Ilu-Tani

Aus ThuleTempel Wissensbuch

Dieser apokalyptische Text scheint nur den Schlußteil einer ehemals längeren Schrift darzustellen.

Text

1. Aus Mittelreiches Glanz sendet Tanit zu euch Botschaft, die zu bedenken, die zu beachten, den mir zugewandten Erdenbewohnern.

2. Denn weit ist der Bogen gespannt zwischen den Welten, und mannigfaltig die Wege, welche über ihn führen. Welcher Erdenmensch dann nach seinem irdischen Gehen Grünland schaut und die Vielfalt der Bahnen, der wisse zuvor, was ihm bleiben wird; weil nichts er im Jenseits vergißt, was in der Erdenwelt er gewußt hat.

3. Viele sind da, die das Sehen nicht wollen, Erkenntnis fliehen und in engem Geiste verharren. Zu solchen spricht Tani nicht; sie richtet an [die] Auserwählten ihr Wort.

4. Denn hört: Eine schlimme Zeit wird da kommen, und eine noch schlimmere und eine aberschlimmere.

5. Da werdet ihr wenige sein und geächtet durch die vielen, die Wahrheit nicht kennen, die Liebe nicht kennen, die Ehre nicht kennen, die Reinheit nicht kennen und sich fürchten vor der Gerechtigkeit.

6. Ihr aber werdet standhalten und die trotzigen Schwerter verhüllt bewahren für den Tag, der da kommen wird.

7. So zeigt Tanit euch nun des Schreckens Gesicht, des argen Höllenreiches finsteren Ersten, welcher angreift die Erdenwelt mit den seinen und mit der seinen Gehilfen: Auf einem Throne sitzt er in einem Raum, dessen Wände aus Feuer sind, dessen Dach aus Feuer ist, dessen Boden aus Glut ist. Und um seinen Thron herum reihen sich kleinere Throne; und um die Sitzplätze darauf balgen finstere Geister sich wild; und der oberste aller Widersacher des Lichtes schaut dabei ihnen zu.

8. Er selbst ist mit einem goldenen Gewande angetan, auf dem Sterne und Kreise mit Blut gemalt sind. Auf seinem Kopfe sind Haare wie graue Wolle und darauf eine Haube aus Gold und geronnenem Blut. Sein Gesicht ist so breit wie es lang ist, seine Augen starren wie stumpfe Steine, und in seinem Mund ist eine Zunge wie ein spitzer Dolch. Seine Stimme aber, mit der er ausruft und anstachelt zu Mordtat und Graus, hat den Klang eines mahlenden Rades.

9. Sieben Gefäße wie Ölschalen stehen in dem Raum. Darin dampft siedendes Blut. Die sieben Flammen, die einst in den sieben Schalen brannten, sind längst erloschen. Nie werden sie wieder brennen und leuchten. Und darum ist es dunkel in diesem Thronsaale, trotz all der brennenden Wände und des brennenden Daches und des glühenden Bodens, und auch ist es kalt dort, trotz all der Flammen.

10. Der Thronsaal des Jaho ist es, was Tanit schildert: Der Höllenwelt innerster Raum. Das Schreien und Plärren der streitenden Teufel erfüllt ihn mit häßlichem Ton; und ein stinkender Dunst brennenden Fleisches wabert einher.

11. Es ist des Höllengeistes begehrlichster Wunsch, heimzusuchen die Erdenwelt und Zerstörung zu stiften dort und Blut fließen zu machen und Menschenfleisch brennen zu sehen.

12. Seine Anhängerschaft dient ihm zu diesem Zwecke im Leben des Erdendaseins. Denn der oberste der bösen Geister wird in kommender Zeit Menschengestalt annehmen wollen und die Herrschaft über die Menschen ergreifen.

13. Er wird in den höchsten Tempel sich setzen, der vorzufinden [sein wird], und als Gott sich feiern lassen von den Seinen. Opfer nach seinen Gelüsten werden diese ihm bringen und die Welt zu bringen zwingen; grausige Kriege werden sein, blutige Opfer für den Obersten der Bösen.

