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Wola und Worte im Spiegel: Unterschied zwischen den Seiten

Aus ThuleTempel Wissensbuch
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== Text ==
1 Von der Ferne kamen wir; in die Ferne sind wir gegangen; in die Ferne gehen wir wieder;


===Wola ( Bruchstück Nr.1 )===
2 und jene Ferne liegt jenseits des großen Spiegels.  
1. Den Weg habe ich nicht gesehen, wohl aber das Ziel. Hinter den Wolken des Himmels liegt es, hinter dem Auslauf der Sterne ist es; keiner schaut es mit irdischem Auge.  


2. Die Zeit habe ich gesehen, nicht aber den Pfad. Gerade Bahn scheint sie zu haben, von Anfang bis Ende zu führen - und ist doch ein Ring. Des eigenes Anfangs und Endes vergaß sie, die Zeit.  
3 Aus seinem Wasser tranken wir einst das Leben; in seinem Lichte wurden wir wach. Ewiglich sind wir nun - in jener, in dieser, in aberjener Welt.  


3. Die Räume habe ich gesehen, nicht aber die Wege hindurch. Die Räume umschließt der Zeiten Ring, umschließt sie von allen Seiten zugleich - so wird beides zu Kugelform.
4 Unauslöschlich stehen unsere Namen,  


4. Der Gedanken habe ich viele gesehen, doch nicht deren Wege. Viele Bilder entstehen, wo Gedanken sind. Sie wandern über den Himmel und über den Zeitlauf hinaus - so bauen sie ihr eigenes Land.  
5 unsichtbar sind wir in uns.  


5. In die Gefilde der Träume habe ich geschaut, die Pfade darin aber entdeckte ich nicht. Während der Stunden des Schlafes lösen die Geister der Menschen sich aus den Leibern, um nach Traumland zu gehen; viele verirren sich dort, manche tauschen einander.  
6 Und wie wir so sind, tragen wir unsere Kleider, Körper, in welchen wir sind.  


6. Das Ziel aller Wege habe ich gesehen: Es liegt hinter allem was ist, im ewigen Lichte.  
7 Was aber wir sind, das ist nicht das Kleid, ist nicht die Haut, ist nicht das Fleisch, ist nicht das Blut - ist das Selbstsein von jenseits des Spiegels.  


7. Die Wege indessen, die habe ich nicht gesehen - denn es gibt sie nicht. Ein jeder Mensch ist sich selbst sein Weg. Er findet ihn, findet er sich.  
8 So ist das hier Unsichtbare das dort Wirkliche und das dort Wirkliche das hier Unsichtbare.  


===Wola 2 ( Traumland )===
9 Nichts nehmen wir in die nächste Welt mit von dem, was sich hier greifen läßt, alles aber, was sich nicht greifen läßt - an Gedanken und an vollbrachten Taten.  
1. Vielen gehört es, einjeder baut daran, Besucher durchwandeln es nächtens, sich begegnend, sich suchend, sich fliehend. Traumland nenne ich es.  


2. Geheimnisvoll ist es, darin zu wandern; aufregend, über seine Grenzen zu schauen - denn von dort reicht der Blick in die andere Welt, die kein Erdenmensch sonst erkennt.  
10 Und nach alledem hier Unsichtbaren, welches wir mitnehmen in die andere Welt, nach dem wird das Maß uns angelegt werden für unsere neuen Kleider im Jenseits des großen Spiegels.  


