Jovian-Offenbarung

Aus ThuleTempel
Version vom 21. Februar 2017, 21:02 Uhr von wb>Leonhard (Erklärung zur Erbengemeinschaft und dem fehlenden dritten Teil.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Jovian-Offenbahrung ist eine Abschrift der deutschen Übersetzung aus der syro-aramäisch geschriebenen Original-Apokalypse und beinhaltet den ersten und zweiten Teil des Werkes. Die Entstehungszeit des Originals geht aus dem Text genau hervor, sie fällt auf den 28. Mai 837 der Römer (ab urbe condita = nach der Erbauung der Stadt Rom, auf welches Ereignis die Zeitrechnung des römischen Weltreiches sich zurückführt). Unserer irrigen heutigen, scheinbar christlichen Zeitrechnung nach entspricht der 28. Mai 837 d. R. dem Jahre 84 unserer Zeitrechnung. Unsere heutige Zeitrechnung ist deshalb irrig, weil Christus am 19. Dezember 749 d.R. geboren wurde, was eigentlich dem Jahre 5 "v. Chr." entspricht und seine Geburt somit vor seiner angeblichen Geburt, auf welcher die Zeitrechnung fußt, liegt. Demnach hinkt unsere Zeitrechnung um ca. 5 Jahre nach - eine Tatsache, welche den Fachgelehrten wohlbekannt ist. Es wäre noch zu bemerken, daß der Verfasser der Apokalypse, der Apostel Johannes der Seher, mit seinem richtigen Namen "Jovian" hieß, was die Juden später durch den jüdischen Namen "Jochan", bzw. "Joschanan" deshalb ersetzten, um den Apostel, der griechisch-römischer Abstammung war, als Juden erscheinen zu lassen. Der jüdische Name wurde dann auf "Johannes" gräkisiert (der damaligen griechischen Sprache angepasst).

Das Original der Jovian-Offenbarung soll von der Erbengemeinschaft der Tempelritter in Wien verwahrt werden und ist öffentlich nicht zugänglich. Leider gibt es vom dritten Teil auch keine Abschrift. Wir müssen uns also mit den ersten beiden Teilen dieses möglicherweise wichtigsten Textes auf Erden überhaupt zufrieden geben.


Text

Die Offenbarung, die Gott Der Herr seinem Diener und Apostel Jovian (Johannes) zu schauen gegeben hat.


KAPITEL I

1 Selig, wer da liest, wer Verständnis dem Sinne des Wortes dieses Geschauten entgegenbringt und das Licht der Erkenntnis in seiner Seele lebendig erhält, denn für einen jeglichen ist die Zeit nahe, zu jedem Tage und zu jeder Stunde.

2 Jovian, der das Wort des heiligen Evangeliums Gottes geschrieben hat und dieses Gesicht zu schauen würdig gefunden worden ist, allen Gemeinden Gottes Christi Gruß zuvor in Seinem heiligsten Namen und Geiste!

3 Gnade, Segen und Friede sei euch allen von Dem, Der war, Der ist, Der sein wird und Dessen heiligstem Namen nach wir uns Christianer nennen dürfen, so wir, in der wahren Erkenntnis Seiner, auch Sein heiligstes Wort werktätig zu befolgen trachten.

4 Er, Der allein wahre, allgütige, ewige Gott und Vater alles Lebens liebt uns Unwürdige so, daß Er, aller Seiner himmlischen Herrlichkeit sich entkleidend, unsertwegen Mensch ward, um uns aus der Finsternis des Irrtums und der Lüge des Todes herauszuführen und allen, die guten Willens sind, das Licht des Lebens Seines Reiches zu geben.

5 Ihm sei unser Dank, Ehre und Preis in aller Ewigkeit!

6 Ich, Jovian, euer Bruder und Mitgenosse in Leid und Freude, in der Trübsal, immer aber in der Geduld und im Frieden unseres Herrn, war gefangen auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes Christi und des Zeugnisses Seiner ewigen Wahrheit. Ende März zu Miletus gefangen und Mitte April im letzten Jahre des Kaisers Titus, also auch im ersten Jahre des Kaisers Domitian, im Römerjahre 834 verbannt, war ich bereits siebenundsiebzig Jahre alt, aber Gott der Herr gab mir die Kraft, mit den jüngeren und jungen Verbannten nicht nur arbeiten, sondern auch manchen von ihnen zur Erkenntnis der ewigen Wahrheit Gottes Christi und des wahren ewigen Lebens in Seinem Reiche bringen zu können.

7 Paulus Agatus, der Verwalter, wußte, daß ich auf Anklagen und Drängen der Juden von dem Präfekten Lucius Anius, der zu Miletus saß, auf unbestimmte Zeit gefangen und verschickt ward; also hörte auch er mit den Seinen das Wort der Wahrheit von Christo und enthob mich bald der ärgsten Drangsal.

8 Im dritten Jahre meiner Verbannung, die Römer schrieben das Jahr 837 (im dritten Jahre des Kaisers Domitian), am achtundzwanzigsten Tage des Monates Maius (gleich dem vierzehnten Tage des Monates Däsius = Thargelion der Griechen) am Tage des Herrn, war ich allein an dem Felsen und im Geiste bei Ihm, denn es war der vierundfünfzigste Gedenktag Seiner glorreichen Himmelfahrt.

9 In Wehmut gedachte ich Seiner ersten Begleiter und Apostel, die alle schon bei Ihm waren, als letzter der Bruder Andreas Jonius, von dem ich wußte, daß er erst ein halbes Jahr zuvor zu Patra mit zwei Mitarbeitern am Kreuze starb und in das Reich Dessen aufgenommen ward, Dessen heiligstes Wesen, Geist, Leben, Licht, Wort und Namen wir unter die Völker trugen, auf daß auch sie der Finsternis des Irrtums und der Lüge entrinnen und den allein wahren, ewigen Gott in Christo dem Herrn erkennen, zu ihrem eigenen zeitlichen und ewigen Heile.

10 Alles auf Erden Erlebte stieg in meiner Seele auf in lebendigen Bildern, und das Wüten der Juden und ihrer scheingetauften Genossen, die, überall für Auchapostel des Herrn Jesus sich ausgebend, ihre eigenen Judenchristianergemeinden wider die wahren Gemeinden Gottes Christi sozusagen aus der Erde mit teuflischem Erfolge stampften, hat mich mit einer Bitternis erfüllt, die den Gedanken in meiner Seele aufkommen ließ, Gott, die ewige Wahrheit in Christo zu bitten, auch mich von der Erde zu Sich in Sein Reich hinwegzunehmen.

11 Und da ich tränenvollen Antlitzes diese Bitte im Geiste durch die Seele aussprach, siehe, da sah ich das unbeschreiblich wunderbare Licht, wie ich es vor einem Menschenalter bei Seinen Verklärungen gesehen habe, und in dem Lichte Seine noch wunderbarer leuchtende, heiligste Menschengestalt, und Er, Seine Rechte auf meine Stirne legend, sprach:

12 "Jovian! Mein Friede sei mit dir!"

13 Da warf ich mich vor Ihm nieder und sprach: "Mein Gott und Herr! Vergib mir, daß ich in solchen Gedanken die Zuversicht lahme, die uns durch Deine Kraft alle erhalten hat, um das uns von Dir aufgetragene auch vollbringen zu können da auf Erden!"

14 Da sprach Er zu mir: "Jovian! Ich bin die Vergebung! - sprich also nicht: Vergib mir! Du bist ein Seher; und damit auch die Nachwelt von deinem Sehertum gewinne, sollst du sehen, was keines anderen Auge je geschaut hat, noch schauen wird können; und was du gesehen hast, das schreibe auf, denn es ist das lebendige Gesicht alles dessen, was ich euch auf Erden gesagt habe, da ich mit euch gegangen bin."

15 Und da Er noch diese Worte sprach, ward Er in unendliche Fernen entrückt, und doch sah ich Ihn in immer derselben Wesensgröße, als stünde Er bei mir.

16 Es entschwand meinen Augen vorher schon die Erde, das Firmament und alles, was das All dieser Welt genannt wird, und siehe, ich sah da die Unendlichkeit der Unendlichkeiten nach allen Seiten hin, ober mir, unter mir, vorne, rück- und seitwärts - es war zu schauen wie ein unendliches Meer ohne Wasser, wie gläsern und doch wesenlos, als wäre nichts sonst da, sondern allein Er im Lichte Seines Wesens, Geistes und Lebens, und alle die Unendlichkeit der Unendlichkeiten von diesem Lichte durchdrungen.

17 Da fühlte ich, daß mir jeder Sinn zu entschwinden drohte, denn obwohl außer Ihm und dem von Ihm ausgehenden, die Unendlichkeiten durchdringenden Lichte nichts Wesentliches da war, war die Anschauung von einer so unendlich über alles erhabenen Größe, Ruhe, Reinheit und Heiligkeit durch Ihn, daß ich in der Leere des Wesenlosen selbst als wesenlos mich fühlend niedersank und wie im Traume außer mir denkend sprach: "Herr! Mein Gott! Was ist das? - Wie soll ich mir dieses Gesicht deuten?"

18 Und da hörte ich Seine Stimme in mir: "Jovian! Das ist die zeitlose Ewigkeit, die raumlose Unendlichkeit und meine Welt, der ich keines Raumes und keiner Zeit bedarf, weil ich ohne Anfang und ohne Ende lebe und bin. Du wähnst, außer mir nichts sonst zu sehen; ich aber sage dir: Schaue näher um dich und sage dann, was du siehst!"

19 Und da ich näher und genauer um mich sah, siehe, da schaute ich allerlei größere, kleinere und kleine, verschiedenartig gestaltete Dinge, wie Samen und wie gläsern durchsichtig, daß ich auch das schauen konnte, daß es unter der Schale wie ein Korn aussah - und da ich nun dasselbe der Dinge in unübersehbaren und unzählbaren Mengen auch weiter in den Fernen sah, sprach ich verwundert und wie im Traume außer mir denkend: "Herr! Mein Gott! Was ist das? - So ähnlich alle diese Dinge einander scheinbar sind, sehe ich doch ihre unendliche Mannigfaltigkeit und - o Wunder! - es kommt mir so vor, als sähe ich in manchen ganz kleine und verschwommene Bildchen wie von Menschengestalten, in anderen gleichfalls solche Bildchen, aber wie von allerlei Getier, und wieder in anderen andere Bildchen von allerlei grünem Gewächs!"

20 Und da hörte ich wiedermals Seine Stimme in mir: "Alles das, von dem du aber nur ein ganz kleines Teilchen siehst, ist mit und neben mir ewigen Seins und der Ewigkeit eingeschlossen, kann aber in der Ewigkeit und in der Unendlichkeit das Leben nicht empfangen, weil es ohne eigens dafür geschaffene Welt, die Zeiten und Räume angibt, nicht leben, nicht zum Bewußtsein des eigenen Lebens und Seins gelangen, sich nicht auskennen und nicht auswirken kann.

21 Deshalb liegt es brach, leblos, unentwickelt, nichtig, ein Scheinsein des eigenen Seins. Was du schaust, war einmal in der Ewigkeit und du siehst seelisch-geistig alle die Äonen von Zeiten zurück, die seit dem von mir für alles das Seelisch-Geistige, mit und neben mir Seiende geschaffenen Anfange verflossen und der Ewigkeit eingeschlossen sind.

22 All dieser Same, von dem du zwar solche Mengen und doch nicht einmal den allerkleinsten Teil des Ganzen siehst, ist einzeln seines eigenen ewigen Seins, ein Same seelischer Schale und geistigen Kernes, aber ohne Lebenskraft; es war und ist da, erhalten durch sein Sein, und da ich alledem den Anfang geschaffen habe, soll es das Leben von und aus mir empfangen, damit alles, was seelischen und geistigen Wesens ist, mit mir da lebe und wirke.

23 Was du in alledem siehst, ist die ewige Ruhe, in der allein ich tätig war, damit alles das erhalten bleibe bis zu dem Anfange, den dafür zu schaffen ich beschlossen habe, und nun sollst du schauen, wie der Anfang geschaffen ward, und sehend sollst du den Sinn des Wortes erfassen, so ich sage: Ich bin Der Anfang!


KAPITEL II

1 Und siehe! Da sah ich Ihn in unermeßlicher Ferne und doch wieder mir wie zum Greifen nahe, aber anders, ganz anders als zuvor; Er war wohl Derselbe Christus, unser Gott und Herr, in demselben Lichte Seines heiligsten Wesens, Geistes und Lebens, und wie zuvor, durchdrang auch jetzt dasselbe Licht der Unendlichkeit unermeßliche Fernen allüberall - aber durch das Licht gingen von Ihm Strahlen allerlei anderen Lichtes aus, die in Seinem Lichte fast augenblicklich allüberall in die Unendlichkeiten der Fernen drangen, und überall dort sah ich eine Bewegung, die zu schauen war, als ballten sich dort lichte Wolken zu Wolken allerlei Lichtes kugelig zusammen.

2 Das sah ich ober mir, unter mir, allseitig, und darüber verlor ich den Sinn dafür, was oben, was unten und was seitwärts sei; in schwerer Verwirrung wandte ich meinen Blick wieder Ihm zu, und als ich Ihn in der Ferne, mir aber doch so nahe, mit erhobenen Armen stehen sah, wurden meine Sinne wieder klar.

3 Ich faltete meine Hände zur Anbetung, brachte aber kein Wort hervor, denn was ich sah, kann mit Worten keiner Sprache gesagt, beschrieben und so erklärt werden, daß sich ein Mensch davon auch nur den Schatten einer wahren Vorstellung machen könnte; doch aber, weil mir gesagt ward:

Schreibe auf, was du gesehen und gehört hast!

Folge ich und schreibe, ohne nach besonderen Worten zu suchen, weil dafür keine zu finden sind.

4 Ich sah das Wirken des heiligsten Wesens Gottes besonders, besonders auch die Strahlungskraft Seines heiligen Geistes, besonders das Wirken Seiner Lebenskraft in Seinem Wesen, in Seinem Geiste und in Dessen Strahlen, in diesen aber gleichfalls besonders jene Kräfte einzeln und zusammenwirkend, welche die Fernen der Unendlichkeit in Bewegung brachten, ich sah Gott in Seiner Kraft schaffend und ich sah, wie Er schafft Licht im Lichte, kraft Seines bloßen Willens.

5 In dieser Anschauung vergaß ich zu schauen, was in den Fernen der Unendlichkeit geschieht, fühlte aber eine Bewegung um mich selbst, ohne sagen zu können, welcher Art sie wäre, und da hörte ich Seine Stimme wiedermals in mir:

6 Jovian! Schaue hin und um dich, damit du schreiben kannst, was du gesehen hast!

7 Und siehe! Da sah ich, wie Wolken allerlei Lichtes aus den Fernen der Unendlichkeit, einzeln immer dichter werdend und einzeln zu ungeheuer großen, kleineren und kleinen Kugeln sich zusammenballend, näher rücken, in Seinem Lichte ihr eigenes, anderes und verschiedenartiges Licht nach innen und nach außen ausstrahlen, ein Firmament nach oben, nach unten und allseits bilden, eine Welt darstellend, die durch das eigene Licht gegen die Unendlichkeit allseits abgegrenzt, nun in sich selbst da war.

8 Fassungslos sah ich staunend dieses Werden, denn auf vielen der einzelnen Weltkugeln sah ich Berge und Täler, Flüsse und Meere, nicht aber wie solche auf Erden aus Steinen und aus Wasser, denn wohl war beides auch da, aber eines ganz anderen Wesens, Licht im Lichte, wie gläsern und in den wunderbarsten Farben strahlend.

9 Und keine der Welten stand still, sondern langsam drehte sich eine um die andere in verschiedenen Fernen und alle zusammen um eine Mitte; als ich das erkannt hatte, sah ich nach dieser Mitte, und siehe, dort stand mit wie segnend erhobenen Armen unser Gott und Herr, in Seinem Lichte alles das Licht der Welten überstrahlend.

10 Unsagbar tief ergriffen und erschüttert fiel ich in die Knie und da fühlte ich plötzlich, daß ich selbst auf dem Boden einer der vielen, vielen Welten mich befinde, ohne zu wissen, wie es gekommen ist, und ich schrie auf, ob aus Freude, ob aus Seligkeit, ob aus Überraschung? Ich weiß es nicht, aber ich lag auf meinem Angesicht und schluchzend wagte ich es nicht aufzuschauen, denn ich fühlte es, daß Er bei mir stand, und alsbald hörte ich Ihn sprechen:

11 Stehe auf und siehe, was und wie es einstens weiter war!

12 Und da ich aufgestanden war, wischte Er mit dem Ärmel Seines Rockes die Tränen von meinem Angesicht und sprach: Was du da siehst, Jovian, ist die Vollendung alles Meinen bisherigen Schaffens, obwohl das Größte in der Vollendung alles dessen, was noch kommen wird, erst im Verlaufe von Äonen der Zeiten, die Ich allen Seelenwesen erkenntnisfähigen Geistes schaffen werde, vollendet und vollbracht werden wird.

13 Das da ist die wahre Welt Meines Reiches für all den seelisch-geistigen Samen, den du in so großer Anzahl in der weltenlosen Leere der Unendlichkeit leblos und brachliegend gesehen hast, dessen wahre Menge und Mannigfaltigkeit aber niemand außer Mir jemals überschauen und abzählen wird können.

14 Es geht nicht an, daß Ich bin und daß allein Ich lebe, und alles das Seelische und Geistige leblos brachliegend bleibe.

15 Ich bin Die ewige Wahrheit, Das wahre Licht, Das wahre ewige Leben, in Meinem Wesen und Geiste Die unwandelbar unveränderlich gleiche Güte, Liebe, Erbarmung, Vergebung, Gerechtigkeit und Selbstaufopferung und in alledem auch Der Anfang, den Ich für alle Seelenwesen erkenntnisfähigen Geistes schaffe; komme mit und siehe, was du weiter zu schreiben hast.

16 Er nahm mich bei der Hand und, in Augenblicken die Fernen zwischen den einzelnen Welten mit mir durchmessend, zeigte Er mir viele, eine jede die anderen an Schönheit und Herrlichkeit übertreffende Welten, und ich verwunderte mich immer mehr.

17 Er aber sprach: Findest du schon dieses Seelen-, Geist- und Leblose schön und herrlich, wie herrlich wirst du es erst finden, so allda und alles das von Meinem Leben, in myriadenfacher Mannigfaltigkeit alles seelisch-geistig Seienden belebt sein wird, und bald wirst du es sehen.

18 Während Er noch sprach, kamen wir weiter, und da stand ich an einem wie Wasser führenden Strom, an dessen Ufern wunderbare Gewächse wie Bäume von Reben umrankt standen, die Ranken aber in verschiedenen Höhen Geflechte wie Körbe und Schüsseln bildeten; oben sah ich unzählige Mengen der verschiedensten, wunderbaren und köstlich zu schauenden Früchte, aus den verschiedenfarbigen, herrlichen Blüten der anderen, ja aus den Blättern wieder anderer tropfte es wie Milch und Honig und fiel in größeren oder kleineren Tropfen und Körnern in die lebendigen Rankengeflechte, die Rinde wieder anderer Gewächse gab allerlei Säfte, die alsbald zu den verschiedenartigst geformten Gebilden, wie zu kleinen Fladen und Broten wurden, wieder von anderen floß klare, wie auch mannigfaltigst farbene Flüssigkeit durch Röhrchenranken in den Strom, alles von köstlichem, wunderbarem Ansehen und Geruch.