14. Wenn jene Zeit herannaht, so werdet ihr daran sie erkennen: Ein übermächtig gewordenes Untier wird die Menschengeschicke der Erdenwelt dann leiten; kaum noch verborgen. Viele Köpfe wird es haben auf langen Hälsen, welche in alle Länder der Erde reichen. Und jeder der Köpfe hat viele Zungen, die Lügen reden. Die Augen der Köpfe aber sind aus Gold, welches die Menschen der Erde blenden wird, obschon die Köpfe selbst gar abstoßend sind.

15. Auf den langen Hälsen kriechen die speienden Köpfe allüberall hin. Und viele von ihnen wühlen sich durch das Erdreich, so daß dort, wo sie emporstoßen, mitleidige Menschen die Köpfe bedauern werden, die anscheinend arm dran sind, weil sie ja keinen Rumpf hätten. Der Rumpf aber ist da, genähret vom Blute, das floß und noch fließt in den Kämpfen und Kriegen.

16. Doch dann wird auch der Höcker des Rumpfes sichtbar werden. Und viele Menschen werden Mitleid haben mit dem Untier, das nur einen Höcker zu haben scheint und keinen richtigen Rumpf. So werden die Köpfe des Untieres gemästet werden von denen, die es zu verschlingen es lauert; zu deren Unheil es das Kommen des Herrn der Finsternis vorbereitet. Und jene unter den Menschen, die des Tieres wahres Gesicht wohl erkennen und sich gegen es wenden, werden verdammt werden durch die Mehrzahl und hartherzig geheißen: Zum Fraße werden sie vorgeworfen dem schrecklichen Tiere.

17. Und so wird es kommen, daß das Untier die Länder und die Völker der Erde in seinen Besitz nimmt. Die meisten der Menschen indes werden es nicht bemerken und die Warner umbringen oder vertreiben und grausam verfolgen. Denn immer lauter spricht das Untier, es müsse behütet und wohlgemästet werden, weil es ganz besonderer Art sei und notwendig den Menschen, welche Pflicht hätten, es allzeit zu beschützen gegen Aufbegehren und Widerspruch. Und die Menschen dienen dem Untier.

18. Dies aber belohnt sie mit furchtbaren Plagen. Die Menschen aber danken dem Tier und suhlen sich in seinem Auswurf und im Morast. Dieser ist aber die Zerrüttung der Sitten und der Abfall von Klarheit, ist Krankheit der Seelen und rasende Gier nach dem Abschaum falschen Goldes.

19. Und es wird ein großes Chaos sein, in dem alle Ordnung versinkt und in dem alltäglicher Spott trifft der Gottheit Licht, welches kaum noch einer sieht; denn des Tieres Höcker ist zu einem Berg angewachsen, der schreckliche Schatten wirft.

20. Wenn all dies eingetroffen sein wird, dann wird das grausige Tier seine Krallen hervorziehen. Und alle Menschen werden auf einmal sehen, daß es immerzu sie belogen hatte, weil es stets einen Rumpf besessen und allein Wege gesucht, diesen mästen und gewaltig anschwellen zu lassen. Jetzt aber ist es für Umkehr zu spät.

21. Ein weiteres Zeichen nennt euch Tanit, des Baal-Hammons Gefährtin, des Mittelreiches sanfte Fürstin.

22. Schrecklich wird eine Zeit sein, die kommt, und fürchterlich jene Zeit, die vor dem Anfang des großen Schlachtens kommt, die des Grauses Flamme zum hohen Auflodern bringt und Signal gibt für den von ferne aufmerkenden Rächer. Da werden die Kräfte des Bösen den letzten Wall auch erbrechen, der ihrer vollen Entfaltung bis dahin entgegenstand: Denn sie werden die Lichtkraft der Frauen vernichten und sie grausam zermürben und schlagen. Und viele aber werden es nicht verstehen und geblendet dem Eisen selbst zulaufen.

23. Denn scharfe Eisen werden zu jener Zeit über die Häupter der Frauen fahren und in ihre Nacken, und die kostbaren Haare der Frauen werden abgeschnitten zu Boden fallen fast überall; die Diener der Finsternis betreiben das schändliche Tun.

24. Da werden Berge verschnittener Frauenhaare sich türmen, den wütenden Teufeln zur Lust. Und ein Wahn wird auch die Mädchen befallen, daß sie selbst ihre Flechten sich lösen und ihre Nacken beugen vor dem gierigen Eisen, sich abscheren zu lassen das lange Haar, wie die Zungen des Bösen sie heißen zu tun.