3. Fünf Wiesen hat Traumland, fünf Wälder, fünf Gebirge, fünf Täler, fünf Seen, fünf Flüsse, fünf Meere und fünf Himmel. Fünffach ist Traumland beschaffen.
11 Denn die Form ist ewig, welche die unsere ist,  


4. Das erste ist nahe. Jeder kennt es: Es entsteht in ihm selbst. Das zweite ist nicht ferne. Es entsteht in einem anderen, und ein wieder anderer kann es besuchen. Das dritte liegt weiter. Es wechselt die Zeit und den Lauf des Lebens. Das vierte ist ferne. Es reicht an die Enden der Zeit; es stößt an die Ränder allens, was ist. Das fünfte aber reicht bereits in völlig andere Welten, in solche, wie kein Mensch der Erde sie betritt.
12 der Name ist ewig, den wir tragen,  


5. Während des Schlafens aber stehen die Traumländer dem Ruhenden offen. Weit wandert sein Geist. Vieles sieht er, manches versteht er - einiges nimmt er sich mit.
13 das Leben ist ewig, das wir durchwandern,  


=== Wola 3 (Traum ) ===
14 das Fühlen ist ewig, das uns bestimmt,  
1. Fünf Treppen führen hinab aus dem Tag in die Nacht; fünf Treppen in die fünf Räume des Schlafes, die fünf Arten des Wanderns des schlummernden Geistes, der erwachet im schlafenden Körper und auszieht auf Zeit.


2. Wenn die Seele ermattet vom stets ungewohnt bleibenden Tragen des schwerstofflich - irdischen Leibes, wenn also Schlaf den Menschen auf der Erden überkommt, auf daß die Seele sich ausruhe für den anderen Tag, so ist aber der Geist, der ewig muntere, wach.
15 die Art der Leibeskleider aber wechselt von Welt zu Welt, einerjeden gemäß;
3. Und er, der Geist aber, sucht sich Zeitvertreib. Auszieht er aus dem schlafenden Leib, unternimmt manche Wanderung, besucht andere Seelen, erlebt, was andere Menschen erleben - auf Erden und wohl auch in anderer Welt.


4. Was ihr erinnert am anderen Tage, das nennt ihr dann Träume! Und doch: Euer Geist hat all dies wahrhaftig erfahren.
16 denn einmalig nur durchwandern wir diese Welt,  


5. Und wie euer Geist euch verlassen hat beim Schlafe, so können andere Geister zu euch kommen auf kleine Weile. Gar Fremdes gewahrt ihr dann in dem, was ihr Traum wähnt.  
17 nach dieser aber noch viele andere, bis schließlich die Heimat wir schauen.  


6. So merkt euch, daß nichts was ihr sehen könnt, sei es im Wachen, in Gedanken oder im Schlafe, nicht auch wäre; denn alles ist, was Form bildet, irgendwie oder irgendwo.  
18 Von der Ferne her sind wir gekommen, in die Ferne kehren wir heim; jenseits des großen Spiegels.


7. Mancheiner hat weite Reisen im Schlafe schon getan - Reisen an ferne Orte, in ferne Zeiten, nach fernen Welten. Und alles war Wirklichkeit, weil es nichts gibt, was nicht wirklich wäre.  
19 Und wie ein Spiegel das Bild umkehrt, so ist auch das Jenseits ein Abbild des Diesseits und das Diesseits ist ein Abbild des Jenseits; und doch auch von vollkommen anderer Art.  


8. Was ihr, erwachend, erinnert von Träumen, ist allzumeist Bruchteil bloß dessen, was gewesen war, vermengt auch womöglich mit allerlei Eindrücken verschiedener Geistesreisen.  
20 Das Sterben aber ist ein Augenblick bloß in der Ewigkeit unseres Seins, gleich der Geburt.  


9. Nicht wichtig ist es für euer irdisches Dasein, um den Sinn der Traumreisen zu wissen, doch nützlich kann es sein. Denn euer Geist sucht sich Ziele, während eure Seele mit dem Körper schlummert, die seine Sehnsucht sind und anderes mehr.
21 Die Kleider wechseln wir nur.  


===Wola 4===
22 Der Kampf aber währt fort.  
1. Habt ihr die lichten Wolken gesehen? Weißen Vögeln gleichend ziehen sie dahin mit schweigenden Schwingen. Von Thale kommen sie her.  