19 Und da ich vor Verwunderung nicht fähig war zu sprechen, sprach Er zu mir: Dieses da ist in unzähligen Arten in allen Welten Meines Reiches vorhanden; es sind die Ströme und Bäume des Lebens; auch diese Gewächse sind Seele und Geist, lebendig durch Mich, aber eines ganz anderen Wesens als alles das andere unzählbare Gewächs, und Ich habe ihnen durch das Wirken aller Dinge der Welten Meines Reiches unversiegbare Kräfte gegeben, deren Frucht auch die Ströme sind, an denen sie stehen und die also unversiegbar wirken werden, in aller Zukunft der Ewigkeit.

20 Also habe Ich sie beschaffen gemacht, auf daß all der seelisch-geistige Same, der in diese dafür geschaffenen Welten Meines Reiches gelangt und da das Leben von und aus Meiner eigenen Lebenskraft empfangen hat, alsbald dann, so ihm ein himmlischer Leib zuteil geworden ist, eine diesem seinem Leibe entsprechende Nahrung habe.

21 Und da Er noch sprach, nahm Er mich wiedermals bei der Hand, und siehe, Er stand wieder in der Mitte der Welten Seines Reiches, ich neben Ihm, und Er, seine Hände wie zum Segnen erhebend, sprach zu mir nur das eine Wort: "Siehe!"

22 Und es kam auf eine jede der vielen Welten von allen Richtungen her wie ein Regen, und da sah ich, daß es der von mir zuvor geschaute Same war, der, im Lichte Gottes und im Lichte der Welten Seines Reiches glitzernd wie gläsern und wie ein Regen, da die einzelnen Welten bezog, eine Erscheinung so wunderbar wie alles das vorher von mir Geschaute; und als sie zu Ende war, nahm Er mich bei der Hand und schon stand Er mit mir auf dem Boden einer der nächsten, überaus großen Welt und sprach zu mir:

23 Bleibe da und siehe, was außer Mir niemand je geschaut hat, noch außer dir irgendwer jemals schauen wird; es war in der Ewigkeit, und du allein siehst an jetzt, wie es war, denn du sollst es für die Menschen auf Erden schreiben, damit sie den Sinn Meines Wortes verstehen, so Ich sage:

Ich bin Der Anfang!


KAPITEL III

1 Und siehe! Da sah ich den gefallenen Samen in Mengen auf dem Boden der Welt verstreut liegen, auf dem ich selbst stand, und o Wunder, all der Same begann sich zu regen, zu wachsen, allerlei Gestalten und Formen anzunehmen, es ward aus vielem allerlei grünendes Gewächs, aus anderem allerlei Tiere, und siehe, auch Gestalten wie Menschen bildeten sich aus der Schale vielen Samens, ich fühlte, daß auch mich nie zuvor empfundene Kräfte durchdringen, wandte meine Blicke in die Höhen und da sah ich unseren Gott und Herrn wieder in der Mitte der Welten Seines Reiches mit wie zum Segnen ausgebreiteten Händen stehen.

2 Und wie zuvor, sah ich jetzt wieder das Wirken der Kräfte Seines heiligsten Wesens besonders, besonders auch das Wirken Seines heiligen Geistes, dessen Strahlung neben den vielen anderen Seiner Kräfte, jede in ihrem eigenen Lichte besonders sichtbar und die Strahlen Seiner Lebenskraft mitführend, all den Samen sichtbar durchdrang, hörte aber alsbald Seine Stimme wiedermals in mir:

3 Sieh den Empfang des Lebens jeglichen Geistes, den du als den Kern der Schale eines jeglichen Samens sahest, und schaue, wie der Geist kraft des von und aus Mir schon empfangenen Lebens auf die ihn einschließende Schale weiter wirkt; diese Schale ist das Wesen der Seele, welches die Grundwerte seiner eigenen Gestalt und Formen von Ewigkeit in sich barg und die nun kraft des empfangenen Lebens zur Entwicklung und Geltung kommen.

4 Und da ich meine Augen wieder dem zugewendet habe, das um mich her sich regte, da sah ich, wie auch da in jedem einzelnen Wesen, das kein unscheinbar nichtiger Same mehr war, der Geist besonders, besonders auch der seelische Körper und wieder besonders das Leben in- und aufeinander wirken; in der Strahlung der nun eigenen Lebenskraft, die so anzusehen war, als flösse und sprühe ein zu klarstem Wasserdunst gewordenes Licht durch den Geist und die Seele, erstrahlte auch der Geist eines jeglichen der Wesen und die Geistesstrahlen durchdrangen mit den Lebensstrahlen den seelischen Körper, der wachsend immer bestimmtere Formen nahm, so bei allem grünenden Gewächs, wie bei den Tiergestalten und bei jenen, die zwar zu Menschengestalten sich bildend, wunderbarer als nur solche waren, da sie Gott ähnlich aussahen.

5 Auch gingen von diesen die Strahlen ihres Geistes durch ihren seelischen Leib weit nach außen hin, jedoch nur einzeln und wie hin und her wankend; weniger, und bei manchen Arten der Tiere gar nicht nach außenhin strahlend, sah ich den Geist wirken, am wenigsten aber dem des grünen Gewächses, obwohl er in manchen Riesengewächsen, wie auch in manchen Riesen der Tiere, an Menge größer war, als der Geist derer, die in Menschgestalt Gott ähnlich waren.

6 Weiter sah ich auch, soweit ich sehen konnte, daß keine zwei seelischen Körper, auch nicht einer und derselben Art, so gestaltet waren, daß ich sie nicht voneinander unterscheiden hätte können, und auch der Geist war in einem jeden seelischen Körper der gleichen Art ein anderer so, im Aussehen wie in seiner Strahlung, allein nur die Lebenskraft war in allen ohne Ausnahme eine und dieselbe, weil sie von und aus Gott empfangen ward.

7 Alles das sah ich denkend, klar und deutlich und verwunderte mich immer mehr, denn obwohl alles sich regte, das grünende Gewächs in unbeschreiblich schönen Farben prangte, die Gestalten der Tiere und die Gott ähnlichen Menschengestalten nicht mehr wuchsen, was mich erkennen ließ, daß die Größe der Gestalt, wie auch die Entwicklung ihrer Formen erreicht ist, regte es sich doch nur wie im Schlafe, war wie Hauch durchsichtig und wie gläsern in allerlei Farben sichtbar, so daß ich auch alles innere Gefüge jedes seelischen Körpers schauen konnte, und da habe ich plötzlich erkannt, daß zwar alles das nun lebendig ist, daß es aber von seinem Sein und Leben nichts weiß, daß es ohne Bewußtsein ist und darüber erschrak ich [so] heftig, daß ich meinte, selbst auch bewußtlos hinfallen zu müssen.

8 Da aber hörte ich Seine Stimme in mir: Jovian! Wie Ich von Ewigkeit in Meinem Wesen, Geiste und Leben dreieinig bin, ist nun all der von Ewigkeit her mit und neben Mir seiende seelische und geistige Same durch die Gabe des Lebens von und aus Mir dreieinig geworden.

9 Lebe Ich in Ewigkeit, soll auch alles das Seelische und Geistige in aller Zukunft der Ewigkeit leben. Wie Mein Leben von Meinem Geiste und Mein Geist mit Meinem Leben von Meinem Wesen und Mein Wesen von Meinem Geiste und von Meinem Leben untrennbar ist, also untrennbar haftet nun dasselbe, Mein Leben, dem Wesen alles Seelischen und Geistigen an, und kein einziges all dieser dreieinig gewordenen Wesen kann sein von Mir also empfangenes Leben jemals verlieren.

10 Ist doch der seelische und geistige Same als solcher an sich unzerstörbar und unvernichtbar; nun aber [da] alles das Seelische und Geistige sein Leben von und aus Mir in sich trägt, hat es das ewige Leben durch Mich, kann es, auch mit Willen, niemals mehr von sich werfen, und niemand kann es mehr dem anderen nehmen, zerstören und vernichten - auch Ich nicht! - weil Ich es gegeben habe.

11 Du siehst nun, was alles in der myriadenfachen Zahl und unübersehbaren Menge des seelisch-geistigen Samens an Mannigfaltigkeit des Wesens und des Geistes verborgen war, du siehst nun, daß alles das lebt, aber auch, daß es bewußtlos ist, daß es von seinem eigenen Sein und Leben nichts weiß; du meinst, daß es in diesem Zustande nichts fühlt, daß es etwa so bleiben könnte und darüber bist du erschrocken.

12 Ich aber sage dir:

Unbewußten Geistes fühlt ein jeder der seelischen Leiber und Körper die auf ihn eindringenden und in ihm wirkenden Kräfte, die alle nicht nur von und aus Mir, sondern zum Teile auch von und aus den Welten dieses Meines dafür geschaffenen Reiches ausgehen und so wirken, wie Ich sie geschaffen und geordnet habe, daß sie auch von selbst eine die andere zeugen und alle zusammenwirkend Bestand haben für alle Zukunft der Ewigkeit.

13 Würden die seelischen Leiber und Körper das Wirken all der von und aus Mir, wie auch von und aus den Welten Meines Reiches ausgehenden und sie durchdringenden Kräfte unbewußten Geistes unbewußt nicht fühlen, würdest du keine Regsamkeit in und an ihnen sehen können; da du aber diese siehst, sollst du wissen, daß alles Gefühl dem seelischen Leibe eigen ist, dem Geiste aber das Bewußtsein und in diesem auch der Wille, dessen Kraft je der eigenen, wie auch der Beschaffenheit jenes seelischen Leibes oder Körpers nach, dem er untrennbar ewiglich eigen ist, gewaltig groß, kleiner oder auch so klein ist, daß er gar nicht in Erscheinung treten kann.

14 Es würde der Geist durch das Einwirken des Lebens und durch die im seelischen Leibe unbewußt empfundene Einwirkung der ihn da durchdringenden Kräfte mit der Zeit, die durch diesen von Mir geschaffenen Anfang mitgeschaffen ist, zum Bewußtsein des eigenen Lebens und Seins gelangen und dadurch auch der ihm eigene seelische Leib; so aber, wie dieser an sich ist, könnte er dem Geiste da nichts nützen.

15 Sieh alle diese Gestalten an, die Mir, aber auch dir ähnlich sind; du hast gesehen und aus eigenem auch erkannt, daß ihr Geist eines ganz anderen Aussehens und eines ganz anderen Wesens ist als der Geist der Tiere, und dieser wieder ein anderer als der Geist der Pflanzen.

16 Der Geist dieser Mir und dir ähnlichen seelischen Gestalten ist erkenntnisfähig, all der andere Geist aber nicht; es weist wohl auch dieser erkenntnisfähige Geist - wie du siehst - große und sehr große Unterschiede auf, doch aber ist und bleibt er erkenntnisfähig, und ihm wohnt auch größere, große oder auch kleinere Schaffensfähigkeit inne.

17 In der Ewigkeit und Unendlichkeit hätte er sich nie zurechtgefunden; hier aber, in der Welt Meines für ihn geschaffenen Reiches, wird er sich bald zurechtfinden und in dem Geschaffenen selbst auch aus eigenem schaffen wollen. Würde aber der seelische Leib, dem er eigen ist, so bleiben wie er jetzt noch ist, würde jeder Gedanke, der durch das gegenseitig sich ergänzende Wirken der Seele, des Geistes und des Lebens angesichts des Vorhandenen in Bildern entsteht, immer nur der Gedanke und ein seelisch-geistiges Bild bleiben und könnte nach außen hin niemals verwirklicht werden.

18 Daher muß der seelische Leib teils aus den seelen-, geist- und leblosen Dingen und Kräften, teils aber auch aus den dazu geschaffenen lebendigen Dingen einen Leib annehmen, der, dem Wesen der Welten Meines Reiches angepaßt, die Seele fähig macht, alles das Geschaffene, Vorhandene nicht nur sehen, hören und greifen, sondern auch darin und daraus das schaffen, und wesentlich, handgreiflich das verwirklichen zu können, was seelisch-geistig in Gedanken und Bildern entsteht und auch für andere sichtbar, hörbar und greifbar geschaffen werden soll.

19 Mein Reich ist das Himmelreich, und alle seelischen Leiber und Körper müssen je ihrem Wesen nach auch einen himmlischen Leib oder Körper erhalten, dem ihren angepaßt; das grüne Gewächs wird seinen himmlischen Körper aus dem Boden und aus den Höhen über den Welten selbst erhalten, für die immerwährend gleiche Erhaltung des himmlischen Leibes der Tiere ist gleichfalls vorgesorgt, wie ganz besonders auch für den himmlischen Leib Meiner Kinder durch jene Schöpfung, die du an den Wassern und an den Bäumen des Lebens siehst.

20 Mit himmlischem Leibe und Körper soll der seelische Leib eines jeglichen durch Mich von nun an für alle Zukunft der Ewigkeit lebendigen Wesens angetan werden, im himmlischen Leibe soll alles das nun Lebendige zum Bewußtsein des eigenen Lebens und Seins auferstehen, und Meine Kinder, die Ich Engel nennen will, werden Mich als den Vater alles Lebens erkennen.

21 Sie werden in den Welten dieses Meines himmlischen Reiches kein Werden und kein Vergehen des Seelisch-Geistig-Lebendigen kennen, daher auch nach keinem Anfange fragen, und erst durch das zu ihnen gesprochene Wort über diesen Anfang werden sie fühlend den Sinn erfassen, so Ich sage:

Ich bin Der Anfang!


KAPITEL IV

1 Da hörte ich wie ein leises Tuscheln ober mir, unter mir in dem Boden der Welt, auf der ich stand, seitwärts von allen Richtungen her, fühlte eine Bewegung wie eines leichten Windes und sah auf in die Höhen, wo Er wie mit zum Segnen ausgebreiteten Händen immer noch stand in unbeschreiblich wunderbar strahlendem Lichte Seines heiligsten Wesens und Geistes.

2 Anbetend hob ich meine Hände zu Ihm, Er aber sprach:

Sieh um dich, denn das Geschehen um dich sollst du beschreiben!

3 Da sah ich um mich auf alle, die wie im Schlafe liegenden und sich regenden Wesen der Seele, des Geistes und des Lebens und siehe, ich sah die seelische Gestalt ihres Wesens von Strahlen durchdrungen werden, die aus dem Boden, aus den Wassern und Lebensbäumen der Welten des Reiches Gottes hervorgingen, und also gleich erkannte ich, daß alles das die Strahlen Seines heiligen Geistes bewirken, die ich in den anderen besonders sah.

4 Alle die seelischen Gestalten, die zuvor noch wie ein Hauch und wie gläsern durchsichtig waren, wurden wie dichter, als würden sie wie Fleisch und Blut werden, nicht aber wie irdischen Fleisches und Blutes, sondern unendlich erhaben, rein, wunderbar im Aussehen, denn trotzdem der seelische Leib und Körper einen himmlischen Leib und Körper annahm, war beides besonders an sich sichtbar, der eigene ewige seelische, wie auch der empfangene himmlische Leib, wie ein und derselbe und doch sichtbar verschieden – und ich wusste nicht, wohin ich zuerst schauen und was ich mehr bewundern könnte, ob die Schönheit und Reinheit der Pflanzen, ob die der Tiere oder die [der] Kinder Gottes – ich konnte mich nicht fassen.

5 Plötzlich sah ich aber alles, was nicht grünendes und blühendes Gewächs war, die Augen öffnen und auf den Füßen stehen - Seligkeit, Freude und Frieden im Angesicht, trotz der staunenden Blicke, die sich alle auf Den richteten, Der in unbeschreiblich wunderbarem Lichte Seiner Kraft mitten auf dem Firmamente der Welt Seines himmlischen Reiches stand.

6 Da öffnete Er Seinen Mund, und ich sah in den Lichtstrahlen Seines allgegenwärtigen, weil überall hin strahlenden Geistes neue Kraftstrahlen besonders, Strahlen, die Sein gesprochenes Wort trugen, und ich sah diese Strahlen Seines Wortes in den Geist und in den seelischen Leib Seiner Kinder dringen, in ihren Köpfen lebendig haften, im lebendigen Verstehen gleich lebendig wirken - und da erkannte ich die Kraft des gesprochenen Wortes Gottes, durch welches Seinen Kindern die Sprache und das Verständnis für das empfangene, aufgenommene, weiter gedachte und gesprochene Wort der Sprache gegeben ward, denn alsbald erhoben sich unübersehbar unzählbare Hände zu Ihm, und aus dem Munde all der Scharen Seiner Kinder klang das Wort zu Ihm:

Gott!

7 Da fiel ich nieder in die Knie, barg mein Angesicht in den Händen und sah im Geiste die von mir auf Erden geschriebenen ersten Worte Seines heiligen Evangeliums:

Vor jeglichem Anfange war Gott, (welcher ist) Seines ewigen Wesens, Geistes und Lebens Wort, Das Wort Gott war allein in Gott, und Gott war Das Wort!

Das Wort Gott war aber nur vor dem Anfange allein in Gott, denn als Gott durch Sein Wort alle Dinge der wahren Welt Seines Reiches geschaffen und dort von Seiner eigenen ewigen Lebenskraft allen Wesen, denen ein Geist eigen war, das Leben gegeben hatte, sprach ein jegliches Wesen erkenntnisfähigen Geistes Das Wort Gott zu Ihm, und das war der Anfang.

8 Nun sah ich diesen Anfang, habe gesehen, was und wie es vor dem Anfange war, nun wußte ich kraft des Gesehenen, was die Seele, der Geist und das Leben ist, wie das Leblose des Wesens der Seele und des Geistes lebendig ward, von Wem es das Leben und die Kraft des Bewußtseins empfangen hat, wie die wahre Welt des Reiches Gottes, das Himmelreich, ist, und unsagbar tief erschüttert und von Ehrfurcht tief ergriffen, hob ich anbetend mein Antlitz und meine Hände zu Ihm!

9 Er aber sprach von den Höhen des himmlischen Firmamentes und Sein heiligstes Wort klang in den Ohren Seiner Kinder, die Er Engel nannte, klar und deutlich, als stünde Er bei einem jeden selbst, und staunend verwunderte ich mich, als ich an dem Ausdrucke und den Mienen der Gesichter Seiner Kinder sah, daß auch sie ein jedes Seiner Worte so verstanden haben wie ich, der ich noch mehr darüber erstaunt und verwundert war, daß auch ich ein jedes Wort Seiner Sprache lebendig verstehe, denn wohl hatte Seine Sprache viele, in den Sprachen der Menschen auf Erden gesprochenen Laute und selbst auch Worte, in die aber dort allerlei andere Bedeutung gelegt ist.

10 Ich erkannte, daß Seine Sprache die Sprache Seines himmlischen Reiches bleibt, und nun wußte ich auch, woher alle die Sprachen der Menschen auf Erden sind, die alle ohne Ausnahme in ihrem Grundwesen dieselben oder zumindest mehr oder weniger ähnliche Laute, Silben und selbst auch Worte jener Sprache in sich bergen, die von und aus Gott ist.

11 Weiter sprach Gott von der himmlischen Nahrung der Seele erkenntnisfähigen Geistes durch Sein Wort, dem das Licht und Leben innewohnt, dann aber auch von der himmlischen Nahrung, Trank und Speise für den himmlischen Leib Seiner Kinder, die für sie in unzählbarer Mannigfaltigkeit und unerschöpflich in den Früchten und Säften der Lebensbäume an den Wassern bereitet ist.

