Athiahe-Sprüche
Texte
Athiahe 1
1. Das Grau des Vergessens seht ihr, dichten Schleier, steinerne Wand. Des Nichtmehrfühlens verwelkte Blume stellt ihr euch auf, dürren Halm, wesenlos längst.
2. Der offenen Münder Sprachlosigkeit lauscht ihr, der stummen Stimme, die verklang. Des losen Sandes Menge wollt ihr sammeln in offenen Händen, rasches Verfliegen, haltloses Tun.
3. Mit kühlen Fragen schleppt ihr euch ab wie mit nassen Säcken, ziellos getragen, eitel geschnürt. Die Antworten findet ihr nicht; die Antworten geben die Götter, kein Mensch.
4. Der Götter zu glauben ist Glauben, nicht Wissen - so sprecht ihr. Ich aber sage euch: Nichts wißt ihr noch werdet jemals ihr wissen; was zu wissen ihr vermeint, das glaubt ihr doch bloß. Im Glauben der Götter ruht die Gewißheit.
5. Was Menschenwerk zu Menschenwerk trägt und fügt, das bleibt klein. Wo aber Gotteskraft durch den Menschen wirkt, mit Glaubensgewißheit - da gedeiht Großes.
Athiahe 2
1. Es sind der Gedanken Bilder, welche nach Grünland hinüberreichen, die Bilder, die ihr schickt, werden gesehen; sie sind Gebete.
2. Denn des Jenseits Wesen sehen die Bilder der Gedanken der Menschen. Gute Gedanken rufen Gutes herbei, böse Gedanken aber Böses;
3. Wesen sind die Kraft des Jenseits, Wesen mit Namen und Willen und Eigenperson - fast wie Menschen sind. Gute gibt es und Böse da, Wesen des Lichtes und Wesen der Finsternis. Wie ihr denkt und also seid - so ruft ihr gemäße Mächte herbei.
4. Hütet euch daher vor bösen Gedanken oder gar bösen Taten; denn die Wesen des finsteren Jenseits lauern euch sonst auf.
Athiahe 3
1. Ich sah ein großes Haus. Hohl waren seine Mauern, leer seine Fenster und Tore hatte es keine. Und das Haus stand in eines Tales Mulde, in dem alles wüst und karg war.
2. Dieses Haus, so erkannte ich, war das Bauwerk des menschlichen Verstandes. Es hatte für sich keinen Sinn; es öffnete sich keinem Bewohner; um es herum allein wüste Leere.
3. Ich sah ein anderes Haus. Es war größer als das erste und stand unter einem Himmel aus lauter Regenbögen; seine Fenster waren mit buntklingenden Tönen angefüllt und es hatte Türen nach einer Seite.
4. Dieses Haus, so erkannte ich, war das Bauwerk des menschlichen Gefühles. Es öffnete sich vielen Bewohnern, ordnungslos, und um es herum wucherten wilde Blumen.
5. Ich sah ein noch anderes Haus. Es war größer als das vorige und besaß feste Türme und wehrende Zinnen. Seine Fenster waren verschlossen und seine Tore zu Scharten verengt. Blitze zuckten am Himmel darüber.
6. Dieses Bauwerk, so erkannte ich, war das Bauwerk des menschlichen Willens. Trotzig und gleichsam eng; fordernd und zugleich meidend. Um es herum brandeten Wogen, von seinen Türmen her flogen Pfeile in die Luft. Manche von diesen trafen ein Ziel; die meisten indes fielen ins Leere.
7. Ich sah ein abermals anderes Haus. Es war größer als all die anderen und stand auf der Höhe eines weißen Berges. Geöffnet waren seine Fenster und auch seine Tore. Einen Turm hatte es in der Mitte.
8. Dieses Haus, so erkannte ich, war das Bauwerk der menschlichen Erkenntnis. Lichte Wolken schwebten über ihm. Einlaß gewährte es dem Licht; Zutritt verwehrte es der Finsternis.
9. Ich sah einen Park, von Wällen umgeben, und in der Mitte ein leuchtendes Haus. Und im Kreis seiner Wälle waren auch alle die anderen Häuser, die so Sinnhaftigkeit gewannen.
10. Dieses leuchtende Haus inmitten der Wälle, so erkannte ich, war die menschliche Kraft des Glaubens in der ewigen Gottheit. Seine Tore sind groß, und seine Fenster sehen die Weisheit.
Quelle
Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005