Katharer

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Der Begriff Katharer (die „Reinen“ – von griechisch: καθαρός / katharós = rein) bezeichnet eine Glaubensbewegung vom 11. Jahrhundert bis 14. Jahrhundert, vornehmlich im Süden Frankreichs, aber auch in Italien, Spanien und Deutschland. Verbreitet ist auch die Bezeichnung Albigenser (gelegentlich auch: Albingenser) nach der südfranzösischen Stadt Albi, die eine Hochburg der Katharer war. Sie selbst nennen sich veri christiani, die wahren Christen, oder boni homines, gute Menschen. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Patarener und Bonhommes, Gutmütige.

Die Katharer wurden durch mehrere Kreuzzüge und die Inquisition als Häretiker verfolgt und vernichtet.

Aus dem Wort Katharer wurde später auch die abwertende Bezeichnung Ketzer für alle Abweichler von einem herrschenden Glauben abgeleitet. Die katholische Kirche verwendete in ihrer Propaganda auch die volksetymologische Ableitung Kätzer, von lat. Cattari, abgeleitet von lat. Cattus, die Katze. Danach sollten die Katharer die Katze als Tier Satans auf das Hinterteil küssen.

Aus Carcassonne wurden 1209 Katharer vertrieben.

Verbreitung

Die katharische Lehre war eine der größten religiösen Bewegungen des Mittelalters und verbreitete sich seit dem 11. Jahrhundert schnell über Oberitalien und Okzitanien (Südfrankreich), es gab allerdings auch katharische Gruppen in anderen Teilen Italiens, in Sizilien, im Rheinland, in Spanien, England und in einigen skandinavischen Ländern.

Durch mehrere, erstmalig durchgeführte Kreuzzüge und eine brutale Inquisition vernichtete die römische Kirche zwischen 1209 und 1320 die katharische Glaubensbewegung, ihre Mitglieder, ihre Kultur und ihr Schrifttum weitgehend.

Glaubenswelt

Bei dem Versuch die Glaubenswelt der Katharer zu beschreiben ist es wichtig zu beachten, dass die meisten offiziellen Quellen zur Katharerforschung von ihren Gegnern, also der katholischen Kirche, stammen. Dies sind meist Verhörprotokolle oder Geständnisse. Es dürfte also klar sein, dass dabei vieles missverstanden, uminterpretiert, verfälscht, hinzugefügt oder weggelassen wurde. Es scheint aber dennoch so, dass die Katharer das Wissen der Ilu-Lehre kannten, auch wenn es in manchen Einzelheiten falsch interpretiert bzw. in der modernen Geschichtsforschung falsch gedeutet wurde.