12 Während Er noch lange wie in Lehren sprach, ging das Wesen Seiner heiligsten Gestalt immer mehr im Lichte Seines heiligen Geistes strahlend auf, bis nur mehr das unaussprechlich und unbeschreiblich wunderbare Licht verblieb - und wiedermals erhoben sich unübersehbar und unzählbar viele Hände zu Ihm, und wiedermals klang aus dem Munde all der Scharen Seiner Kinder wie ein Brausen das heiligste Wort zu Ihm:

Gott!

13 Ich aber hörte Seine Stimme wiedermals in mir:

Sieh alles an, damit du schreiben kannst! Was du jetzt weiter siehst an Leben und Schaffen all dieser Meiner Kinder, hat da Äonen von Zeiten gewährt, für die, zurückschauend, auch der größte Geist unter allen diesen Meinen Engeln weder Sinn noch Verständnis, und noch eine klare Vorstellung findet, obwohl mit dem von dir nun geschauten Anfange auch die Zeit geschaffen ward.

14 Und siehe, da sah ich unter den Kindern Gottes jetzt erst aller­lei verschiedene Gesichter und Unterschiede in der Farbe nicht nur ihres seelischen, sondern auch ihres himmlischen Leibes; auch blieben so manche unter den Scharen einander ähnlicher Gesichtszüge und glei­cher Farbe kleiner als andere, ja nicht wenige auch so klein wie Kinder, und ich sah an ihren Seelen und ihrem Geiste, daß ihnen auch ein kindliches Gemüt eigen war, das sie durch ihr Reden, Fragen, Äußerungen ihrer Verwunderung und Freude, wie auch durch ihr Streben, das Tun der Größeren und Großen nachzuahmen, kundtaten.

15 Auch sah ich dasselbe in einem noch größeren Ausmaße und zahl­reicher noch unter allerlei Tieren, und da erkannte ich erst die un­endlich großen Unterschiede des Wesens der Seele und des Geistes einer und derselben Schar Ihresgleichen, da aber ungleich weniger unter den Tieren, als vielmehr unter den Kindern Gottes.

16 [Männliches und Weibliches im Sinne von Geschlechtlichem (Fortpflanzung)] war nicht, und die Schönheit aller - gerade in der schier unendlichen Mannigfaltigkeit des Aussehens der Gestalten in ihrer Reinheit - gleich wunderbar unter den Kindern Gottes, wie auch unter den Tieren und mehr noch als unter diesen in der herrlichen Pracht unter dem grünenden und blühenden Gewächs der Pflanzen.

17 Und da sah ich Scharen der Kinder Gottes an den Wassern bei den Bäumen des Lebens essen und trinken, und es schien mir, als ob da­durch ihr himmlischer Leib womöglich noch schöner und herrlicher geworden wäre; auch merkte ich späterhin, daß alle die Mannigfaltig­keit der Nahrung, der Speisen und Getränke, die aus den Bäumen und Geränken an den Wassern in allerlei wunderbarer Art und Weise hervorgeht, eines allerreinsten Wesens ist, weil sie keine Schlacken und Abfälle im Leibe zeugt und auch keinerlei Übersättigung herbeiführt.

18 Alsbald traten dann da und dort nicht wenige auf, die zu spre­chen begannen, und Scharen sammelten sich um sie, um ihnen zuzuhören, und schon sah ich, welch eines großen Geistes diese Sprecher und Prediger sind, denn ich sah die Strahlen ihres Geistes weithin, ja bei manchem selbst auch über die Grenzen der Welten des Reiches Gottes in die Unendlichkeit dringen - und da erkannte ich stau­nend, wie ähnlich die Strahlungskraft so manchen Geistes der Strahlungskraft des heiligen Geistes Gottes ist und wie ähnlich sie Ihm auch dadurch sind.

19 Freilich ist es eine Ähnlichkeit, die sozusagen erst gesucht und ganz willkürlich auch gefunden werden muß; denn so ich in mir Vergleiche zwischen der Strahlungskraft, dem Lichte und Leben des heiligen Geistes Gottes und dem größten Geiste unter Seinen Kindern lebendig hervorrief, habe ich alsogleich erkannt, daß die Ähnlichkeit eine recht entfernte ist, denn die Strahlungskraft des heiligen Geistes Gottes dringt zur gleichen Zeit und immerwährend allüberall hin, ist allgegenwär­tig und führt Strahlenkräfte in sich, die in einem solchen Maße und in einer solchen Verschiedenheit unter sich und zusammenwirkend, keinem anderen Geiste eigen sind.

20 Wohl sah ich in der Strahlungskraft so manchen großen Geistes unter Seinen Kindern ähnliche Kräfte wie jene, die dem heiligen Gei­ste Gottes eigen sind, aber im Vergleiche mit diesen sah ich den unendlichen Unterschied gerade in ihrer Kraft; auch habe ich erkannt, daß viele Kräfte, die dem heiligen Geiste Gottes eigen sind, dem großen und selbst auch dem größten Geiste unter Seinen Kindern mangeln.

21 Es dringt die Strahlungskraft ihres Geistes wohl auch in die Unendlichkeit, aber stets nur seitlich wie ein Wasserstrahl abgegrenzt, immer nur in einer, wenn auch noch so augenblicklich wechselnden Richtung, wobei der Strahl, in die Fernen gelangend, wie suchend und wie kraftlos und zitternd wankt, so er keinen Anhaltspunkt findet, der ihm feste Stütze gibt - und sucht der Geist andauernd diesen Stützpunkt sich selbst gewaltsam zu erzwingen, ohne daß dieser tatsächlich vorhanden ist, irrt seine Strahlung und durch diese nicht nur er selbst, sondern weil er untrennbar an den seeli­schen Leib gebunden ist und in ihm wirkt, zieht er in Mitleidenschaft auch ihn.

22 Diese Erkenntnis ist mir zuteilgeworden durch eine lebendig in mir aufgenommene Erinnerung an das irdische Leben der Menschen großen Geistes, die mitunter Großes schaffen wollen, es auch in ihrer Art, schwer irrend, schaffen und durch die scheinbare Größe ihres Schaf­fens auch unzählige andere beirren.

23 Da aber hörte ich Seine Stimme in mir:

Jovian! Das Leben, Wirken und Schaffen Meiner Kinder in Meinem Reiche sollst du schauen und beschreiben, denn was auf Erden war, ist und weiter geschehen wird, sollst du demnach sehen!

Siehe Meinen Frieden in Meinem Reiche, der alles beseelt, was das Leben von und aus Mir trägt.

KAPITEL V

1 Da schlug ich die Augen auf, und siehe, ich befand mich nicht mehr auf dem Boden einer der vielen, vielen Welten des himmlischen Reiches Gottes, sondern stand in Seinem Lichte mitten auf des Himmels Firmamente und sah alle die Welten einzeln, die näheren so wie die fernen und fernsten und alle doch wieder so nahe, als könnte ich sie greifen oder mit einem einzigen Schritte erreichen.

2 Viele der Welten waren riesig groß, andere kleiner, noch klei­ner wieder andere, alle aber hatten ein eigenes Licht, welches anders, ganz anders war als das Licht Des heiligsten Wesens, Geistes und Lebens Gottes, und alsbald habe ich erkannt, daß das Licht der Welten und des Firmamentes des himmlischen Reiches im Treffen der Strahlen des heiligen Geistes Gottes mit den von den Welten Seines Reiches ausgehenden Strahlen besteht und unendlich wunderbarer ist, als alles Licht der Sonnen, welches blenden, versengen und verbrennen kann, was alles dem wunderbaren Lichte des Himmelreiches fremd und ferne ist.

3 Und wiedermals ward ich nach dieser Betrachtung abgelenkt und an die Erde erinnert, denn auf vielen der riesigen und kleineren Welten sah so manches ähnlich aus wie auf der Erde, nur unendlich schöner, wunderbarer, reiner und erhabener, das herrliche Pflanzenreich, die wunderbar schöne Tierwelt und das erhaben Reine der Kinder Gottes.

4 Auch sind diese nicht auf eine bestimmte Welt des Himmelrei­ches so gebunden wie die Menschen an die Erde, sondern können nach Willen von der einen auf beliebige andere hin, wie sie auch Tiere und Pflanzen mitnehmen können, denn die Tierwelt hält sich an die Kinder Gottes - es ist der Friede des Himmels.

5 Sollte aber ein Gotteskind alle Welten des Reiches Gottes aufsuchen und dort alle Gegenden kennenlernen wollen, würde es ihm auch in Äonen von Zeiten nicht möglich sein, denn die Zahl der Welten ist eine überaus große.

6 Der himmlische Leib und Körper der Pflanzen, der Tiere und der Kin­der Gottes ist so unverletzbar wie ihr seelischer Körper und Leib, und kein Ding der Welten des himmlischen Reiches kann ihn in keinerlei Art und Weise irgendwie bedrängen, verletzen oder krankmachen, da er zäher und in seiner Art fester ist, als alle die seelen-, geist- und leblosen Dinge dort, wodurch auch das Schaffen in und aus ihnen kein Übermaß an Kraftanwendung erfordert.

7 Alles Schaffen, Wirken und alle Tätigkeit in den Welten des Reiches Gottes geschieht einzig und allein aus Freude am Schaf­fen, zur Freude aller Anderen, die gerade daran und nicht an einem anderen Schaffen größere Freude finden, wodurch sich das Schaffen in der mannigfaltigsten Art und Weise gestaltet und von allem größeren und großen Geiste immer wieder Anderes und Neues erfunden wird.

8 Also sah und hörte ich die Kinder Gottes in den Welten Seines Reiches schaffen, ward dadurch, ohne es zu wollen, an das Schaffen und an die Schöpfungen der Menschen auf Erden erinnert und wiedermals lebten in mir Gedanken auf, auch da Vergleiche zu stellen, da so manches Schaffen der Menschen auf Erden dem Schaffen der Kinder Gottes in Seinem Reiche ähnlich war.

9 Bald aber erkannte ich den schier unendlichen Unterschied zwi­schen dem Schaffen und den Schöpfungen der Kinder Gottes in den Welten Seines Reiches und dem der Menschen auf Erden, denn schon der Zweck des Schaffens und aller Tätigkeit der Kinder des Himmelreiches steht den Zwecken des Schaffens der Menschen auf Erden unendlich ferne, da vieles Schaffen und viele Schöpfungen der Menschen auf Erden finster und böse sind, wie sie auch finsteren, bösen und selbst teuf­lischen Zwecken dienen, wogegen alles Schaffen, alle Tätigkeit und alle Schöpfungen der Kinder Gottes in Seinem Reiche rein, erhaben, licht, gut und wunderbar sind, so in den größten, wie auch in den kleinsten, unschein­barsten und kindlichsten Dingen, die dort sämtlich allein zu dem Zwecke geschaffen werden, um damit nicht allein einander allseits, sondern vor allem anderen Gott Freude zu machen.

10 Sage niemand, daß Gott Der Herr, Der doch in der ewigen Dreifaltigkeit Seines heiligsten Wesens, Seines allgegenwärtigen heiligen Geistes und unerschöpflichen Lebens höchst vollkommen und kraft dieser Seiner ewigen heiligen Dreifaltigkeit unwandelbar unveränderlich ist, keine Freude und daher auch kein Leid kenne, denn in einem solchen schweren Irrtum kann nur derjenige aufgehen, der Gott nicht kennt.

11 Empfinden Freude und Leid die unvollkommenen und unvollkommen­sten Wesen der Seele, des Geistes und des Lebens in dem Maße ihrer Beschaffenheit, muß doch die allereinfachste gesunde Vernunft aus eigenem erkennen, daß auch Gott Freude und Leid empfindet und daß sich gerade Seiner Höchstvollkommenheit wegen dafür, wie Er Freude und Leid empfindet, kein Maßstab jemals finden kann.

12 Und da ich in den Welten Seines himmlischen Reiches von Seinen Kindern geschaffene Kunstwerke entstehen sah an Kleidung, Bauten, Statuen, Bildern und unzähligen anderen Dingen, unter diesen auch allerlei solche, die Musik geben, und da ich die Musik und den Gesang hörte, allerlei Arten Reigens und allerlei Spielen zusah, habe ich wieder an die Menschen der Erde denken müssen, und da kam mir die Erkenntnis, woher so mancher Mensch das auf die Erde mitbringt, was dort angeborene Fähigkeit, Anlage, Begabung und Talent genannt wird.

13 In alledem Zusehen, Zuhören und Nachdenken war es mir, als wie wenn Äonen von Zeiten vorübergegangen wären, seitdem ich die Ewigkeit und Unendlichkeit vor dem Anfange, das Schaffen Gottes und den von Ihm für all den mit und neben Ihm dagewesenen seelischen und geistigen Samen geschaffenen Anfang gesehen habe, und alles kam mir noch schöner, herrlicher und wunderbarer vor, als es am Anfange war.

14 Immer wieder erschien im Lichte inmitten des himmlischen Firmamentes Gott in der Kraft Seines heiligsten Wesens, sprach zu Seinen Engeln, wie Er Seine Kinder nannte, und stets scharten sich jene um Ihn, deren Geist groß, größer, weil in seiner Strahlung durchdringender und mit Kräften ausgestattet ist, die dem Geiste der anderen nicht eigen sind und sie empfingen von Ihm Lehren, Weisungen und Fingerzeige zu immer neuer Tätigkeit, zu immer neuem Schaffen, damit sie, selbst in allem Wissen unterrichtet, allen jenen Vorbilder seien, die aus eige­nem Neues zu schaffen unvermögend sind und deshalb auch weiter ge­leitet und geführt werden müssen.

15 Die weit, weitaus überlegene Mehrzahl der Kinder Gottes, um in und aus den dazu von Gott geschaffenen Dingen der Welten Seines Reiches schaffen zu können, mußte ähnlich so zugreifen, wie es der Mensch im Schaffen irdischer Dinge tun muß; es gab und gibt aber, ganz besonders unter jenen Kindern des Reiches Gottes, die wie schon darauf hingewiesen großen und größeren Geistes als die meisten anderen sind, nicht wenige, die, um aus dem Vorhandenen irgendwelche, vorerst seelisch­-geistig-bildlich gedachte Werke und Dinge nun auch für andere schaffen, vielmehr entstehen lassen zu können, nicht immer und nicht al­les Gewölbte auch mit den Händen schaffen müssen, weil so manches durch die in der Strahlung ihres Geistes getragenen eigenen Kräfte nach dessen eigenem Willen auch entsteht oder aber auch gewollte Ver­änderung und Umwandlung erfährt.

16 Der mit solchen schöpferischen Kräften ihres Geistes ausgestatteten Kinder Gottes gab und gibt es angesichts der unübersehbaren und unzählbaren Scharen der anderen, denen sie nicht eigen sind, viele und wieder einzelnen von ihnen waren und sind sie in einem solchen Maße eigen, daß ihr Schaffen durch sie wunderbar ist und als Wunder von allen angesehen wird, denen es an solchen Kräften mangelt.

17 Gott nannte alle Seine Kinder ohne Ausnahme: Engel; diese aber, den durchdringenden Geist, die schöpferischen Kräfte vieler unter ihnen und die dadurch entstandenen wunderbaren Werke und Dinge sehend, nannten solche aus eigenem: Großengel, und auch ich sah, daß sie kraft des ihnen eigenen solchen Geistes wirklich groß zu nennen sind; ich sah aber auch, daß selbst alles das Wunderbare ihrer Kräfte, ihres Schaffens, ihrer Werke und ihres Könnens zusammengenommen und abervertausendfacht, nicht einmal einen Schatten der Schöpferkraft Gottes ergibt und mit Seiner Kraft nicht verglichen werden kann, in der Er aus der Leere der Unendlichkeit das Wunderbarste, die Welten Seines himmlischen Reiches geschaffen hat - und den Anfang: Die Auferstehung alles Wesens der Seele und des Geistes aus einem leblosen, ewigen Scheinsein zum ewigen Sein und Leben!

18 Ich sah im Schauen Äonen von Zeiten in die Ewigkeit eingehen, und doch war das entfernteste Geschehen der fernsten Vergangenheit so zu fühlen, als wäre es vorgestern, gestern gewesen und würde heute sein; jedesmal, so Gott in Gestalt Seines heiligsten Wesens im Lichte Seiner Kraft gesprochen hatte, hoben die um Ihn gescharten Großengel ihre Hände zu Ihm auf und, sich in alle Richtungen der Welten Seines Reiches wendend, riefen sie wie aus einem Munde:

Ja - Ave - Rah - Gotodin - Deaus – Amen!

19 Und wie ein Brausen kam der Ruf Seiner Kinder aus allen Welten des himmlischen Reiches zurück und von einer Welt in die andere dringend, und ein jegliches unter ihnen verstand im lebendigen Erfühlen seine Bedeutung, die verdolmetscht heißt:

Er - Heiliger - Schöpfer - Vater des Lebens - Ewiger - Gott!

KAPITEL VI

1 Da kam einer der Großengel, die kraft ihres Geistes Gott Dem Herrn am nächsten stehen, und sprach:

Jovian, komm mit mir und sieh!

2 Und er führte mich in eine der größten Welten des himmlischen Reiches, wo einige andere Seinesgleichen versammelt waren, die in ein großes Buch Namen der Kinder Gottes schrieben, und da ich ihn fragend ansah, sprach er:

Das ist das Buch des Lebens, und gleiche Bücher mit Namen der Engel Gottes werden in jeder Welt Seines Reiches angelegt, was zu tun uns von Ihm auf­getragen ward für uns alle.

3 Und da er meine Verwunderung darüber und über das mir Gesagte sah, sprach er:

Weil keiner von uns übersehen kann, was in allen Welten des Reiches Gottes geschieht, deshalb wirken in jeder einzelnen jene von uns, die sich die bestimmte Welt dazu gewählt haben, und wie so manche unter uns es nicht gemerkt haben, daß ein Geschehen im Anzuge ist, welches uns vollkommen unbekannte und uns völlig fremde Folgen nach sich ziehen wird, so ist es auch dir im Schauen des Lebens und Schaffens der Kinder Gottes entgangen.

4 Da wir nun aber, von Gott Selbst darauf auf­merksam gemacht, auch weitere Weisungen und Belehrun­gen von Ihm empfangen haben, wissen wir so manches darüber, wenn wir uns es auch nicht recht erklären können, da uns alles das, wie ich dir schon gesagt habe, völlig unbegreiflich, unbekannt und fremd ist.

Komm aber mit und sieh selbst!

5 Und alsbald stand er mit mir auf einem Berge einer der äußersten Wel­ten des himmlischen Reiches, und da wies er mit seiner Hand eine Rich­tung in die Leere der Fernen.

6 Ich sah hin, aber eine Weile konnte ich nichts anderes als eben nur die Leere schauen; dann aber sah ich in einer schier unendlichen Ferne etwas wie eine kleine, finstere Wolke, aus der es wie ein dunkler und schwefelgelber Rauch hervorkam und schon sah ich auch eine Zahl der Kinder Gottes, wie sie in kleinen und größeren Gruppen in derselben Richtung teils hinziehen, teils aber auch zurückkehren und erstaunt, aber auch sehr erschrocken zugleich merkte ich, daß keines von ihnen mehr ein reines (!) Kind Gottes war.