2. Vieles kündet ihr Spiegelbild, manches kündet ihr Schatten. So sprechen wortlos die Wolken von Thale. Boten sind sie, Zeichen sind sie; achtet der Formen des Winds, der sie bläst.  
23 Erkennet, was ist - so werdet ihr bestehen.  


3. Ein Bild will ich euch deuten, das herbeischwebte auf der Wolken Flügel; ein seltsames Bild aus uralten Tagen. Hört es und schaut:
24 Es sind aber welche, die durch den Spiegel gegangen, und nicht verstanden.  
4. Ein Gebirge aus silbernem Eis zeig' ich euch und eine Stadt, gebildet aus blauen Palästen, schimmernden Zinnen, hochragenden Tempeln; von weiten Wassern umspült.  


5. Eine Insel, auf der alles dies steht zeig' ich euch; einsam im höchsten Norden. Die Spitze des Weltenberges seht ihr von dort.
25 Solche, die sich zurücksehnen nach der Erdenwelt,


6. Eines Turmes Höhe will ich euch zeigen. Auf jener Insel steht er, fest ist sein Sockel, stark seine Mauer, einzig seine Pracht, aus blauem Kristallstein erbaut. Riesen schufen ihn einst, große Geister. Ihre Kinder sind wir.  
26 die dringen ein oft in irdisch noch lebende Menschen, um sich ihrer irdischen Sinne wohl zu bedienen.  


7. Einen Wagen aus Silber und Gold will ich euch zeigen. Von Küste zu Küste durchkreuzt er die Insel; blaugrünes Feuer ist ihm vorgespannt. Niemals hält er inne.
27 So geschieht mitunter, daß einer meint, neugeboren zu sein auf der Erde, weil an gar Altes er sich erinnern kann -


8. Einen kostbaren Hafen zeig' ich euch mehr; aus klarem Eis ist er gehauen.
28 ist aber doch nur das, was des Dahingegangen Erinnerung ist, der Besitz hat ergriffen von ihm.  
9. Darin warten hurtige Schiffe; so groß wie Dörfer gebaut manche von ihnen. Bald werden sie segeln.  


10. Ein schlimmes Wetter will ich weiter euch zeigen. Es kommt mit gierigem Finger von kaltem Gebein; umschließt die Insel, drängt herbei über das Meer - grausam und wesenlos.
29 Denn einmalig ist das Durchwandern der Erdenwelt für einejede und für einenjeden -  


11. Eine kalte Sonne will ich ferner euch zeigen; blaß hängt sie unter dem Himmel, kaum wärmt sie das Land. Die Frucht erstarrt auf den Feldern, weiße Nebel ersticken der Bäume Geäst - nicht grünen sie mehr.
30 jenseits des Spiegels nimmt Fortgang das ewige Leben;  


12. Zeit ist's, zu bemannen die Schiffe, zu suchen die See, zu fliehen die Insel. Als weißer Berg bleibt bald sie zurück, wild und karg; keine Spur mehr des Lebens, kein Zeichen [dessen], was war.  
31 in einer ganz anderen Welt.  


13. Ein Geheimnis zeig' ich euch so - keiner kennt es, niemand findet es auf: Der Ahnen Wohnsitz war es gewesen.
32 Wer durch den Spiegel blickt von der anderen Seite in diese, der sieht die Bilder des Geistes aller da:
 
33 Der Menschen und der Tiere und der Pflanzen, und sieht auch alles, was da gedacht wird -
 
34 denn Gedanken sind Bilder.  
 
35 Auf der Scheide des großen Spiegels aber liegen die Welten des Schlafes.
 
36 In ihnen ruhen die Seelen der Menschen sich aus;
 
37 dort begegnen sie ihren Schatten.
 
38 Aus der Ferne sind wir gekommen -  
 
39 in die Ferne werden wir gehen,  
 
40 heimgehen in die Welten jenseits des Spiegels.