Der Mythos vom Sturz der Engel

Das Verhältnis zwischen Gott, Teufel und den Menschen drückten die Katharer im Mythos des Engelssturzes (Anm: Siehe Ilu-Lehre) aus. Als Luzifer sieht, dass er nie Gott ebenbürtig sein wird, beschließt er, ihm zu schaden. Nachdem er 32 Jahre vor der Himmelstür gewartet hatte, dringt er in den Himmel ein und stiftet unter den Engeln Verwirrung. Er überredet die Engel der „unteren Himmel“ (Anm: also nicht die Großengel wie Ischtar oder Astarte) (vgl. Apk 21,1) durch Versprechungen, ihm zu folgen, und spiegelt ihnen einen „Himmel aus Glas“ vor, in den die Engel aufsteigen sollen (Anm: Höllenpfuhl). In Wirklichkeit stürzen sie in die Tiefe (Anm: Sturz durch Gott in das Meer des Schweigens). In einer anderen Variante bewegen sich die Engel auf eine weibliche Gestalt statt auf einen gläsernen Himmel zu, ehe sie abstürzen. Luzifer war von Gott unbemerkt (Anm: unwahrscheinlich, Gott wusste es bereits vorher) in den Himmel eingedrungen und hatte ihnen von Schätzen und von den Reizen der Frauen vorgeschwärmt. Da sich die Engel unter einer Frau nichts vorstellen können, zeigt er ihnen die Illusion einer wunderschönen, verführerischen Frau, worauf sie, von Leidenschaft entflammt, durch ein Loch im Himmel abstürzen (Anm: Sturz durch Gott in das Meer des Schweigens). Als Gott den Sturz der Engel nach neun Tagen bemerkt, schwört er, dass nie mehr eine Frau in den Himmel käme (Anm: Unglaubwürdig, da der Teufel keine Frauen zu sich lässt, Gott hingegen schon, da es im Himmelsreich kein Geschlechtliches gibt). Um zu verhindern, dass auch noch die anderen Engel aus dem Himmel fallen, stellt Gott seinen Fuß auf die Absturzstelle (Anm: wohl eher etwas plakativ dargestellt). Da Gott das Böse gänzlich fremd ist (Anm: Siehe Wesenszüge Gottes), muss er die übrigen Engel befragen, um herauszufinden, was überhaupt geschehen ist (Anm: unwahrscheinlich, Gott wusste es bereits vorher). Die gefallenen Engel werden in zwei Gruppen unterteilt: Diejenigen, die den Einflüsterungen Luzifers freiwillig folgten, werden zu Dämonen, wogegen aus den Engeln, die nur versehentlich im allgemeinen Durcheinander abstürzten, die Seelen der Menschen werden (Anm: geht in etwa mit der Ilu-Lehre konform, Dämonen werden allerdings als unabhängige Wesenheiten gesehen, die mit dem Engelssturz nichts zu tun haben.). Damit sie sich nicht mehr an ihren himmlischen Ursprung erinnern und dem Teufel entkommen können, gibt er ihnen ein „Gewand“, den Körper (Anm: nicht ganz identisch mit der Ilu-Lehre aber ähnlich). Gott und Luzifer treffen ein Abkommen über die Menschen. Dem Teufel gehören die irdischen Körper, Gott gehören die ihnen eingehauchten Seelen. Der Mensch ist deshalb Teil der Welt, die vom Bösen geschaffen wurde, aber seine spirituelle, eigentlich geistige Heimat ist das Reich des Lichts (Anm: steht völlig Abseits zum Glauben der Ilu-Lehre, bis auf dass die Heimat der Menschen das Reich des Lichts ist). Zum Wesen des Menschen gehört der Widerstreit dieser beiden Prinzipien. Durch seine Begierden getrieben, pflanzt sich der körperliche Teil des Menschen ständig fort (Anm: Aus Begierde schon, aber mit dem Ziel neue Seelengeister aus dem Meer des Schweigens zu befreien, daher göttlich, wenn die Begierde nicht missbraucht wird). Der Körper schafft so neue Gefängnisse für die Seelen und arbeitet dem Teufel zu. Die Seele im Menschen gehört zu Gott. Er hat alle Seelen auf einmal geschaffen (Anm: nicht erschaffen aber Leben und Bewusstsein eingehaucht, durch der Iluhe Kräfte), und ihr Ziel ist es, wieder zu Gott zu finden. Denn die Katharer glaubten an Seelenwanderung. Der Körper gehörte dem Teufel und war damit verloren. Je nachdem, wie sich die Menschen in ihrem vorhergehenden Leben verhalten hatten, wurden sie entweder in einer höheren oder einer niedrigeren Daseinsform reinkarniert (Anm: Wahrscheinlich ist damit eher die höhere oder niedere Daseinsform in Jenseits gemeint und nicht im Diesseits). So konnte man beispielsweise entweder als jemand, der die Chance hatte, durch das Consolamentum erlöst zu werden, oder als Tier wiedergeboren werden. Die Katharer kleideten diese Vorstellung in eine Geschichte: Ein Katharer war in einem seiner letzten Leben ein Pferd und hatte ein Hufeisen verloren. In seinem jetzigen Leben erinnerte er sich an die Stelle und fand das Hufeisen tatsächlich wieder. Neben dem Körper und der Engelsseele, gab es für die Katharer noch eine dritte Instanz, die das Wesen der Menschen bestimmte, nämlich den Geist (Amn: Identisch mit der Ilu-Lehre. Die Dreieinigkeit Geist, Körper, Seele). Schon die Engel hatten Seele und Geist. Während die Seele im menschlichen Körper gefangen war, blieb der Geist im Himmel und suchte die Engelsseele unablässig zwischen Himmel und Erde. (Anm: Siehe Träume in der Ilu-Lehre) Wenn der Geist die Seele gefunden hatte, wurde der Mensch erleuchtet und erkannte, dass der Weg zurück zum Vater über die Katharer führte. Die Vorstellung des Fegefeuers oder der Höllenstrafen im Jenseits existierte bei den Katharern nicht. Für sie war bereits die irdische Welt als Produkt des Bösen in der Hölle. Es gab nur ein einziges Vergehen, das den Verlust des Heils zur Folge gehabt hätte: die Verzweiflung. Ansonsten konnten prinzipielle alle Menschen gerettet werden. Die letzte Entscheidung lag natürlich bei Gott.

Quellen

Petra Seifert: Geheime Schriften mittelalterlicher Sekten. Pattloch, Augsburg 1997, ISBN 3-6290-0628-0

Déodat Roché: Die Katharer-Bewegung. Ursprung und Wesen. Ogham, Stuttgart 1992, ISBN 3-8845-5714-9