7 Da nahm mich der Großengel bei der Hand und wies ringsherum auf andere Berge und in die zwischen ihnen liegenden Täler, und da sah ich große Scharen der Kinder Gottes versammelt, aus jeder Welt Seines Reiches je eine kleine Schar, und bald erkannte ich, daß sie von dort geholt werden, denn schon sah ich, wie einige mit neuen kleinen Gruppen ankamen und, mit den Händen in die Richtung des zuvor von mir Geschauten weisend, eindringlich auf sie einsprachen; und ich konnte mir alles das nicht deuten.

8 Der bei mir Stehende ergriff mich, wandte mich wieder in die Richtung des fernen Geschehens hin, und da sah ich einen herstreben, in dem ich trotz seines schwer veränderten Aussehens einen jener Großengel erkannte, die kraft ihres durchdringend großen Geistes und der Kräfte in ihrer Strahlung Gott am nächsten stehen.

9 Um ihn herum und ihm nachstrebend kam eine Schar wie zusammengerottet, und als er an der Grenze des Lichtes der Welten des Reiches Gottes angelangt war, blieb er mit der Schar dort stehen; ich aber konnte nicht erkennen, ob er selbst nicht weiter will oder ob er nicht weiter kann; da aber hob er dort seine Hände so, wie er es Gott Den Herrn unzählige mal tun gesehen hatte, tat seinen Mund auf und mit weithin schallender Stimme, die auch zu den Scharen der auf den Bergen und in den Tälern Versammelten drang, rief er:

10 Ihr seid die Meinen! Und meine Kraft ist mit euch! Ihr sollt eine neue, meine Schöpfung sehen, bewohnen und ein anderes Leben in einem anderen Schaffen leben!

11 Wie zum Sterben erschrocken hielt ich mich an dem bei mir Stehenden fest, denn mit Entsetzen sah ich die Schar um ihn die Hände erheben und, erschauernd wie im Fieber, hörte ich sie zu ihm rufen:

Ja - Ave! - Ja - Ave! - Ja - navim Rah! Der Heilige! Der Heilige! Der neue Schöpfer!

12 Und da derselbe Ruf auch aus dem Munde vieler der auf den Bergen und in den Tälern ringsum Versammelten erscholl, sprach der Großengel voll Trauer:

Komm!

13 Und alsbald stand er mit mir in der großen Welt, in der er mich zuvor das Buch des Lebens schauen hat lassen; dort besprach er mit vielen Seinesgleichen das eben gesehene Geschehen vor vielen versammelten Scharen, und alsogleich wurden viele in die Welten ringsum gesandt, um alle Kinder Gottes vor dem Großtuer und Großsprecher wie auch vor den Seinen zu warnen und die Warnung in alle Welten des Reiches Gottes eilends zu tragen.

14 Auch ich habe vorher schon in den Welten des himmlischen Rei­ches unter den Engeln Gottes da und dort eine Bewegung bemerkt, die anders war und in ihrem Schaffen anders wirkte als zuvor, habe ihr aber angesichts des sonst allgemein herrschenden seligen Friedens keinerlei Bedeutung beigemessen; nun aber fühlte und wußte ich, daß dieser heilige Friede schwer gefährdet war, und wieder allein stehend, zitterte ich, in mir selbst nachdenkend, was da werden wird.

15 Im Nachdenken sah ich plötzlich auf, denn im Lichte mitten am Firmamente erschien Gott Der Herr im heiligsten Wesen Seiner Kraft, und schon sammelten sich, von allen Welten Seines Reiches kommend, die Scharen der Großengel um Ihn; und da sie versammelt waren, sprach Er:

16 Alle Meine Kinder, die Ich Meine Engel nenne, hören Mein Wort, und die es hören und weiter wie bisher [sich] betätigen wollen, werden es auch weiter zeigen, daß sie Mein sind, Meine Kinder, Meine Engel, und daß Mein Leben und Mein Reich ihr Eigentum ist von und aus Mir und durch Mich.

17 Nach Verlauf vieler Äonen von Zeiten eines selig-friedlichen Lebens und Schaffens hat nun einer der Mir kraft ihres Geistes am nächsten stehen­den Engel, einer, der Mir nicht mehr nahe stehen will, sondern Mein Wider­sacher zu werden gedenkt, ein Schaffen außerhalb der Welten Meines doch auch für ihn von Mir geschaffenen Reiches begonnen, ein Schaffen, welches gegen alle Meine Schöpfung gerichtet ist und daher auch gegen die Meinen, gegen euch alle.

18 Durch die Kenntnis seines Könnens hochmütig und überheblich geworden, sucht er sich nicht allein über alle jene zu erheben, deren Kräfte und Können seine Kraft und sein Können hundertfach übertreffen, sondern auch über Mich, der Ich doch auch ihm das Leben von und aus Meiner eigenen Lebenskraft gegeben habe; er redet große Worte seinem Können, seiner Kraft, seinem Wollen und seinem Schaffenswillen, be­trügt aber damit sich selbst und alle, die seinem großen Worte Gehör und Glauben schenken.

19 Meine Kinder, als Meine Engel, kennen die seelische und geistige Finsternis der Lüge, der Bosheit und auch des Irrtums nicht, und daher kann ihnen weder das noch die Folgen alles dessen so erklärt werden, daß sie es erfassen und verstehen könnten; es kann ihnen allein nur die Seligkeit und der Friede ihres bisherigen, seit Äonen von Zeiten währenden Lebens und Schaffens vor Augen gehalten werden, mit dem Hinweise darauf, daß es für alle das Höchsterreichbare ist, in dem sie, weiter im seligen Frieden schaffend, verharren sollen.

20 Ihr da bei Mir seid großen Geistes, und ihr wisset, daß Ich Selbst und ihr Mir nach, jenem von Mir und von euch immer mehr sich abwendenden Engel zugeredet und ihm alle Erklärung gegeben habe, wohin ein solches Schaffen, welches er bereits unternommen hat, ihn selbst, wie auch alle jene unabwendbar führen wird, die ihm folgen und an einem solchen seinem Schaffen werktätig teilnehmen.

21 Ich habe ihm gesagt, daß er durch sein Schaffen, welches das gerade Ge­genteil Meines Schaffens ist, und wel­ches in den Welten Meines Reiches nie­mand aufzurichten vermag, sich selbst verwerfen und zu einem Schadain (Satan) werden wird, so er nicht Einkehr in sich selbst halten und sein begonnenes Schaffen aufgeben wird.

22 Noch hat er sich nicht gänzlich verworfen, noch ist er nicht der Schadain, der sich selbst Verwerfende, noch fehlt viel dazu, aber schon ist er so weit gelangt, daß er das Licht Meines Wesens und Geistes, wie auch das Licht der Welten Meines Reiches als ihn be­drängend empfindet; schon hat er durch Annahme des von ihm außerhalb Meines Reiches Gefundenen viel von seinem gehabten himmlischen Leibe verloren und kommt deshalb in keine der Welten Mei­nes Reiches her, weil er fühlt, daß ihn der Boden da nicht mehr trägt.

23 Schon läßt er sich von jenen Meinen Kindern, die an seinen Groß­sprechereien Gefallen finden, sein Schaffen bewundern und die sich gleich ihm von Mir und von euch immer mehr abwenden : Ja – Ave! Ja – Ave! zurufen, was weiter nichts zu bedeuten hätte, würde er diese Anpreisung einer Heilig­keit auch in euch und in allen Meinen Engeln sehen wollen, denn ihr alle seid geheiligt durch Mich!

24 Nun er sich aber vor den von ihm Betörten den Anschein gibt, als gebühre dieser Ruf sonst niemand als ihm allein, verleugnet er Mich, Meine Schöpfung, euch alle, Mein Reich, und weil er es trotz seines eigenen besseren Wissens tut, ist er zum Lügner und Heuchler ge­worden und hat damit in sich selbst Kräfte geschaffen, Eigenschaften, die unter allen euch fremden und unbekannten, weil finsteren und niedrigen Eigenschaften der Seele und des Geistes, die finstersten und niedrigsten sind.

25 Noch aber könnte er guten Willens wieder derselbe werden, der er mit und neben euch, mit und neben Mir und euch Äonen von Zeiten hindurch gewesen ist; noch könnte er kommen, denn Ich Selbst würde und will ihm helfen, er aber will Meine Hilfe nicht und sein freier Wille bleibt ihm ewiglich wie euch allen.

26 Und weil er nicht zu Mir kommen will, zum ewigen Zeugnis und zur Erkenntnis, sage Ich euch, will Ich mit euch zu ihm gehen und mit ihm nochmals sprechen!

27 Und siehe, alsbald stand Er mit der Schar der Großengel an jenem Berge, von dem aus mich einer der Seinen das Schaffen des von Gott sich Abgewendeten und seiner Schar zuvor sehen hat lassen.

28 Große Scharen der Kinder Gottes aus allen Welten Seines himmlischen Reiches sah ich kommen, und es schien wie ein ungeheurer Aufruhr zu sein in den unübersehbaren und unzählbaren Scharen, obwohl noch größere in ihren Welten, weiter friedlich schaffend, geblieben sind, als wüßten sie von alledem nichts.

29 Und siehe, da sah ich den von Gott und von den Seinen sich abwendenden finsteren Schöpfer des unerhörten Neuen, und er stand mit seiner Schar dort, wo ich ihn das erste mal an der Grenze des Lichtes des himmlischen Reiches stehen gesehen habe; allein war die Schar der Seinen viel, viel zahlreicher als zuvor dort, wie auch die Schar Ihresgleichen, die noch in den Tälern und auf den Bergen ringsum versammelt waren und zu ihm zu stoßen bereit waren.

30 Nun aber hob Gott Der Herr Seine Hände und, hinschauend, sprach Er zu dem finster blickenden Schöpfer des unerhörten Neuen:

Wie alles, was einst vor dem von Mir geschaffenen Anfange bloß als seelischer und geistiger Same da war und nun in Meinem dafür geschaffenen Reiche lebt und wirkt, das Leben von und aus Mir empfangen hat, so doch auch du, der du weißt, daß du Mein Leben in dir trägst!

31 Da aber verfinsterte sich das Antlitz des so Angesprochenen noch mehr und, ohne Gott Den Herrn anzusehen, sondern halb wie zu den Seinen gewendet, sprach er:

Das eben weiß ich nicht, sondern das weiß ich: Daß ich ewiglich lebe und keiner von uns allen kann sich eines Anfanges erinnern, sondern dessen, daß wir sind und leben.

32 Und da er das aussprach, riefen die ihm nahe Stehenden:

Ja – Ave! Ja – Ave!

33 Nun aber sprach Gott Der Herr:

Du bist verloren und die Deinen mit dir! Ich bin gekommen, dich zur Einkehr zu bewegen und dich, wie alle diese Deinen, zu retten, die du ins Verderben führst, wie dich selbst.

34 In Ewigkeit sah Ich dieses Geschehen und weiß, daß ein jedes Meiner Worte an dich umsonst gesprochen ist, aber Ich tue es zum ewigen Zeugnis allen den Meinen, die bisher nicht gewußt haben, was Lüge und Bosheit ist, diese aber jetzt in und aus dir gezeugt sehen und hören; Ich habe dir gesagt, daß du dich selbst verwerfen, ein Schadain, der sich selbst Verwerfende, werden wirst! Nun bist du aber schon so weit gelangt und bist samt diesen Deinen verloren!

35 Der böse und finster gewordene Widersacher, immer noch halb zu den Seinen gewendet, verzerrte sein Antlitz wie zum Lachen und so höhnisch wie grimmig sprach er:

Niemand ist verloren, der mit dieser Schöpfung, mit diesem Leben und mit diesem Schaffen nicht zufrieden ist und mit mir geht, der ich Anderes zu schaffen weiß und ein eigenes Reich schaffe, in dem ich mit den Meinen etwas ganz Anderes noch schaffen und ganz anders leben werde, als in dieser unvollkommenen Schöpfung, die ein Schaffen, wie ich es will, unmöglich macht!

36 Und da er also sprach, rief seine Schar mit erhobenen Händen ihm aufs Neue zu:

Ja – Ave! Ja - navim Rah!

37 Gott Der Herr aber sprach:

Die Welten Meines für alles Seelisch-Geistige und durch Mich Lebendige geschaffenen Reiches geben dem kleinsten wie auch dem größten Geiste unter Meinen Engeln die Mittel, alles schaffen zu können, was rein, gut und erhaben ist, ihm und allen Anderen Freude macht, die Seligkeit des Friedens in allen und in jedem immer aufs Neue belebt und lebendig erhält.

38 Weder der kleinste noch der größte Geist wird die unendlich vielen Arten dieses Schaffens jemals erschöpfen können; und also in Meinem, wie auch im Lichte der Welten und aller Dinge Meines Reiches seit dem Anfange, Äonen von Zeiten hindurch, schaffend, kennen Meine Engel keine Finsternis der Lüge und der Bosheit, keine Bedrängnis, kein Leid und Schmerz, keine Überheblichkeit, keinen Hochmut, keine Heuchelei und nichts von dem, was auch Mir un­endlich fremd ist und Mir unendlich ferne steht, obwohl Ich von Ewigkeit weiß, daß alles das samt aller Frucht in und aus jenem gezeitigt und ins Leben gerufen werden wird, der nun dort steht und trotz seines eigenen besseren Wissens offen vor den Seinen, die er bereits wie sich selbst verdor­ben hat, leugnet, auch sein Leben von Mir empfangen zu haben.

39 Zum ewigen Zeugnis aber ihm und seiner Schar wie auch allen Meinen Engeln rufe Ich ihm nochmals zu:

Nicht Ich schicke dich fort, nicht Ich dränge dich aus den Welten Meines Reiches, sondern allein dein Wille, dein Trachten und dein Entschluß, von den Deinen Gott genannt zu werden, wie Ich von Meinen Engeln, deren einer auch du so lange gewesen bist, der du dich aber nun in Lüge und Bosheit wider Mich, wider die Meinen und wider Mein Reich wendest.

40 Du bauest auf die dir eigenen Kräfte, aber du überschätzt dich und sie unendlich und wirst von deinem eigenen Schaffen sehr, sehr enttäuscht werden, was dich und die Deinen immer tiefer sinken und auf immer verwerflichere Mittel sinnen lassen wird, um euch zu behaupten und bestehen zu können, aber die Frucht alles dessen wird keine andere sein als eigene Bedrängnis, unstillbarer Haß gegen alle und alles, was Mein ist, und ein Leben voll des Unfriedens, der Finsternis, des Unheiles und der Qual.

41 Siehe! Unter diesen Meinen, zu denen du selbst dich Äonen von Zeiten zählen hast können, sind es viele und sehr viele, denen jene Kräfte, auf die du alles setzt, in hundert- und aberhundertfachem Maße mehr eigen sind und doch bleiben sie angesichts Meiner Kraft bei Mir, Der ewigen Wahrheit, Dem wahren Lichte und Dem wahren ewigen Leben - du aber bist in Der Wahrheit nicht bestanden!

42 Da wandte sich der Verführer der Kinder Gottes, der Schadain–Satan vollends zu den Seinen und schrie:

Hört mich allein! Er allein will Gott genannt und angebetet werden und spricht nur aus Neid, weil er weiß, daß er und keiner der Seinen nie das schaffen kann, was ich schaffe und noch schaffen werde; daher bin ich der Schöpfer des unerhörten Neuen, und ich werde mit euch ein Reich schaffen, das nicht seinesgleichen findet, und ihr werdet zu mir nicht nur der Heilige, der neue Schöpfer, sondern Gott sagen!

43 Ich habe euch an euerem Geiste unter allen den Bewohnern dieses Reiches erkannt und deshalb auch erwählt, daß ihr die Meinen seid und ich euer Gott!

44 Und da er also sprach, wandte er sich auch zu jenen, die nicht bei ihm an der Grenze des Lichtes des Reiches Gottes, sondern auf den Bergen und in den Tälern jener Welt standen, wie ich, das erste­ mal von dem Engel hingebracht, sie dort stehen gesehen habe, und die jetzt noch zahlreicher waren.

KAPITEL VII

1 Die Schar aber, welche bei ihm stand, erhob die Hände und schrie den noch in der Welt des Reiches Gottes stehenden Scharen Ihresgleichen zu:

Ja – Ave! Ja - navim Rah! Ja - nos – Amen!

2 Und in denselben Ruf fiel schreiend auch die Schar der in der Welt des Lichtes noch Stehenden ein, die sich erhoben, um sich mit der Schar zu vereinigen, die schon um den Schadain stand; viele aber ergriffen dabei Andere, die nicht zu ihnen gehörten, und suchten, diese gewaltsam mitzuziehen; aber schon standen viele der Großengel dabei, hoben ihre Hände, und die Ergriffenen loslassend, fuhren die Gewalttätigen, wie sich überstürzend, zu der Schar dessen, dem sie: der Heilige, der neue Schöpfer und unser Gott zugeschrien haben.

3 Nun wendete sich dieser nochmals den Welten des Reiches Gottes zu, erhob seine zu Fäusten geballten Hände drohend, und aus seinem Munde drang ein nie zuvor gehörtes, den Kindern Gottes fremdes und unverständliches Wort: "Anutem", das heißt: Verflucht! Und sich wieder abwendend, wies er mit der Hand in jene tiefen Fernen, wo es wie eine finstere Wolke stand, aus der es wie schwefelfarben rauchte, und an der Spitze seiner Scharen zog er mit diesen dahin.

4 Und es war so anzusehen, als zöge ein riesiger Drache mit un­zähligen, wie Schlangen sich ringelnden und schnellenden, ungeheuren Gliedern dahin, wie Krakenglieder, die nach Beute ausgreifen und wie eine unzähligköpfige Hydra, die wie ausgehungert sucht und irgendwelche gefundene, den Kindern Gottes unbekannte und fremde Dinge gierig verschlingt.

5 Wie in einem lähmenden Entsetzen sahen unzählige Scharen der Kinder Gottes dem Zuge nach, viele aber unter ihnen mit größerer oder kleinerer Neugierde, die allermeisten aber wandten sich alsbald Gott Dem Herrn zu, Der in heiliger Ruhe dastand, aber mit einem unbeschreiblich tiefen Schmerz und unsagbar tiefer Trauer in Seinem heiligsten Angesichte.

6 Da trat der von allen anderen Ihm am nächsten stehende Großengel, dessen Antlitz mir sehr, sehr bekannt vorkam, zu Ihm und, seine Knie beugend, ergriff er Seine Hand und drückte sie im Schmerz wortlos auf sein Angesicht; auch ein anderer der Großengel tat dasselbe, sah aber alsbald zu Ihm auf und sprach:

7 Herr! Vater alles Lebens, unser Gott! Du bist kraft Deines heiligen Geistes allwissend; also hast Du den böse gewordenen Widersacher und Lügner wie auch alle die sein Gewordenen gekannt und gewußt, was sie im Laufe der von Dir für uns geschaffenen Zeiten werden; nun bitten wir Dich, angesichts aller dieser Deiner Kinder uns zu sagen:

8 Wäre es nicht möglich gewesen, daß Du ihn, oder auch sie alle, so gelassen hättest, wie sie vor dem von Dir für uns geschaffenen Anfange, als bloßer seelischer und geistiger Same, leblos gewesen sind? Hättest Du sie nicht dort lassen können, wo sie waren und wie sie waren? Wäre dadurch Dir, Herr, uns allen und ihnen selbst dieses traurige Geschehen nicht erspart geblieben?