25. Die Männer aber werden zusehen dem Schandwerk mit Ratlosigkeit, gelähmt ist schon längst ihre Natur.

26. Nach kurzer Zeit dann werden die meisten der Frauen und Mädchen geschoren sein und mit kurzem Haare, welches keine Kraft mehr zu empfangen vermag. Die gefallenen Ellen aber sind tot.

27. Da wird kein Kraftströmen mehr sein aus des Jenseits göttlichen Quellen in die Frauen der Erdenwelt. Sklavinnen gleich sind sie nun alle wohl, denn nur einzelne bewahren sich des Haupthaares wertvolle Länge.

28. Jetzt ist die Zeit gekommen, zu der Schaddeins Teufel ganz beherrschen können die Erdenwelt. Nichts hindert sie mehr - die Männer nicht, noch die Frauen. In Wahntänzen leben die Menschen, mit irren Augen nicht sehend, was ist, rasend in krankem Geiste.

29. Später nun werden die Menschen erkennen, daß sie in falschen Tempeln gebetet haben und einem falschen Gotte gedient, welcher in Wahrheit kein anderer als der Widersacher ist. Da werden die Tempel zerschlagen werden. Und mit großem Geschrei wird das Wort der Wahrheit gefunden werden und mit großer Reue betrachtet.

30. Mächtig ist längst aber jetzt das gewaltige Untier. Mit glühendem Atem bespeit es die Erdenwelt. Und das Gold fällt von den Augen der Köpfe; darunter aber ist starrer Stein. Und die Mächte der Hölle überfallen die Erdenwelt mit Geifer und Pest. Die Menschen rufen um Hilfe zu den Warnern von einst, doch sie selbst haben diese erschlagen.

31. Viele der Menschen erwachen aus wildem Wahn, an den sie zuvor geglaubt und dem sie gedient. Viele werden flehen und heulen und betteln, denn zum Kampfe fehlt längst ihnen die Kraft; Mut kennen sie nicht mehr, Stolz haben sie keinen, faulig ist schon lange ihr Blut. Diese alle gehen unter.

32. Höret, merket und achtet, wenn solches geschieht: Dann ist das Ende nahe! Der Böse wird den Weltkreis sich ganz unterwerfen und regieren auf knappe Zeit. Doch bald erhebt sich der Rächer. Wenn er kommt, richtet er gerecht und fürchterlich. Keinem Diener des Bösen erweist er die Gnade; keinen Lauen läßt er am Leben. Er reinigt alle Gefäße.

33. Verderben muß alles, was unrein ist und verdreht und was zuneigt der Finsternis. Damit allein reiner Samen hinfort angezogen werde aus dem Meer des Schweigens, und eine neue Menschheit bilde, die klar ist und licht.

34. Und auf daß ihr euch ihn, den Rächer, erkennt, will ich euch zeigen: Oben am Gipfel des Weltenberges wartet er auf seinen Tag. Des Sonnenadlers weiße Schwingen werden ihn tragen. Ein Aufleuchten in Mitternacht kündigt ihn an.

35. Dies sendet und sagt euch Tanit, euch, die ihr auserwählt sein werdet für die entscheidende Schlacht: Ihr werdet dem Untier alle Köpfe abschlagen und den Anführer der Höllenwelt jagen in die Flucht. Ihr werdet alle Frevler erlegen; und keinem, der nicht gerade ist, Verschonung gewähren. Die Erdenwelt werdet ihr klären und freimachen von Finsternis auf tausend Jahre.

36. Einer von euch wird der erste sein; und ihm werdet ihr folgen. Und die Schlacht wird währen 3 Monate lang.

37. Dies spricht euch Tanit - mit wundem Herzen. Denn Schreckliches kommt in der Bosheit Gestalt. Und schrecklich muß es beendet werden. Die Teufel verstehen allein die Sprache des Würgens - so müssen sie selber erwürgt werden.

38. So wisset schließlich, damit ihr versteht, daß ihr der Erdenwelt schon sechste Menschheit seid. Fünf andere gingen bereits vor euch zugrunde in Feuer und Giftrauch und Flut; wilde Tiere nur blieben, die einstmals Menschen gewesen. Doch Neues kam - und Aberneues wird kommen.

39. Ewig ist ILs Wirken, allweise und hoffnungsreich.

Siehe auch

Tanit

Quelle

Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005