== Quelle ==
== Quelle ==
Freundeskreis Causa Nostra: ''Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch''. 2005
Freundeskreis Causa Nostra: ''Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch''. 2005

Version vom 10. März 2020, 13:48 Uhr

1 Von der Ferne kamen wir; in die Ferne sind wir gegangen; in die Ferne gehen wir wieder;

2 und jene Ferne liegt jenseits des großen Spiegels.

3 Aus seinem Wasser tranken wir einst das Leben; in seinem Lichte wurden wir wach. Ewiglich sind wir nun - in jener, in dieser, in aberjener Welt.

4 Unauslöschlich stehen unsere Namen,

5 unsichtbar sind wir in uns.

6 Und wie wir so sind, tragen wir unsere Kleider, Körper, in welchen wir sind.

7 Was aber wir sind, das ist nicht das Kleid, ist nicht die Haut, ist nicht das Fleisch, ist nicht das Blut - ist das Selbstsein von jenseits des Spiegels.

8 So ist das hier Unsichtbare das dort Wirkliche und das dort Wirkliche das hier Unsichtbare.

9 Nichts nehmen wir in die nächste Welt mit von dem, was sich hier greifen läßt, alles aber, was sich nicht greifen läßt - an Gedanken und an vollbrachten Taten.

10 Und nach alledem hier Unsichtbaren, welches wir mitnehmen in die andere Welt, nach dem wird das Maß uns angelegt werden für unsere neuen Kleider im Jenseits des großen Spiegels.

11 Denn die Form ist ewig, welche die unsere ist,

12 der Name ist ewig, den wir tragen,

13 das Leben ist ewig, das wir durchwandern,

14 das Fühlen ist ewig, das uns bestimmt,

15 die Art der Leibeskleider aber wechselt von Welt zu Welt, einerjeden gemäß;

16 denn einmalig nur durchwandern wir diese Welt,

17 nach dieser aber noch viele andere, bis schließlich die Heimat wir schauen.

18 Von der Ferne her sind wir gekommen, in die Ferne kehren wir heim; jenseits des großen Spiegels.

19 Und wie ein Spiegel das Bild umkehrt, so ist auch das Jenseits ein Abbild des Diesseits und das Diesseits ist ein Abbild des Jenseits; und doch auch von vollkommen anderer Art.

20 Das Sterben aber ist ein Augenblick bloß in der Ewigkeit unseres Seins, gleich der Geburt.

21 Die Kleider wechseln wir nur.

22 Der Kampf aber währt fort.

23 Erkennet, was ist - so werdet ihr bestehen.

24 Es sind aber welche, die durch den Spiegel gegangen, und nicht verstanden.

25 Solche, die sich zurücksehnen nach der Erdenwelt,

26 die dringen ein oft in irdisch noch lebende Menschen, um sich ihrer irdischen Sinne wohl zu bedienen.

27 So geschieht mitunter, daß einer meint, neugeboren zu sein auf der Erde, weil an gar Altes er sich erinnern kann -

28 ist aber doch nur das, was des Dahingegangen Erinnerung ist, der Besitz hat ergriffen von ihm.

29 Denn einmalig ist das Durchwandern der Erdenwelt für einejede und für einenjeden -

30 jenseits des Spiegels nimmt Fortgang das ewige Leben;

31 in einer ganz anderen Welt.

32 Wer durch den Spiegel blickt von der anderen Seite in diese, der sieht die Bilder des Geistes aller da:

33 Der Menschen und der Tiere und der Pflanzen, und sieht auch alles, was da gedacht wird -

34 denn Gedanken sind Bilder.

35 Auf der Scheide des großen Spiegels aber liegen die Welten des Schlafes.

36 In ihnen ruhen die Seelen der Menschen sich aus;

37 dort begegnen sie ihren Schatten.

38 Aus der Ferne sind wir gekommen -

39 in die Ferne werden wir gehen,

40 heimgehen in die Welten jenseits des Spiegels.

Quelle

Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005