9 Gott Der Herr aber sprach:

So großen und so durchdringenden Geistes ihr seid, und so viele Äonen von Zeiten ihr mit Mir nun lebet, fasset ihr noch vieles nicht und werdet es erst dann erfassen, so alles geschehen sein wird, was zum ewigen Zeugnis und zur wahren Erkenntnis Meiner, alles erkenntnisfähigen Geistes wegen, geschehen wird müssen.

10 Wohl hätte Ich diesen zum Satan Gewordenen samt allen den Seinen so lassen können, wie er und sie vor dem Anfange waren; da sie aber als seelischer und geistiger Same da waren, sind sie wesentlich so dagewesen, und gerade euch allen wäre und könnte es auf die Dauer nicht verborgen bleiben, daß sie da sind, und alsbald würdet ihr alle mit der Frage an Mich herantreten, warum, weshalb und wieso dieser Same, in dem ihr untrüglich das unentwickelte Bild eures eigenen seelischen und geistigen Wesens erkennt, so geblieben ist.

11 Wie er mit den Seinen, seid auch ihr nicht an die Welten Meines Reiches gebunden; und da auch eure Ausschau weit über die Lichtgrenze Meines Reiches in die Unendlichkeit reicht, würde euch ihr Sein auch als bloßer Same nicht für immer verborgen bleiben können - und saget mir selbst, was für eine Antwort Ich euch auf eure Frage, warum Ich jene vom Leben ausgeschlossen, hätte jemals geben können, die ihr auch jetzt doch nur den Beginn, den Anfang und den Ausbruch der Lüge und der Bosheit sehet und höret, ihr Wesen, ihre Kraft, Frucht und die Folgen aber auch weiter nicht kennet, da ihr an sich guten Willens und voll Meines Friedens seid in Meinem Geiste.

12 Ich hätte euch erklären müssen, warum Ich jene ausgeschlossen hätte, hätte zu euch von der Finsternis der Seele und des Geistes sprechen müssen, von Lüge, Bosheit, Haß, Neid, Überheblichkeit, Hoffart [ähnliche Bedeutung wie: Hochmut], Verführung, Versuchung, Rachsucht, Vernichtungsgier und desgleichen euch Fernen, Unbekannten und Fremden, das ihr jetzt von Mir in Worten genannt höret, aber auch jetzt noch kein Verständnis für ihre Bedeutung aufbringet, obwohl ihr den Ausbruch der Lüge und der Bosheit in und an ihrem Schöpfer gesehen und gehört habt.

13 Leider wird es aber bei dem allein nicht bleiben; und erst alles das nacheinanderfolgende Geschehen wird euch mit der Zeit so aufklären, daß ihr Mich nicht fragen müssen werdet; ihr wisset anjetzt, daß Ich Die ewige Wahrheit, Das wahre Licht, Das wahre ewige Leben, und in diesen die Güte und Liebe bin, denn ihr fühlet alles das in der Seele; sage Ich euch aber, daß Ich auch Die unwandelbar-unveränderlich gleiche Erbarmung, Vergebung, Gerechtigkeit und Selbstaufopferung bin, höret ihr diesen Worten verständnislos zu, weil euch das Gegenteilige unbekannt und fremd ist, mag auch eine Ahnung dessen in euch angesichts des so überaus traurigen Geschehens aufsteigen.

14 Alles aber wird euch das weitere Geschehen besser als Worte erklären; nun aber gehet in die Welten Meines Reiches und zählet jene gegen Mich sich Gewendeten, deren Namen im Buche des Lebens gestrichen sind, und redet jenen Meinen Engeln zu, die wohl noch Mein sind, aber von einer Neugierde ergriffen dem nachsinnen, von dem sie gehört haben und untereinander weitertragen, daß er das schaffen wird, was Ich niemals schaffen kann, und worin er recht hat, denn ein Reich des Pfuhles höllischer Finsternis kann Ich nicht schaffen, da Ich allein die Seligkeit des Friedens im wahren ewigen Leben allen Meinen in Meinem himmlischen Reiche schaffe.

15 Und alsbald stand Er wieder mitten auf dem Firmamente der Welten Seines Reiches, die beiden zuvor Seine Hände haltenden Großengel, einen zu Seiner Rechten, den anderen zu Seiner Linken, im Lichte Seines heiligsten Wesens und Geistes alles Licht Seines Reiches überstrahlend, und Sein Wort durchdrang alle die Welten, als Er, Seinen Mund auftuend, sprach:

Mein Friede sei in euch!

16 Ich, Jovian, lag aber zusammengesunken und wie im Fieber an der Stelle, von wo aus mich der Engel das erste mal zuvor das Schaffen des Satans sehen hat lassen; da berührte mich eine Hand und als ich aufsah, sah ich denselben Engel, der mich bei der Hand nahm, und sprach:

17 Komm, damit du die Zahl jener erfährst, die sich gegen Gott Den Herrn empört und mit dem Schadain ins Verderben gegangen sind.

18 Noch wissen wir die Bedeutung des Wortes "Verderben" nicht voll zu deuten, fühlen aber im Erschauern, daß es das Gegenteil unseres Lebens und Schaffens sein muß und irgendwie auch gegen uns selbst gerichtet ist; groß, sehr groß ist die Zahl der Verdorbenen, deren Namen in den Büchern des Lebens gestrichen gefunden wurden, sie sind gezählt worden, dieweil du von Leid wie in Ohnmacht warst, doch aber ist jetzt schon erkannt worden, daß auf viel, viel mehr als auf dreißigtausend der Kinder Gottes bei weitem nicht eines derer kommt, die mit dem Verderber gegangen sind.

19 Und da wir in die größte der Welten kamen, sah ich viele bei den aus allen anderen Welten hingebrachten Büchern, und alsbald hörte ich die Zahl derer, die ins Verderben gegangen sind, und es waren ihrer aus hundertvierundvierzigtausend Welten je hundertvierundvierzigtausend und die Gesamtzahl noch tausendfach vergrößert durch die ungleichen Zahlen derer aus den anderen Welten des himmlischen Reiches; die es gezählt haben, sprachen die Zahl in Worten aus, als eine Gesamtzahl, die ich mir aber nicht merken konnte.

20 Allein aber das habe ich gehört, daß trotz dieser ungeheuren Zahl die Zahl der im himmlischen Reiche Gottes Verbliebenen noch weit, weitaus größer als eine dreißigtausendfache ist, denn so in vielen Welten des Reiches Gottes auf mehr als dreißigtausend der dort Gebliebenen einer kam, der mit dem Satan gegangen ist, wurde in vielen anderen Welten ein solcher auf vierzigtausend, und in wieder anderen auch auf fünfzigtausend Gebliebene gezählt. Und ich freute mich, daß die Zahl der im Reiche Gottes Gebliebenen in den mir gesagten Worten schier unaussprechlich ist, denn auch sie ist mir gesagt worden; ich aber hatte besseren Sinn dafür, sie mir in meiner eigenen Zählweise vorzustellen, und nun dachte ich, daß nach dem Aus­zuge des Satans mit den von ihm verdorbenen Engeln der Friede und die Seligkeit aller Kinder Gottes wieder so ungestört sein wird wie Äonen von Zeiten hindurch zuvor.

21 Bald aber merkte ich, daß dem anders, ganz anders war, denn immer neue Scharen standen auf mit Fragen an die Engel größeren und großen Geistes, warum und aus welchem Grunde sie das Schaffen des Schöpfers des unerhörten Neuen nicht sehen und nicht auch hingehen sollten, warum dasselbe nicht auch in den Welten des Reiches Gottes geschaffen wird; die Neugier vieler wurde immer größer, und schon erhoben sich da und dort Stimmen, die der Empörung des Satans und der Seinen wider Gott ihr Wort sprachen mit den Fragen, was für eine neue Weise es sei, die einen großen und mächtigen Geist an einem neuen, großen Schaffen hindern will, und schon sammelten sich Scharen in und um jene Welt des himmlischen Reiches, von wo sie eine kleine Zeit zuvor den Reden des Satans zugehört und den Auszug des großen Drachen gesehen hatten.

22 Sie hielten Ausschau nach der früher gesehenen finsteren Wolke, sahen sie aber nicht; allein es schien ihnen, als würde durch die Leere der Unendlichkeit ein Schatten von dort bis an die Grenze des Lichtes des Reiches Gottes sich hinziehen, und schon riefen einige:

Sehet, schauet, ist das nicht etwa der Weg, den der Schöpfer des neuen Reiches mit den Seinen also gekennzeichnet hat für uns?

23 Und als das ausgesprochen ward, erhoben sich viele, um die Welt des Reiches Gottes in dieser Richtung zu verlassen, und immer neue Scharen kamen hinzu, wie in einem Aufruhr schreiend, ein jeglicher etwas anderes redend und viele wie sinnlos hin und her strebend.

24 Viele andere aber wiesen mit ihren Händen die Richtung zur Mitte des himmlischen Firmamentes, wo Gott Der Herr im alles überstrahlenden Lichte Seines heiligsten Wesens und Geistes inmitten der Scharen Seiner Großengel stand, mit ihnen redend, und da ward es für eine Weile unter den aufgeregten Scharen stiller.

25 Dann sah ich, wie Gott Der Herr Seine Hände wie zum Segnen über die vor Ihm in die Knie gesunkenen Engel erhob, und als sie sich wieder aufgerichtet hatten, wendeten sie ihr Angesicht in alle Richtungen der Welten des himmlischen Reiches, und wie aus einem Munde erklang ihr Ruf des Lobes zu Gott, der von den Kindern Gottes in allen Welten Seines Reiches wiederholt wurde und zu Ihm hinklang.

26 Allein unter den versammelten Scharen des stiller gewordenen Aufruhrs gab es viele, die den Ruf des Lobes Gottes nicht mehr mitsprachen, ja sogar untereinander und die anderen fragten, ob der Lobruf nicht etwa oder mehr noch dem gelten solle, der Größeres zu Schaffen versprach, als es das Himmelreich sei, und schon wuchs wieder die Unruhe; viele gebärdeten sich wie unsinnig und es ward der Aufruhr groß, als die erste große Schar sich erhob und zur Grenze des Lichtes des Reiches Gottes eilends zu streben begann, von großen Mengen aller­lei Arten der an sie gewöhnten Tiere gefolgt.

27 Da traten dieser Schar einige Großengel und andere Kinder Gottes, die in ihrer Seele und in ihrem Geiste rein geblieben sind, entgegen und suchten sie durch gütiges Zureden, durch Hinweise auf die gehabte Seligkeit des Friedens, Lebens und Schaffens im Reiche Gottes, wie auch durch Hinweise darauf zur Einkehr und Umkehr zu bewegen, daß keiner weiß und keiner wissen kann, was seiner außerhalb des himmlischen Reiches, in der weltenlosen Leere der Unendlichkeit warte.

28 Schon hatte es den Anschein, als würden viele in sich gehen und umkehren, was aber alsbald durch das Geschrei vieler Ungebärdigen vereitelt wurde, die den Andern zuschrien:

Wir bleiben nicht in der weltenlosen Leere, sondern ziehen in das Reich des neuen großen Schöpfers; und sollte es dort nicht so sein, wie er geredet hat, ziehen wir wieder in unser Himmelreich zurück!

29 Das Zureden der Großengel und ihre Hinweise darauf, daß eine Rückkehr des unrein gewordenen Geistes und der unrein gewordenen Seele in das Reich Gottes unmöglich werden wird, rief in den Ungebärdigsten eine Bosheit hervor, die sie wie Irrsinnige reden und herumfahren ließ, und da die Schar unaufhaltsam weiter strebte, gaben die Rettungswilligen ihr Bemühen auf, nicht wenige von ihnen zogen aber weinend und weiter mahnend mit.

30 Und schon sahen die anderen der Retter, die zurückkehren wollten, eine zweite große Schar, der sich gleichfalls viele Reingebliebe in den Weg stellten mit demselben Bestreben, sie zur Einkehr und Umkehr zu bewegen, jedoch aber auch ohne Erfolg, und das wiederholte sich eine mir schier unendlich lang scheinende Zeit hindurch.

KAPITEL VIII

1 Immer neue Scharen aus allen Welten des Reiches Gottes sammel­ten sich in und um jene Welt, von der aus erst der Auszug des Satans mit den Seinen stattfand und von wo aus ihm nun auch die ersten Scharen der durch seine Großsprechereien verdorbenen Kinder Gottes folgten.

2 Schar auf Schar zog ihm nach, sodaß ich wähnte, kein Ende die­ses so traurigen und furchtbaren Geschehens erschauen zu können, und wieder war es mir, als sehe ich alles das wie im schweren Fieber.

3 Gedanken stiegen in mir auf: Was wird aus allen diesen Unzähligen werden? Was aber wird auch aus allen jenen werden, die reiner Seele und reinen Geistes Kinder Gottes geblieben und nur zur Rettung der Anderen mitziehen?

4 Unter diesen habe ich aber auch einige gesehen, die durch Ungebärdigkeit und Bosheit der Schreier, die sich wie zu Führern der Anderen aufwarfen, so aufgebracht wurden, daß sie, der Kindschaft Gottes vergessend, jene mit Gewalt ergriffen, aber das Nutzlose eines solchen ihres Vorgehens einsehend, dann auch mitgezogen sind, voll Reue über sich selbst und voll des Mitleides mit den halsstarrigen Irrenden und Verdorbenen.

5 Endlich, endlich hörten die Ansammlungen in jener Welt des Reiches Gottes auf, von der aus sie gezogen sind, und da stand jener Engel wieder bei mir, der mich zuvor zu jenen geführt hat, denen das Buch des Lebens in jeder der Welten des himmlischen Reiches zu führen obliegt, und sprach zu mir:

6 Die Schar, die du dort noch siehst, ist die letzte derer, die ausgezogen sind, und wir wissen es von Gott Dem Herrn, daß keine einzige der aus Seinem Reiche ausgezogenen Seelen den Pfuhl höllischer Finsternis erreichen wird, den der Satan mit den Seinen in den Fernen der Unendlichkeit, weit, weitab von da schafft; sie werden dieses Schaffen in den Fernen zwar schauen, bevor sie aber weiterkommen, werden sie unter Verlust ihres himmlischen Leibes und Lichtes sterben, das heißt das Bewußtsein verlieren und in tiefer Ohnmacht, die bei den allermeisten auch völliges Vergessen alles Geschehenen nach sich ziehen wird, wieder zu ähnlichem seelischen und geistigen Samen werden, wie wir es alle vor dem für uns von Gott geschaffenen Anfange gewesen sind.

7 Allein aber wird all der Same nicht leblos, wie er vor dem Anfange war, sondern das einmal von und aus Gott empfangene Leben bleibt ihm eigen, und Gott Der Herr wird allen diesen Samen zum Bewußtsein des eigenen Lebens und Seins durch die Kräfte jener Welt erwecken, die Er dafür schaffen wird und wohin nach und nach all der seelische, geistige und lebendige Same gelangen wird, um dort durch den Aufbau eines anderen eigenen Leibes selbst, auch in und mit diesem entwickelt, einmal durchzugehen.

8 Noch ist die letzte Schar der Ausziehenden in Sicht und schon ist Gott Der Herr daran, dafür zu sorgen, eine Welt zu schaffen, die dem verdorbenen Wesen der Seele und des Geistes der von Ihm sich abgewendeten und dem Lügengroßsprecher nachstrebenden Kinder entspricht; es wird eine Welt sein, zum Großteil ein Spiegelbild Seines Reiches, und darum bin ich gekommen, dich von dieser Welt Seines Reiches, auf der wir da stehen und von der aus der Auszug des finsteren Widersachers mit den Seinen, wie hernach auch der Auszug der ihm nachstrebenden Scharen stattgefunden hat, hinweg­zuführen, da sie nicht weiter eine Welt des Reiches Gottes sein, sondern Er aus ihr, aber auch aus Dingen, die nicht Seines Reiches sind, jene Welt schaffen wird, die entstehen zu lassen Er in Ewigkeit beschlossen hat, da Er allwissend alles dieses so unendlich traurige Geschehen so gekannt und gesehen hat, wie Er auch alles zukünftige Geschehen kennt und sieht.

9 Er nahm mich bei der Hand, und alsbald stand er mit mir wieder in jener großen Welt, in welcher die Zahl derer gezählt ward, die, des Geistes und des Trachtens des Satans, seine Teufel wurden und deren Namen im Buche des Lebens gestrichen sind.

10 Und ich sah dort wiedermals, aus allen Welten des himmlischen Reiches zusammengetragen, das Buch des Lebens in Büchern, und viele, welche die Namen der von Gott sich abgewendeten und auf dem Wege ins Verderben sich befindenden Scharen der vorher so reinen Kinder Gottes mit Zeichen versahen, sie zählten, und siehe, als das geschehen war, da fand es sich, daß ihre Zahl fast ein Drittel der Zahl jener Kinder Gottes war, die sich durch die Großtuerei und Großsprecherei des Satans und der Seinen nicht betören haben lassen und in Seinem Reiche geblieben sind.

11 Ich sah die Trauer, das Leid und den Schmerz über dieses so unsagbar traurige Geschehen dem Antlitze der reingebliebenen Kinder Gottes aufgedrückt, und auch mir traten bittere Tränen aus den Augen; da aber hörte ich die wunderbare Stimme des Wortes Gottes die Welten Seines himmlischen Reiches durchdringen und, gleich allen Anderen aufschauend, sah ich Ihn im Lichte Seiner Kraft mitten am Firmamente mit erhobenen Händen stehen, die Seinen segnen, sie durch Sein Wort, daß viele beizeiten noch zurückkehren werden, trösten, und da Er noch sprach, wichen die Trauer, das Leid und der Schmerz aus dem Antlitze Seiner Engel; und als Er Sein Wort beendet hatte, scholl Ihm aus allen Welten Seines Reiches der Ruf der Anbetung entgegen:

Ja - Ave - Rah - Gotodin - Deaus – Amen!

12 Und da ich mit zum Gebet gefalteten Händen kniend zu Ihm hinsah, hörte ich Seine Stimme in mir:

Gehe hin zu den Scharen die ausgezogen sind und sieh, was du schreiben sollst!

13 Und da ich diese Seine Stimme in mir noch hörte, stand ich alsbald an der Grenze des Lichtes Seines Reiches, dort, wo zuvor schon, am Beginne des Auszuges der betörten Kinder Gottes, viele den durch die Leere der weltenlosen Unendlichkeit sich hinziehenden Schatten für den Weg ansahen, den der Verführer, Großtuer und Großsprecher mit seiner Schar für sie also gekennzeichnet hatte und an dem sie dessen unerhörte neue Schöpfung erreichen sollten.

14 Und siehe, dort standen einige kleine Gruppen der zurückkehrenden Kinder Gottes mit Gesichtern voll des Schreckens und Entsetzens, weitere sah ich in kleinen Gruppen zurückkehren, und schon waren auch Großengel und Engel des Reiches Gottes da, um sich der Zurückgekehrten anzunehmen; ich aber strebte weiter, und mir ward die Kraft des Sehens, in die Unendlichkeit schauen zu können; was ich aber sah, erfüllte bald auch mich mit Schrecken.

15 Erst sah ich alles das furchtbare Geschehen in einem unendlich scheinenden, lebendigen Bilde, wie ein Zeichen, das so aussah, als würde ein ungeheurer, feuerroter Drache mit seinem Schwanze den dritten Teil vieler noch hell leuchtenden, unendlich mehr aber wie verlöschenden Sterne des Himmels nach sich ziehen, alsogleich aber erkannte ich in ihnen jenen dritten Teil der Kinder Gottes, die, von Ihm sich abwendend, Sein Reich verlassen haben.

