ermordet. Die nun führerlosen Urchristengemeinden konnten von den Scheinchristen bald vollends besiegt werden. Die Welt gehörte fortan der verfälschten christlichen Kirche, die neben der positiven Botschaft Christi auch seinen angeblichen Vater Jahwe-Schaddai zu den Völkern brachte. Ein schrecklicher Triumph der Dunkelmächte, denn ohne die verfälschten Kirchen hätte er sich der Mehrheit der Menschheit wohl kaum als Gott präsentieren können. Die Folgen sind zur Genüge bekannt: Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverbrennungen, Indianerausrottungen... Trotzdem ist das Vermächtnis Marcions nicht ausgelöscht! Verschiedene Orden und Gemeinschaften, wie etwa die Katharer, konnten es bis in die heutige Zeit retten.

Noch zwei notwendige Ergänzungen an dieser Stelle: 1. Was offiziell über Marcion geschrieben wird ist zu großen Teilen falsch, denn die offizielle Wissenschaft kennt ihn nur aus den Schriften seiner Gegner. 2. Dem Marcionitertum wird hin und wieder Antisemitismus vorgeworfen. Diese Unterstellung ist vollkommen unhaltbar. Die Marcioniter richteten sich gegen die Anbetung Jahwe-Schaddais und nicht gegen das jüdische Volk. Ohnehin waren viele von ihnen Juden – sogar Marcion selbst.

Zitate

NOSTRUM DEUM JESUM CHRISTUM ET SPIRITUM SANCTUM SUM.

UNSER GOTT, JESUS CHRISTUS UND DER HEILIGE GEIST SIND EINES.

(Marcion)


Zu diesem Punkt erhielten wir durch die Causa Nostra aus Wien ergänzende Informationen, die für Interessierte bedeutsam sind:

Der oben in Versalien wiedergegebene Gruß, der Marcion zugeschrieben wird, ist auf einer Inschrift aus dem späten III. Jahrhundert erhalten. Diese stammt von einer christlich-gnostischen Gruppe aus Athen. Die lateinische Sprache wurde dort offenbar nicht richtig beherrscht, was in Griechenland nichts Ungewöhnliches war. Insbesondere bei den griechisch-patriotischen Gruppen (sofern das Wort „patriotisch“ zu jener Zeit schon verwendet werden kann), sind die Römer nicht positiv gesehen worden. Ziel der betreffenden Gruppen war – wie in den griechischen Isaisbünden – die Wiedergeburt eines „wahren Griechentums“ mit dem Anspruch kultureller Vorherrschaft. Auch der christliche Aspekt wurde bei jenen Gruppen demgemäß eingeordnet. Die Person des Jesus Christus wurde dort zwar als Menschwerdung des wahren „unbekannten Gottes“ gesehen, dessen menschliche Gestalt jedoch aus griechischem Blut hervorgegangen sei. Rational berief sich dies darauf, daß Christus aus einer Provinz Palästinas stammte, in welche die Römer politische Gegner deportiert hatten, die – neben Germanen, Kelten und Phöniziern – vor allem Griechen waren. Vermutlich hat es sich dabei in der Tat überwiegend um Griechen gehandelt. Abgesehen davon, daß bei der Menschwerdung Gottes eine irdisch-völkische Abstammung ohne Bedeutung ist, darf immerhin als sicher gelten, daß Christus nicht aus dem Judentum hervorgegangen ist. Wenn heutzutage aus leicht durchschaubaren Gründen gerne von einem „Juden Jesus“ gesprochen wird, so hat dies in der Wahrheit sicherlich keinen Boden. Das Judentum selbst will auch nach wie vor von Jesus Christus nichts wissen, erst vor wenigen Jahren wurde durch die jüdische Geistlichkeit abermals betont, die Kreuzigung Christi sei richtig gewesen. Die bewußten griechischen Gruppen hatten mit ihrer Auffassung also zumindest grundsätzlich Recht. Allerdings hat Christus sich gewiß keinem bestimmten Volk zugehörig gefühlt, er gilt allen Menschen gleichermaßen.

Wenn einige Gruppen in Griechenland versuchten, Christus insbesondere als einen der Ihren zu werten, so war das sicher nicht angebracht. Es vermag aber zu erklären, weshalb solche sich auf den Griechen Marcion (Markion) beriefen, seine in lateinischer Sprache getanen Äußerungen aber nur unvollkommen wiedergaben.

Ein Grußwort von Marcion, welches von anderer Seite überliefert ist, lautet:

In nomine Dei Patris, qui est Jesus Christus, in spiritu sancto veritatis Suae in saecula saeculorum!

Die Übersetzung:

Im Namen Gottes des Vaters, welcher ist Jesus Christus, im heiligen Geiste Seiner ewigen Wahrheit in Ewigkeit der Ewigkeiten (oder: in aller Ewigkeit).

Quelle

Causa Nostra