16 In weiter, weiter Ferne sah ich das Schaffen des Satans und der Seinen, ein Reich der Finsternis, das durch feuerrote und schwefelgelbe Lichter wie Blitze durchzuckt ward, und ich erkannte, daß es das Licht des höllischen Pfuhles ist, in welchem die Teufel, nach Weisungen ihres "Ja-Ave" schaffend, wie wahnsinnig hin und her schossen.

17 Auch sah und erkannte ich, daß dasselbe viele der Scharen, die aus dem Reiche Gottes ausgezogen sind, auch sehen, trotz den schier unendlichen Fernen, die sie von der Welt des Bösen und der Seinen trennte, und auch das sah ich, daß sie auch weiter hinstreben mochten, es aber nicht mehr konnten; und mich umsehend sah ich, daß auch diejenigen letzten Scharen des ganzen ungeheueren Zuges, die sich von der fernen Welt der Finsternis abgewendet hatten und in die Richtung zurückschauten, aus der sie hergelangt sind, auch nicht mehr zurück können.

18 Aus der leidvollen Vertiefung in das so unendlich traurige und zugleich furchtbare Bild des Ganzen ward ich wie herausgerissen durch eine Stimme, die zu hören war wie das Krächzen eines Aasvogels im Donner und Sturm, und mich umschauend, sah ich den Drachen, den Satan mit einer Schar der Seinen an der Grenze der Finsternis seiner Welt und hörte ihn Worte der Lästerung krächzen wider Gott und wider Sein Reich, welches der böse Lügner und Schöpfer des Pfuhles höllischer Finsternis ein Scheinreich nannte, welches er zerschmettern und nach seinem Willen gestalten werde, um allen, die sein werden, zu zeigen, daß er der Heilige - Schöpfer - Lebendige - Ewige und Gott sei, dem allein die Anbetung und der Lobpreis aller gebühre.

19 Da aber eine Schar Großengel, die sich vor der ersten, sozusagen die Spitze des ungeheueren Zuges bildenden Schar gesammelt und aufgestellt hatten, ihre Hände gegen ihn erhob und Den wahren ewigen Gott und Vater alles Lebens pries, wandte er sich unter gräßlichen Flüchen um und, wie zurückgeworfen, fiel er mit seiner Schar in den Pfuhl der von ihm und den Seinen gebauten Schöpfung.

20 Im Schauen wandte ich mich wieder zu jenen Scharen der Mitte und des Endes des schier unendlichen, in die Fernen, nach vorne, nach rückwärts, nach den Seiten, nach oben und nach unten reichenden ungeheueren Zuges, der aber nicht mehr in Bewegung der anfangs eingeschlagenen Richtung weiter strebte, sondern in der weltenlosen Leere der Unendlichkeit zwischen der wahren Welt des Reiches Gottes und dem Pfuhle höllischer Finsternis stand.

21 Und wieder sah ich viele der Großengel unter den einzelnen Scharen und hörte so manche von ihnen wiedermals sprechen:

Ihr Mitengel und Mitkinder Gottes! Sehet uns und sehet euch untereinander an! So ihr schon unserem Worte taub seid, sehet doch, welche Veränderung ihr jetzt schon in eurem Wesen erfahren habt und was euer Antlitz spiegelt!

22 Welche Zeiten sind schon vergangen, seitdem ihr das himmlische Reich verlassen habt, und seitdem ihr da zwischen dem Lichte des Reiches Gottes und der Welt des Pfuhles höllischer Finsternis wandelt! Noch ist es für viele Zeit, noch wird es vielen möglich sein, sich zu wenden und mit uns zu gehen! Sehet ihr nicht, wie schier unendlich ferne wir alle dem Lichte des Reiches Gottes sind?

23 Da aber sprachen viele, viele auch der letzten, den ungeheueren Zug wie abschließenden Scharen:

Wir sehen das Licht des Reiches schon seit Zeiten nicht!

24 Das hörend, wandten sich die Anderen um, wie suchend Ausschau haltend und schrien auf, denn auch sie sahen kein Licht; ein Entsetzen ergriff die meisten, ein Wehklagen erscholl ringsum, und traurig sprachen diejenigen, die unter all den Scharen das Licht ihres eigenen Wesens und Geistes immer noch hatten:

Es ist zu spät!


KAPITEL IX

1 Das Wehklagen ward nun noch größer, und viele wandten sich wider die Anderen, ihnen Vorwürfe der Überredung machend und sich auch gegen­seitig allerlei ihnen bis dahin unbekannten Vorgehens beschuldigend, einander die Schuld, an dem Auszuge teilgenommen zu haben, zuschie­bend, und es hatte den Anschein, als wollten die so Beschuldigten wider die es ihnen Vorwerfenden gewalttätig werden.

2 Ein Entsetzen aber ergriff auch mich, als ich einzelne Stimmen aus den Scharen vernahm und jene sah, die zu den Anderen sprachen:

Siehe! Es ist uns gesagt worden, daß Gott allmächtig ist! Müssen wir aber angesichts all des Geschehenen an Seiner Allmacht nicht etwa zweifeln? Ist Er allmächtig, warum hat Er den neuen Schöpfer das schaffen lassen, was wider Ihn und uns gerichtet sein soll, und ist Er allmächtig, wieso hat Er es zulassen können, daß wir aus Seinem Reiche gezogen und an diesen Abgrund gelangt sind, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint, da wir weder vor noch zurück können und das Gefühl des Fallens uns wie würgend ängstigt!

3 Und ähnlich so in andern Worten begannen auch andere zu sprechen.

4 Die lichten Engel und Großengel unter den nun lichtlosen Scha­ren hoben aber ihre Hände, und da es alsbald stiller ward, sprachen sie:

Erniedriget nicht das Leben Gottes in euch dadurch, daß ihr Ihn dafür verantwortlich machet, was eures eigenen Willens, Entschlusses und Tuns ist; wir alle haben kraft unseres eigenen Geistes auch unseren eigenen Willen, unser Wille ist frei und daß er frei ist, beweist eines jeglichen von uns Tun.

5 Kraft seines eigenen freien Willens ist der einstige, Gott zuvor so nahe gestandene Großengel zum Satan geworden, und eine große Schar anderer Engel zu seinen Teufeln; ihm hat Gott erklärt, wohin ihn sein vorgefaßtes Tun führen, bringen, und was aus ihm und aus denen, die er an sich ziehe, werden wird; hat er aber dem Worte Gottes Gehör gegeben, Seine Erklärungen angenommen, Seine Mahnungen beherzigen und befolgen wollen?

6 Nein, sondern kraft seines eigenen freien Willens hat er sich wider Gott gewendet und mit Seinesgleichen das himmlische Reich verlassen, um weit, weitab von Ihm und Seiner Welt das schaffen und tun zu können, was im Reiche Gottes unbekannt und unmöglich ist; dieses, den Welten des himmlischen Reiches Unbekannte, Fremde und Unmögliche, schafft er nun mit den Seinen dort in den Fernen aus eigenem freiem Willen wider Gott und wider alles, was Gottes ist, nur um von den Seinen der Heilige, Schöpfer und Gott genannt zu werden.

7 Gott ist Die ewige Wahrheit! Das wußten und wissen wir von Ihm, aus Seinem Munde, durch Sein heiligstes Wort; und vor diesem trau­rigen und furchtbaren Geschehen wußten wir von einer Lüge nichts, kannten nicht einmal das Wort; nun aber kennen wir nicht nur das Wort und die Bedeutung des Wortes Lüge, sondern auch ihr Wesen, ihre Kraft und den, der sie geschaffen hat, und erst jetzt, so wir die Lüge an, in und aus dem Lügner kennen, ermessen wir die unendlich über alles erhabene, reine und heilige Bedeutung der Kraft Gottes ewiger Wahrheit!

8 Im Wesen Seiner ewigen Wahrheit ist Gott Das wahre Licht und Das wahre ewige Leben! Das wußten und wissen wir durch Sein heiligstes Wort; die wahre Bedeutung und die unendlich über alles erhabene Größe, Reinheit und Heiligkeit dieser Kräfte Seines Wesens und Geistes haben wir gleichfalls jetzt erst voll erkannt, seitdem wir das unendliche Gegenteil an, in und aus dem Lügner kennen, der voll Finsternis alles zu ver­derben sucht, was Gottes ist.

9 Wir wissen noch nicht, was die Finsternis und Lüge des Verderbers noch ersinnen, schaffen, zeitigen, und welche weiteren Folgen alles das haben wird; das aber wissen wir, daß es, weil es gegen Gott, gegen alle und gegen alles, was Gottes ist, erdacht und gerichtet ist, am furchtbarsten gerade an jenen sich auswirken wird in aller Zukunft, die daran teilnehmen und mitwirken.

10 Weil der Verderber, Lügner und Satan das Wort "Wahrheit" kraft des Wortes Gottes kennt, beansprucht er, von den Seinen auch der Wahrhaftige genannt zu sein, und sie nennen ihn auch so, weil er das, was er schaffen zu können ihnen vor­gegeben hatte, tatsächlich auch schafft und zwar das, was seinem Worte nach allein er, Gott aber nicht schaffen kann; und wir sagen euch, daß dieses Wort des Satans das einzige ihm gebliebene Bröcklein jener ewigen Wahrheit bildet, in Der er nicht bestanden ist und wider Die er sich wendet; denn sagt er, daß Gott nicht das schaffen kann, was er schaffe, sagt er die Wahrheit!

11 Was Gott für uns geschaffen hat, damit wir selbst darin schaffen können, das kennen wir alle und wissen auch jetzt erst recht, wie zufrieden, glücklich und selig wir darin waren, jetzt, da euch alles ängstigt, mehr aber noch uns, und da wir in Gefühlen aufgehen, die uns unbekannt, fremd waren, die wir nicht einmal nennen können! Daher klaget ihr: o wehe, wehe uns!

12 Es ist doch auch zu euch geredet worden, auch ihr habt das heiligste Wort Gottes gehört; wir alle mit jenen Mitengeln und Mitkindern Gottes, die in Seinem Reiche bei Ihm geblieben sind, haben euch erklärt, euch gebeten, gemahnt und wieder gebeten, auf die Großsprechereien des Lügners, Verderbers und der Seinen nicht zu hören, und siehe, nun hat der eigene freie Wille des eigenen Geistes eines jeglichen unter euch wider alles obsiegt.

13 Und darum sagen wir euch:

Wer wie ihr sich also von Gott abwendet und so eigen- wie mutwillig Sein Reich verläßt, um der Finsternis nachzugehen, wer das heiligste Wort Gottes in sich unterdrückt, um Lügen zuzuhören und an ihrer Bosheit etwa auch noch Gefallen zu finden, der mußte eben an diesen Abgrund gelangen und das sich also selbst bereitete und sich selbst geschaffene Übel tragen, denn alles das ist kraft eures eigenen freien Willens geschehen.

14 Wir Anderen haben uns von Gott nicht abgewendet, aber kraft unseres eigenen freien Willens sind wir mit euch gegangen und kraft desselben unseren freien Willens bleiben wir bei euch, da wir wissen, daß Gott, Der Die ewige Wahrheit, Das wahre Licht und Das wahre ewige Leben ist, keinen, auch nicht den allergeringsten Einzelnen unter uns umkommen lassen wird, so er sich wieder zu Ihm wendet.

15 So aber, wie und was ihr nun geworden seid, taugt keiner und kann keiner in das Reich Gottes eingehen, füran jetzt ist es zu spät! Wir aber wissen, daß Gott Großes zur Rettung aller derjenigen schaffen wird, die gerettet zu werden verlangen und wollen werden.

16 Niemand von uns hat jemals das Werden des Seienden gesehen und niemand von uns hat jemals ein Vergehen des Seienden, Lebendigen und des von Gott Geschaffenen gekannt; nun aber sehen wir an dem Schaffen des Lügners und Verderbers, an dem Schöpfer des Pfuhles höllischer Finsternis ein Werden des Nichtgewesenen, und ein scheinbares Vergehen werdet ihr mit uns an euch selbst kennenlernen müssen.

17 Für den Satan, für die Seinen und für euch ist das Licht des Reiches Gottes selbst vergangen; für ihn und die Seinen sicher für immer, da sie ihr eigenes Reich, den Pfuhl der Hölle schaffen und ausbauen werden; für die meisten von euch wohl aber nicht für immer, da das Trachten, Kinder Gottes wieder zu werden, in vielen nicht verlöschen wird.

18 Von Gott wissen wir, daß wir mit euch einem Geschehen entgegengehen, in dem uns alle das erste Sterben trifft, der Schein eines Nichtmehrseins, der Schein eines Todes, den es in Der Wahrheit nicht gibt, doch aber durch das Sterben ein Zustand, aus dem uns allein Er durch eine neue Schöpfung erwecken kann und erwecken wird, die dem Zustande, in welchem sich euere Seele und euer Geist anjetzt befindet, angemes­sen sein, uns allen aber das bieten wird, was uns nötig ist, um den Weg zu Ihm in Sein Reich wieder finden zu können.

19 Ist diese Seine zweite Schöpfung für uns da, und wir wissen, daß sie schon im Beginne zu werden ist, werden wir nach und nach alle hingelangen, ein Werden an allem Seelisch-Geistig-Lebendigen kennenlernen, aber auch ein Vergehen, da wir dort ein zweites mal sterben werden müssen.

20 Es wird ein augenscheinliches Werden und Vergehen sein, wohl in der Wirklichkeit der Schöpfung, in derselben augenscheinlichen Wirklichkeit begründet, an und in sich selbst aber der Wirklichkeit nur ein Schein, da es ein Werden und Vergehen des Seelisch-Geistig-Lebendigen in seinem Grundwesen nicht gibt, weil dieses ewig ist.

21 Die zweite Schöpfung Gottes für uns wird uns alles geben, um dort leben, schaffen und den Weg gehen zu können, der uns zu Ihm führen wird, in das Licht Seiner ewigen Wahrheit und zum wahren ewigen Leben in Seinem Reiche, welches ihr frei-, eigen- und mutwillig verlassen habt, oder aber, auch dort den jetzt eingeschlagenen Weg weiter gehen zu können, der in den Pfuhl hölli­scher Finsternis führt, den der böse Geist und Vater der Lüge mit den Seinen schafft.

22 Sehet euch und uns an! Wie wir jetzt noch, also trüget auch ihr an euerem seelischen einen wunderbaren himmlischen Leib; was von diesem wunderbaren Leibe habt ihr aber noch eigen? Und sehet, bald wird euch gar nichts davon mehr eigen sein, schon sind so viele seiner fast ganz verlustig geworden und schon hören sie unser Wort nicht mehr, schon ist ihr Bewußtsein am Verlöschen, schon ist das erste Sterben da.

23 Und da sie noch so und ähnlich in allerlei diesen und anderen Hinweisen und Worten zu den Scharen sprachen, hob das Wehklagen und das Geschrei der Verzweiflung dermaßen an, daß ich zu flüchten versuchte, mich aber voll Entsetzen nicht rühren konnte.

24 Ich sah da Seelen ohne den gehabten himmlischen Leib wie tot, andere an ihrem Halse und um sich herumgreifend und wie nach Stütze blindlings suchend, wieder andere in Verzweiflung schreiend, ein ungeheuerlich ausgedehntes Feld eines unbeschreiblichen Jammers.

25 Die lichten Engel und Großengel aber traten zusammen, wandten ihr Angesicht dem Hohen des Reiches Gottes zu, erhoben ihre Hände und sprachen:

Allgütiger ewiger Gott! Vater alles Lebens! Deinem heiligen Geiste und Worte folgend, bleiben wir unter diesen Scharen, um Dir und ihnen zu dienen, wann, wie und wo immer Du, heiliger Gott, uns dazu rufen wirst.

Dir sei Preis, Ehre, Kraft, Anbetung und Herrlichkeit in Ewigkeit!


KAPITEL X

1 Und siehe! Da sah ich ein zweites Gesicht, ein Gesicht im Gesichte, wie im Fieber zwiefach sehend, denn ich sah mich selbst unter jenen, die also anbetend zu Gott riefen, und ich stand dort selbst zwischen zweien der Großengel inmitten all der andern, sah das furchtbare Sterben aller neben- und nacheinander, zuletzt mit jenen zweien selbst sterbend, zwischen denen ich war und die mir so bekannt vorkamen, als wäre ich von Ewigkeit bei ihnen gewesen.

2 Dann ward es stille, wie eine Stille des Todes; es war aber die Stille eines lebendigen Todes, ein Grab von ungeheuren Maßen, ohne Wände und Boden, ein lichtleeres Reich der tiefsten Bewußtlosigkeit und Ohnmacht; ich sah mich selbst mitten darin und doch sah ich von anderswo alles das und wurde dadurch so entsetzt, daß ich einen unbeschreiblich großen Schmerz empfand, ohne mir sagen zu können, welcher Art er wäre.

3 Plötzlich aber ward es Licht um mich und ich hörte Seine Stimme in mir:

Jovian! In dieses Reich der Bewußtlosigkeit, der Ohnmacht und des Brachliegens hat niemand und wird niemand Einblick nehmen, als allein Ich und du, dem Ich den Einblick gebe, damit du siehst, was du schreiben sollst; hast du gesehen und es dir gemerkt, sollst du auch jene Meine Schöpfung schauen, die der Rettung aller dieser Verirrten, Verführten, an Seele und Geist Verdorbenen dienen wird, die trotz des teilweisen, mehr aber noch vollständigen Vergessens alles seit dem Anfange bis anjetzt Geschehenen, guten Willens Mich und Mein Reich suchen werden, und damit sie Mich und Mein Reich wiederfinden, werde Ich zur gegebenen Zeit wesentlich-persönlich Selbst Sorge tragen in der Schöpfung, die nicht Mein Reich werden wird.

4 Da sah ich auf, fiel Ihm zu Füßen und keines Wortes mächtig, ja Sein Wort auch voll zu erfassen unfähig, weinte ich bitter.

5 Er aber legte Seine Hand auf mein Haupt und sprach:

Weine nicht; es ist Furchtbares geschehen, aber Schreckliches wird noch folgen Zeiten hindurch, bis daß alles geschehen ist, was zur endgültigen Rettung aller jener Meiner Engel geschehen wird müssen, die so mutwillig sich von Mir abgewendet und Mein für sie geschaffenes Reich verlassen ha­ben, um dem Großsprecher, Vater der Lüge und Schöpfer der Hölle nachzugehen, der, sich selbst ins Verderben stürzend, auch alle mit sich ziehen will, die trotz allem Mein sind und, bis auf vereinzelt wenige, Mein wieder werden für alle Zukunft.

6 Als ich Sein Wort nicht mehr vernahm, sah ich auf, und siehe, da stand Er nicht mehr bei mir, sondern mitten am Firmamente der Welten Seines Reiches im unbeschreiblich und unaussprechlich wunderbaren Lichte Seines heiligsten Wesens und Geistes, und mir ward die Kraft, Ihn so zu sehen, als stände Er bei mir.

7 Strahlend wirkte Sein heiliger Geist in alle Richtungen der Unendlichkeit, und in den Strahlen sah ich welche, die kraft Seines heiligen Geistes auch vom Wesen Seiner heiligsten Gestalt ausgingen, zu schauen wie sieben wunderbar leuchtende, in ihrem Wesen, Kraft, Klang und Farben gleiche reine Lichter, aus einem und demselben Lichte, eins seiend und doch wieder einzeln voneinander unterscheidbar, und da ich das sah, wußte ich alsbald, daß ich da Seine sieben heiligen Eigenschaften im Wesen ihrer Strahlungskraft sehe:

Die Wahrheit, Güte, Liebe,

Erbarmung, Vergebung, Gerechtigkeit und Selbstaufopferung.

8 Und da ich über das Wunderbare dieses Schauens nachdachte, habe ich alsbald erkannt, daß die ersten drei Seiner sieben heiligen Eigenschaften in der ersten Seiner Schöpfung, in den Welten Seines Reiches wirken, daß aber die andern vier, Seiner zweiten Schöpfung und jenen gelten, um derentwillen Er eine zweite Schöpfung entstehen lassen werde.

9 Im Schauen und Nachdenken verging eine Weile; da aber hörte ich Seine Stimme wiedermals in mir:

Sieh jetzt um dich und merke, was du schreiben sollst!

10 Und alsogleich fühlte ich mich mitten im Reiche derjenigen, die da, alles Himmlischen verlustig, in tiefer Bewußtlosigkeit und Ohnmacht lagen, ein Schweigen und tiefe Stille ringsum, wie in einem schier unendlichen, wände- und bodenlosen, ungeheuren Grab, doch aber war das Düstere, ja Schreckhafte des vorherigen Aussehens des Ganzen einem Aussehen gewichen, das wie reine Dämmerung eines klaren Himmels am Morgen zu schauen war, und die tiefe Stille einer heiligen Ruhe gleich.

11 Die Meere derjenigen, die da still lagen, waren Seelen ohne des gehabten himmlischen Leibes, ähnlich so, wie ich sie vor Äonen von Zeiten gesehen habe, nachdem sie an dem von Gott für sie geschaffenen Anfange das Leben von und aus Ihm empfangen hatten und gestaltlich zu der Entwicklung gelangt sind, die in einem jeglichen seelischen Wesen als Grund- und Stammwert von aller Ewigkeit her unentwickelt verborgen war.

12 Nun aber erschrak ich, als ich sah, daß viele und sehr viele nicht mehr die Größe ihrer seelischen Gestalt hatten, sondern ungleich kleiner geworden sind, ja zusehends nicht nur immer kleiner werden, sondern auch die Formen ihrer Gestalt immer mehr an Deutlichkeit einbüßen, daß dasselbe noch viel augenscheinlicher auch mit vielen und sehr vielen der unzählbaren Arten der von den ausziehenden Kindern Gottes mitgenommenen Tiere geschieht, die wie noch größere und ungleich zahlreichere Seelenmeere zu schauen waren als die Meere der ohnmächtigen Seelen der Kinder Gottes.

13 Welche Zeiten in diesem Schauen um mich vergangen sind, weiß ich nicht; allein aber das habe ich im Weiterschauen gesehen und erkannt, daß die allermeisten Wesen all der Seelenmeere ein ähnliches Aussehen bekamen, wie ich sie vor dem Anfange als bloßen seelisch­-geistigen Samen geschaut habe: Winzig klein und auch größer, mit mehr oder minder verschwommenem Bildchen ihrer Gestalt und Formen in der seelischen Schale, den Geist als Kern einschließend; nun sind sie zu ähnlichem Samen wieder geworden (nicht aber alle), jedoch sah ich da in jedem einzelnen das Leben, aber kein Bewußtsein des Lebens und Seins.

14 Anfänglich darüber erschrocken, was aus alledem in der Zukunft werden wird, habe ich mich bald in den Gedanken beruhigt, daß all dieser seelisch–geistig-lebendige Same in einer von Gott dafür geschaffenen Welt, wenn etwa auch in einer anderen Art und Weise, so doch auch wieder zur Entwicklung und zum Bewußtsein des eigenen Seins und Lebens gelangen werde, da er einstens ohne Lebenskraft in Sein Reich gelangt ist und dort erst das Leben von und aus Ihm empfangen hat, nun er aber das eigene Leben habe, wird er das verlorene Bewußtsein auch anderswo erlangen können wie auch die Wiederentwicklung, so Gott ihm eine entsprechende Welt dazu schafft.

15 In solchen Gedanken angesichts der unübersehbaren Meere lebendigen Todes versunken, hörte ich mich beim Namen rufen, und da ich aufsah, ward ich den Meeren der Bewußtlosigkeit, der Ohnmacht und des Schweigens entrückt und sah Ihn in einer Welt Seines Reiches stehen, umgeben von großen Scharen Seiner Engel, und ich fiel Ihm zu Füßen; Er aber hob mich auf, wies mit Seiner Hand eine Richtung und sprach:

Sieh hin!

16 Und da merkte ich, daß jene eine Welt Seines Reiches, von der aus erst der Auszug des einstigen, zum Lügner, Schöpfer der höllischen Finsternis und zum Satan gewordenen Großengels und seiner Teufel, hernach aber auch der Auszug so unendlicher Zahl der Kinder Gottes stattgefun­den hat, nicht mehr an ihrem Orte, nicht mehr da war; als ich aber in die mir gewiesene Richtung weiter sah, siehe, da sah ich sie dem Reiche Gottes weit, weit in die Fernen der Unendlichkeit entrückt, in einer dem Pfuhl der Hölle entgegengesetzten Richtung.

17 Er aber erhob Sich aus der Mitte der Schar Seiner Engel in die Höhen, breitete Seine Hände in jene Richtung aus, und wie einstens, Äonen von Zeiten zuvor die Welten Seines Reiches, sah ich Ihn nun Welten eines Reiches schaffen, welches Seinem Reiche unendlich ferne, nicht Sein Reich ist.

18 Die Schöpfung der Welten Seines Reiches und des Anfanges hat Er allein mich im Gesichte schauen lassen; dieser zweiten Seiner Schöpfung aber sahen unzählige Seiner Engel mit mir zu, und wie einstens Äonen von Zeiten zuvor, sah ich auch jetzt von und aus Ihm Strahlen allerlei anderen Lichtes und allerlei anderer Kräfte ausgehen, die im Lichte der Strahlungskraft Seines heiligen Geistes alsogleich in weite Fernen der Unendlichkeit drangen, und alsbald sah ich überall dort eine Bewegung, ähnlich der, die ich bei der Schöpfung Seines Reiches einstens gesehen habe.

19 Allein sah ich damals die Bewegung der Fernen allüberall, ober mir, allseits und unter mir, wogegen die Bewegung, die ich da mit den Scharen der Engel Gottes sah, einen zwar ungeheuren und unermeßlichen, doch aber nur einen Großteil der Fernen der Unendlichkeit erfaßte, und schon habe ich auch erkannt, daß von ihr jene Fernen ausge­schlossen sind, in denen der Satan mit den Seinen den Pfuhl der Hölle schuf.

20 Auch jetzt war die Bewegung der Fernen so zu schauen, als würden dort überall unzählige kleinere, größere und große Wolken Lichtes entstehen und immer kugeliger werden, als leuchteten viele aus sich selbst und als hätten andere kein eigenes Licht und als würden sie licht nur durch das Licht der anderen.

21 Das Licht aber, welches den Welten dieser Schöpfung eigen war, setzte mich in Staunen, und Staunen sah ich auf dem Antlitze der Kinder Gottes, denn das Licht, welches die Welten dieser Schöpfung Gottes aus sich selbst zeugten und strahlen ließen, war kein Licht der Welten und des Reiches Gottes, sondern ein unbekannt fremdes Licht, ein Licht wie des verzehrenden Feuers, ein Licht, unendlich arm an allem, was dem Lichte der Welten und des Reiches Gottes eigen ist, ein Licht arm an Farben, dem Auge wehtuend,

22 so es groß und grell, oder auch wieder nicht die richtige Sicht bietend, so es klein und schwach ist und auch bei der größten Kraft und Grelle nicht das durchdringend, von wo es ausging, was schon daran zu sehen war, daß so manche Welten der neuen Schöpfung, die kein eigenes Licht hatten, nur so weit licht waren, so weit die Strahlung der andern sie traf.

23 In dem Schauen merkte ich plötzlich, daß auch jene Welt, die aus dem Reiche Gottes dorthin entrückt ward, das gehabte eigene, also himmlische Licht eingebüßt hat, dabei auch sicher abertausendfach kleiner geworden ist als sie war, auch sonst anders aussah, trotzdem aber unter den unzählbaren anderen Welten der neuen Schöpfung die Mitte einnahm.

24 Wie lange Zeit alles das gewährt hat? Ich weiß es nicht, denn im Schauen alles des dem Reiche Gottes Fremden, Andersartigen, Armen und doch wieder in der Vielgestaltigkeit irgendwie Ähnlichen, Großartigen und Ungeheuren versunken, dachte ich an keine Zeit; es dünkte mir, daß alles das nur Augenblicke gewährt haben kann und neues Staunen ergriff mich, als ich die Bewegung in dieser Schöpfung sah, die mir bisher entgangen war und mit den Engeln Gottes sank ich anbetend in die Knie vor Ihm.


KAPITEL XI

1 Ich hörte die Stimme des Wortes Gottes zu Seinen Engeln sprechen, und als Er gesprochen hatte, erklang von allen Welten Seines Reiches Lob, Preis und Anbetung in Worten und im Gesang zu Ihm, Der alsbald mitten am Firmamente des Himmelreiches stand - und wieder hörte ich Sein Wort in mir:

Sieh, damit du weißt, was du schreiben sollst!

2 Ich wendete mich in der Kraft des Schauens in die Unendlichkeit, der neuen Schöpfung Gottes zu, und siehe, da war alles in Bewegung, obwohl es den Anschein des Stillestehens hatte; alle Welten liefen, sich langsam oder rascher um sich selbst und dabei vielfach auch um andere drehend dahin, viele eine ihrer Hälften licht, die andere verfinstert, kleine, größere, große und manche ungeheuer groß, darunter auch welche wie mit langem Lichthaar, oder mit schier unendlich scheinenden Schwänzen, als sammelten sie in diesen das von den andern Abgestoßene, und da,

3 o Wunder, merkte ich, daß die Mitte dieses ganzen Alls und gerade jene Welt, die dem Reiche Gottes entrückt und, andersartig gestaltet, der neuen Schöpfung einverleibt ward, die Richtung auf das Meer der Seelen nehme, die da, wie in einem end- und bodenlosen Grabe, bewußtlos in tiefer Ohnmacht und in tiefem Schweigen liegen, viele, sehr viele, ja bereits die meisten in der Unscheinbarkeit winzigen Samens.

4 Als ich das sah, ward ein Verlangen in mir wach, auf derselben Welt durch das Reich der Ohnmacht und des Schweigens zu gehen, und alsbald stand ich auf einem ihrer Berge, maßlos erstaunt, zugleich aber auch tief ergriffen, denn nun wußte ich:

Ich stand auf der Erde, alles Land um mich übervoll grünenden und blühenden Gewächses, Sträucher und Bäume, alles das Grünende und Blühende äußerlich wohl nicht so wunderbar zu schauen wie in den Welten des Reiches Gottes, doch aber derselben Seele, desselben Geistes und Lebens.

5 Flüsse reinen Wassers durchzogen das Land wie silbern glitzernde Bänder, in der Ferne lag das Meer, und Wolken zogen dahin, wie um das Land vor den Strahlen des der Erde nächsten Lichtquells zu schützen und ihr Wasser zu geben, auch war da Tag und Nacht.

6 Bald aber erreichte die Erde das Reich der Ohnmacht und des Schweigens, und siehe, sie zog jene Seelen der Kinder Gottes und jene der Tierwelt an sich, die noch am wenigsten von der Größe und den Formen ihrer seelischen Gestalt eingebüßt hatten und hielt sie fest; ich aber habe alsbald erkannt, daß dieses Geschehen nicht etwa darin gelegen wäre, sie würden an Seele und Geist weniger verdorben gewesen sein als die anderen, sondern daß es im Wesen der Seele selbst begründet ist und weder von gut, noch von böse abhängt.

7 Der Tage aber, da die Erde durch das Reich der Ohnmacht und des Schwei­gens ging, waren achtundzwanzig, genau von einem vollen Lichte des bleichen Erdbegleiters zum anderen; nun aber sah ich das lebendige Bild des Werdens der Tiere und der Menschen auf Erden.

8 Noch lagen sie bewußtlos und ohnmächtig da und dort, einzeln, wie auch in kleineren oder größeren Gruppen, als Seele, Geist und Leben inmitten all der sie umgebenden irdischen, grobfesten Dinge, kaum wahrnehmbar, als wären sie des Irdischen ein Hauch; durch die Einwirkung der irdischen Dinge aber, der Erde, der Luft, des Lichtes, der Wärme, des Wassers und anderer Kräfte, nicht zuletzt auch durch die Einwirkung der dem irdischen Körper des Pflanzenreiches entsteigenden Kräfte, und von alledem durchdrungen, kam alsbald in die Tierseelen eine Bewegung, hernach dann, erst vereinzelt, dann aber steigernd auch in die Seelen der Kinder Gottes.

9 Wie im Halbschlafe schlugen da und dort einer oder der andere die Augenlider auf, schlossen sie aber alsbald wieder, griffen wie im Schlafe unbewußt um sich, konnten aber das ihnen völlig Fremde nicht greifen und erst allmählich erwachte eines oder das andere soweit, um verwundert, oder auch wie in Sinnestäuschung um sich zu schauen und wie krampfhaft nach einer Erinnerung in sich selbst zu suchen.

10 Daß eine Erinnerung so manchem unter den vielen kam, erkannte ich daran, daß sie ihre Hände zu den Höhen des Firmamentes hoben, und so mancher bitterlich zu weinen begann; inzwischen bildeten die Kräfte der Erde an dem seelischen Leib einen irdischen Leib, jedoch einer Art, die ihrer Dichte nach nicht einmal mit einem Spinnengewebe verglichen werden kann.

11 Da sie aber sahen, wie allerlei ihnen bekannte Tiere von dem grünenden und blühenden Gewächs nehmen, taten sie es auch und siehe, ihr Leib ward irdischer, brachte das Verlangen nach weiterer Einverlei­bung allerlei Düfte, Säfte und Früchte mit sich, und aus den Kindern Gottes wurden Menschen irdischen Leibes, obwohl ihr Leib nicht viel dichter als ein Spinnengewebe ward.

12 Das aber hatte für sie den Vorteil, daß sie nicht an den Boden der Erde festgebunden waren, sondern sich für kürzer oder länger auch erhebend und schwebend die Gegenden wechseln konnten; als dann nach Verlauf von weiteren zwölfmal achtundzwanzig Tagen, die seit den erstgezählten achtundzwanzig vergangen sind, die Erde wiedermals durch das Reich der Ohnmacht und des Schweigens ging, erkannte ich daran ein irdisches Jahr.

13 Wiedermals nahm die Erde Seelen der Kinder Gottes und der Tiere auf, und das irdische Werden der Kinder Gottes ward immer zahlreicher; allein bemühten sich die schon zuvor Hergelangten um die Neuangekommenen, und das wiederholte sich, bis alle Teile des Landes der Erde von Menschenscharen bewohnt wurden.

14 Viele einzelne unter ihnen erinnerten sich mehr oder weniger an das traurige Geschehen, suchten die Erinnerung daran auch in den anderen zu wecken, und schon waren unter ihnen auch einzelne, denen die Fähigkeit eigen war, die reingebliebenen Engel Gottes nicht nur zu schauen, sondern auch zu sprechen, von ihnen Mitteilungen zu empfangen und sie wiederzugeben, ja es fehlte auch nicht an einzelnen solchen, durch welche sich die Engel Gottes den Menschen selbst mitteilen konnten, und also war das Seher- und Prophetentum bald nach dem irdischen Menschwerden der von Gott sich abgewandten, aus Seinem Reiche ausgezogenen und zur Erde gelangten Kinder da.

15 Wie alle Engel als Kinder Gottes (aber auch das gesamte Tierreich) in Seinem Reiche geschlechtslos sind, waren auch diese ersten, auf die Erde gelangten Scharen geschlechtslos, und der ein­fache Organismus ihres sich da dem Wesen und den Formen des seelischen Körpers nach aufgebauten irdischen Leibes brachte es mit sich, daß sie hunderte von Jahren, ja nicht wenige auch über tausend Jahre lang da leben, schaffen und wirken konnten, ihrer irdisch-leiblichen Beschaffenheit entsprechend.

16 Als aber die Erde aus dem Reiche der Ohnmacht und des Schweigens im Verlaufe von Zeiten Seelen aufnahm, die, wie ich gesehen hatte, vorher schon und inzwischen zu einer Unscheinbarkeit, Winzigkeit und scheinbar völligen Nichtigkeit des bloßen seelisch-geistig-lebendigen Samens geworden sind, war es diesen nicht mehr möglich, auf Erden so verkörpert zu werden, wie den vielen, vielen Scharen ihrer Vorgänger - und nun geschah irdisch Wunderbares.

17 Der hergelangte seelisch-geistig-lebendige Same in seiner Winzigkeit und scheinbaren Nichtigkeit, von den kürzer oder länger schon dagewesenen, irdisch verkörperten Seelen gar nicht wahrgenommen, ward von dem schon Irdisch-Leiblichen der Vorgänger seiner Art so angezogen, daß er sich ihnen unbewußt einverleibt hatte, von ihrem irdischen Leibe sich seinen eigenen Leib baute, wuchs, durch sein Sicheinverleiben und Wachsen bildete sich im Körper des Trägers ein neues leibliches Gefüge, durch die zunehmende Entwicklung und Schwere auch ein Ausgang, und hatte die Entwicklung einen bestimmten Grad erreicht, verließ die nun irdisch bekleidete Seele ihres Trägers Leib.

18 Staunend sahen diesen Vorgang die Menschen erst bei den Tieren, im Verlaufe der Zeiten aber auch unter sich selbst, und also ist auf Erden das Weibliche und die Mutter entstanden; die Menschen sind irdisch-leiblich anders geworden als es die ersten ihrer Vorgänger gewesen sind, und so war es auch mit den Tieren, wie vielfach auch mit allerlei grünem Gewächs, und schon dadurch, aber auch sonst, bekam auch die Erde ein anderes Aussehen.

19 Nach Verlaufe weiterer irdischer Zeiten, in welchen immer neuer seelisch–geistig-lebendiger Same aus dem Reiche der Ohnmacht und des Schweigens auf die Erde kam, fand die erwähnte Einverleibung weiter statt, doch aber war die Beschaffenheit des Samens bereits eine solche geworden, daß er von den weiblich gewordenen Trägern ohne ihres Wissens und Willens wohl angezogen und einverleibt wurde, nicht aber aus eigener Kraft von ihrem Leiblichen nehmen und sich entwickeln konnte.

20 Weil er aber da und seinen Trägern einverleibt war, konnte es ohne Folgen und entsprechende Erscheinungen nicht bleiben und zeigte sich - ganz besonders bei Menschen - durch das Zeichen einer Art Blutung an; die Beschaffenheit dieses Samens benötigte schon besonders zubereiteter irdischer Säfte, und um seine Entwicklung beginnen zu können, mußte der Same mit ihnen in Berührung kommen, sie mußten ihm einverleibt werden.

21 Die inzwischen durch reichlichere und mehr verschiedenartigere Nahrung eingetretene Entwicklung bewirkte eine größere und immer mehr in Erscheinung tretende Verdichtung des irdischen Leibes, verbunden mit allerlei Kräften der Erde, zeitigte in den Nichtträgern des seelisch-geistig-lebendigen Samens nicht allein jene erwähnten, zur Weckung seiner Entwicklung notwendigen Säfte, sondern mit der Zeit auch immer sinnvoller und kräftiger hervortretende Organe, und also entstand das Männliche auf Erden.

22 Bis dahin sah ich im Geiste mehr als hundertmal zehntausend irdische Jahre vergehen, und die Menschen der Erde hatten einerlei Erkenntnis, die auch dann noch, wie zuvor, durch Seher und Propheten unter ihnen erhalten geblieben ist; also wußten sie von ihrem einstigen Leben und Schaffen in der wahren Welt des Reiches Gottes, welches sie das Paradies nannten, von ihrer Abwendung von Gott, von ihrem Auszuge, von ihrem einstigen Sterben, und da sie auf Erden so füreinander alles Gute und Schöne zu schaffen trachteten wie einstens in der wahren Welt, war die Erde gerade auch darin ein Spiegelbild des Reiches Gottes.

23 Es waren unter ihnen wohl auch schon im Anbeginn ihres irdischen Daseins, wie auch im Verlaufe der Zeiten, solche Seelen, die mehr oder weniger bewußt wie auch unbewußt dem Bösen neigten, da jeder Seele der Kinder Gottes, die von Ihm sich abgewendet und aus Seinem Reiche gegangen sind, ein Malzeichen ihres damaligen Trachtens, Wollens und Tuns eingeprägt blieb und in ihrem irdischen Dasein mit lebendig ward, doch waren solche, die dem Bösen weiter neigten, nur vereinzelt und konnten den sich geschaffenen Frieden der unzähligen anderen ernstlich und auf die Dauer nicht stören.

24 Die steigend zunehmende leibliche Dichte band aber alle immer mehr auf den Boden der Erde, und auch die Dauer des Daseins ward merklich zusehends kürzer; das viele Unbekannte und Neue des irdischen Lebens und Schaffens, das Entstehen des Weiblichen und des Männlichen, die eingetretene Unmöglichkeit, sich nach Willen vom Boden zu erheben und schwebend nach Belieben weite Gegenden zu wechseln, und die un­zähligen anderen Umstände brachten es mit sich, daß die von einander entfernter lebenden Menschenscharen das Neue anders als die andern nannten, und also entstanden aus der ursprünglich einen himmlischen Sprache einzeln und in der Folge immer mehr irdische Sprachen.

KAPITEL XII

1 Das Sterben der ersten Menschenscharen auf Erden war infolge der Einfachheit und sehr geringen Dichte ihres irdischen Leibes schmerzlos, einem Einschlafen gleich; die lebendige Seele mit ihrem Geiste verließ den irdischen, abgebrauchten Leib ohne viel Bedrängnis und ohne Kampf.

2 Auch habe ich erkannt, daß der irdische Schlaf eine Folge der engen Verbindung und des engsten Ineinandergreifens und Wirkens des seelischen und des irdischen Leibes ist, die Seele darin nicht ununterbrochen tätig sein kann, deshalb regelmäßig wiederkehrend eine Lockerung in diesem erstrebt und auch erzielt, dadurch dem Geiste die Nutzung der irdisch leiblichen Sinne sperrt und durch alles das auch selbst bestimmte Grade des Bewußtseins für die Dauer dieses Zustandes einbüßt; daß aber allerlei, mitunter auch der geringste Einfluß auf die Gefühle des irdischen Leibes und seine Sinnesorgane einerseits, wie auch ein Einfluß auf die Gefühle des seelischen Leibes und seine Sinnesorgane anderseits genügt, um das engste Ineinandergreifen beider augenblicklich wiederherzustellen und dem Geiste die Sinnesorgane beider nütze zu machen.

3 Als die ersten Menschen auf Erden starben, das heißt, als sich ihre Dreieinheit Seele–Geist-Leben von dem da getragenen irdischen Leibe getrennt hatte, siehe, da sah ich manche an der Hand der Engel in die wahre Welt des Reiches Gottes geführt, andere dagegen in Welten, die weder dem himmlischen Reiche noch den Welten des Alls dieser Welt mit ihrer Erde zugehörig sind, und alsbald habe ich erkannt, daß es Welten des Jenseits sind.

4 Und mir ward die Einsicht in alle diese Welten gegeben, derer es eine große, große Zahl gibt, und da ich hinsah, stand ich auch schon in einer von ihnen, die ein ähnliches, ja fast gleiches Licht hat wie eine der Welten des Reiches Gottes, und von der aus das Himmelreich, anderseits aber auch einige ihr ähnliche Welten des Jenseits zu sehen sind, die aber wie von Stufe zu Stufe eines anderen Lichtes und auch anderen Wesens sind, und ich fand sie von vielen jenen bewohnt, die auf Erden gelebt und dort gestorben sind.

5 Ich sah sie Schönes und Reines schaffen, hörte manche von ihnen über das Geschehen in der Ewigkeit seit dem Anfange predigen und dann alle Gott loben, preisen und Ihm Dank für alles das sprechen, was Er von Ewigkeit für alles das tut, dem Er von Seiner eigenen ewigen Lebenskraft das Leben gegeben hat und das Sein Leben in sich trägt.

6 Und da ich weiter sah und auch schon dort stand, sah ich Welten des Jenseits, die wie von Stufe zu Stufe immer weniger und immer schwächeres und immer weniger reines Licht haben und auch immer weniger reinen Wesens sind, und im Schauen immer weiterkommend, sah ich die Welten des Jenseits immer lichtloser, unreineren Wesens, wie von Stufe zu Stufe schattenvoller, düsterer, und erschrak heftig, als ich sah, wie steigernd düster die noch weiteren Welten sind, und deren letzten fast nichts mehr eigen ist, was ein Licht genannt werden könnte.

7 Ich aber fand mich im Schrecken plötzlich dort und entsetzt wandte ich mich zur Flucht; da aber sah ich in unermesslichen Fernen über allen den Welten des Jenseits, aber auch über der ganzen Schöpfung des die Erde einschließenden Alls die wahre Welt Seines Reiches und Ihn, mitten am Firmamente des Himmels, in unbeschreiblich und unaussprechlich wunderbarem Lichte Seiner Kraft mit erhobenen Armen stehen, Sein heiligstes Angesicht mir zugewendet.

8 Da wich aller Schreck und das Entsetzen einer Seligkeit Seines heiligen Friedens, ich fiel auf den unreinen Boden, der wie finster bedrohend aussehenden Welt und hörte Seine Stimme in mir:

Ich bin bei dir, Jovian! Und du sollst alles schauen, damit du schreiben kannst!

Und ich blieb eine Weile im Beten.

9 Aufstehend wandte ich mich um und da sah ich in den Fernen das Reich des Pfuhles höllischer Finsternis, dessen Schöpfer und die Seinen im Schaffen; ein Schaffen, wie solches nur derjenige und diejenigen aushecken können, deren Geist, Wille, alles Sinnen und Trachten wider Gott, Die ewige Wahrheit, und wider alles gerichtet ist, was Er tut und schafft.

10 Und siehe, da sah ich, daß der Pfuhl höllischer Finsternis auch sein Licht hat, ein Licht von unzähligen, wie blutroten und schwefelgelben Feuerflammen, die von Scharen der Teufel durch allerlei Dinge gezeugt und erhalten werden, damit es Licht in der Finsternis sei; sie selbst aber gehen auch durch die feurigen Zungen, fahren darin hin und her, auf und nieder, und so sie des Schöpfers alles dessen ansichtig werden, werfen sie sich nieder und mit erhobenen Händen schreien sie:

Ja - Ave! Ja - Ave! Ja nos Amen!

11 Und ich sah einen ungeheuren Thron, vorne, hinten, seitwärts und an seinen Ecken umgeben vom Lichte allerlei wie Schlangen sich windenden Feuerzungen, fahlgelb und blutrot, und es waren vor, hinter, seitwärts aber auch oberhalb des Thrones Flächen wie Spiegel, die das fahlgelbe und blutrote Licht tausendfach verstärkt auf den Thron warfen; da erhob sich von vielen Seiten dasselbe Ge­schrei, und ich sah den alten Drachen, den Satan, der mit einer Schar seiner Großen kam, den Thron bestieg, sich darauf setzte und die Seinen um ihn herum an die Ecken, Säulen und Stufen des Thrones.

12 Angetan mit glänzendem Gewande, hatte er um die Brust einen wie goldenen Gürtel, seine Füße wie im Silbererze und in alledem brach sich zuckend das flammende Licht der feurigen Zungen, daß es schien, als gingen von ihm Blitze aus; sein Haupt, Mund, Kinn und die Wangen hatte er mit weißem Haar, ähnlich weißer Wolle, gedeckt, und aus seinem Munde hing die Zunge, wie ein zweischnei­diges Messer, an jeder seiner Seiten aber hing ein zweischneidiges Schwert.

13 Da ging es aus seinem Munde, als wären es sieben kleine, aus sich selbst weiß leuchtende kleine Sterne, und er griff hin und warf sie unter den Sitz des Thrones; die größten der Seinen sprangen aber auf, ergriffen hinter dem Throne stehende sieben wie goldene Leuchter, stellten sie vor ihm hin, legten oben wie Feuerzungen auf, und siehe, da sah ich auf den Leuchtern sieben Worte der Lästerung geschrieben wider Gott.

14 Und da er und alle um ihn her in dem fahlgelben und blutroten Scheine der Feuerflammen selbst wie brennend aussahen, tat er seinen Mund auf, und mit einer dem Krächzen der Aasvögel im Sturme ähnlichen Stimme sprach er:

Kein anderer, sondern ich bin der Anfang und das Ende, ich bin der Erste und der Letzte, ich bin das Leben und der Tod, denn ich habe die Schlüssel des Todes in meiner Hand, ich lasse leben, wen ich leben lassen will, und ich kann töten, wen ich töten will; die aber mich als ihren Gott anbeten, lasse ich leben, und niemand wird sie töten können.

15 Und da er noch also sprach, erhoben sich seine Großen, schlugen mit großen Schlögeln auf riesige, wie aus glänzendem Erz gegossene Scheiben, und andere Ihresgleichen ließen Röhren wie Posaunen ertönen, deren schauriger Schall weithin drang.

16 Und siehe, es kamen von zwei Seiten Scharen der Seinen, angetan mit Panzern und Helmen, zwei riesige Heere, gerüstet mit Wehrgehängen, die ich nie zuvor gesehen habe, und als die um den Thron Sitzenden ihre Hände hebend zu schreien begannen:

Bata! Bata! Ja - Ave velchot setu Bata! Bata!

Kampf! Kampf! Der Heilige will sehen Kampf! Kampf!

stürzten die Scharen auf- und übereinander los, werfend, hauend, stechend, schlagend und Bata, Bata schreiend; ich aber wandte mich entsetzt ab und wollte in stillem Gebete aufgehen!

17 Gleich aber weckten mich entsetzliche Schmerzensschreie und ein Gebrülle mit wildem Gelächter gemengt, und als ich, mich umwendend, hinsah, sah ich unzählige der Kämpfer mit grässlichen Wunden am Boden in Qualen sich winden, ja manche auch vor Schmerz weiter sich selbst zerfleischen, worüber ihre Überwinder in immer neues Gelächter ausbrachen.

18 Und da es der besiegten Wundbedeckten viele Hunderttausende gab in Haufen, fiel mir ein, daß viele im Blute der anderen ertrinken müßten, aber siehe, ich sah kein Blut, auch nicht bei den am ärgsten Zerfleischten, und es waren auch die offenen Wunden nicht rot, sondern schwärzlich, im Lichte der fahlgelben und roten Feuerzungen schrecklich anzusehen.

19 Der aber auf dem Throne saß hob seine Hand und rief:

Ich habe den Schlüssel des Todes in meiner Hand; ich kann schlagen und kann heilen, ich kann töten und lebendig machen, und niemand ist, der jemand aus meiner Hand errette; ihr seid geschlagen, sollt aber geheilt werden und leben, denn ihr alle seid mein!

20 Und es hob allseits ein Gebrüll an wie des Sturmes Grollen und Donnern:

Ja - Ave! Ja - Ave! - Ja - nos Amen!

21 Darüber sah ich, daß inzwischen Teile der Welt höllischen Pfuhles finster geworden sind, und schon merkte es auch der auf dem Throne sitzende Drache, der alsogleich aufsprang und voll grimmigen Zornes jenen zu fluchen begann, denen die Wartung und Erhaltung des flammenden Lichtes oblag, und alle um ihn her zitterten vor seinem Grimme.

22 Sein Zorn legte sich erst, als die finsteren Teile seiner Schöpfung in dem flammenden Lichte neuerlich erhellt wurden, und er sprach:

Ich bin der Schöpfer des Lichtes, ich schaffe Licht, ich schaffe Finsternis und verfluche alle, die mein Licht nicht warten und versorgen, um sich in der Finsternis meinen Blicken zu verbergen; hütet euch, daß euch mein Zorn nicht verzehre, denn ich bin der große und schreckliche Gott!

Danach setzte er sich und sprach zu jenen, die um ihn her auf den Stufen und Ecken des Thrones saßen:

23 Ihr lasset euch ringsum meines Thrones vierundzwanzig kleinere Throne bauen, ebensoviel weiße Gewänder und goldene Kronen machen, zu jedem Throne sieben flammende Leuchter, welche die sieben Kräfte meines Geistes anzeigen.

24 Die Throne werdet ihr aber erst dann besteigen, so ihr jene Scharen gefunden, oder mir die sichere Nachricht gebracht habt, was aus ihnen geworden ist, die mir und auch euch aus dem von mir verfluchten Reiche der Untertänigkeit und desselben Einerlei in so unübersehbaren Mengen nachgezogen sind, wie wir es gesehen haben.

25 Die bisher sie zu suchen Ausgesandten kamen stets nichtswissend zurück; nun aber wählet ihr euch ein jeglicher eine Schar und, sie führend, werdet ihr nach jenen emsig weiter suchen, denn irgendwo müssen sie zu finden sein; der erste von euch, der eine sichere Nachricht über sie oder sie selbst herbeibringt, wird auf meinem Throne neben mir sitzen, und seinen Thron wird derjenige für ihn einnehmen, den er von den Gefundenen als ersten herbeibringt.

26 Noch ist es nicht die Zeit, daß ich diese meine Schöpfung verlasse, um nach denen, die mir und euch nachgefolgt sind, uns aber nicht erreicht haben, selbst Nachschau zu halten; also sende ich euch und erhoffe besonders von euch vier Lebendigen und mit mir Schaffenden, daß ihr nicht eher wiederkommt, bis daß ihr jene gefunden und gebracht habt, die mir nachgegangen sind und mein werden.

27 Da fuhren die, welche er die Lebendigen und Schaffenden genannt hatte, hinter den Thron, und als sie wieder hervorkamen, waren sie zur Unkenntlichkeit vermummt, lächerlich und auch schrecklich anzusehen, denn der erste dieser Lebendigen trug den Mummenschanz wie eines Löwen mit offenem Rachen, heraushängender roter Zunge und sieben schrecklich langen Zähnen, der zweite den Mummenschanz eines Stieres mit sieben starken, scharfen Hörnern und sieben Schwanzquasten, der dritte trug über seinem eigenen Kopfe eine Maske, ähnlich dem Antlitze eines finsterblickenden Menschen, aber mit siebenfachem Munde, der vierte den Mummenschanz wie eines Adlers, mit sieben scharfbekrallten Fängen auf jedem seiner Füße; jeder der vier trug sechs Flügel und alle vier waren von oben bis unten, vorn, hinten und auf den Seiten voll und voll gemachter Augen, die wie zuckende Feuerflammen leuchteten.

28 Sie traten vor den Thron des alten Drachen, der sich durch den Mummenschanz des weißen Hauptes und Haares das Zeichen eines ungleich größeren Alters vor den andern gab, und mit den vermummten Händen die Flügel hebend riefen sie:

Heilig, dreimal heilig ist unser Gott und Herr, der Schöpfer unseres Reiches, der war, ist und sein wird, der die Schlüssel des Lebens und des Todes hat!

29 Und sie fielen mit den zwanzig anderen nieder und beteten ihn an, rufend:

Allein du, Herr, bist unser Gott und allein du bist würdig, von uns zu nehmen Preis, Lob, Ehre, Kraft, Herrlichkeit und Machtgewalt, denn durch deinen Willen hast du dein Reich erschaffen, welches bestehen wird ewiglich!

30 Da stand er auf, erhob seine zu Fäusten geballten Hände, und verzerrten Antlitzes in den fahlgelben Schein des finsteren Firmamentes seiner Schöpfung aufblickend schrie er:

Ich war, ich bin, ich schaffe, ich werde sein, und der Grimm meines Zornes wird alle und alles verzehren, was nicht mein ist, nicht mein sein und mich nicht anbeten will! – Gehet!

31 Die vierundzwanzig seiner Großen erhoben sich, ein jeder rief eine Schar darauf wie schon Wartender zu sich, und wie in Sprüngen strebte ein jeglicher mit seiner Schar in eine andere Richtung aus dem Pfuhle des Reiches der Hölle hinweg, dem finsteren Firmamente zu, welches die Welt des alten Drachen begrenzt.


KAPITEL XIII

1 Und siehe, da sah und erkannte ich den Zweck der vielen wie flammenden Augen an den Vermummten, denn in der Finsternis des höllischen Firma­mentes, aber auch außerhalb in der Leere, zeigten sie den anderen stets den Ort an, wo sich die vier Lebendigen und Schaffenden mit ihrer Schar befanden, und ich erschrak, als ich sah, daß gerade derjenige mit seiner Schar, der den Mummenschanz wie eines Löwen trug, die Richtung zu jener finster unreinen Welt des Jenseits nahm, auf deren Boden ich stand; immer näher kam er mit den Seinen, in alle Richtungen schauend und spähend; ich nahm an, daß er und sie alle die Welt und mich sehen müßten, sie aber zogen schwenkend vorüber, und ich habe erkannt, daß sie weder die Welt auf der ich stand, noch mich sehen konnten.

2 Wie diesen Vermummten und seine Schar, sah ich in der Unendlichkeit der Leere auch die anderen dreiundzwanzig Scharen suchend spähen, vorwärtsstreben, schwenken, umkehren und immer neue Richtungen einschlagen, und da erkannte ich, daß sie wie in Kreisen immer wieder auf Stellen kamen, wo sie mehrere male zuvor schon gewesen sind und daß sie aus den gezogenen Kreisen gar nicht heraus und weiter gelangen können.

3 Mir schien, daß sie selbst es aber gar nicht merkten, und da wandte ich meine Blicke wieder dem höllischen Pfuhle zu und siehe, da saßen vor dem Throne des alten Drachen einige, denen er befahl, die Namen derer in Bücher zu schreiben, die den Pfuhl seiner Schöpfung mit ihm bezogen haben; die Bücher aber hatten Blätter wie von dünnem Erze, und die Griffel schrieben die Namen wie in flammenden Zeichen.

4 Jeder aber, der aufgeschrieben ward, mußte zu dem aufgeschrie­benen Namen auch noch mit seiner eigenen Hand ein Zeichen machen, worauf die Schreiber dasselbe Zeichen mit dem Griffel auf die Stirne des Betreffenden zeichneten.

5 Darüber verliefen Zeiten, und ermüdet von all dem Schauen war es mir, als schliefe ich ein und als wie wenn der Schlaf tausendmal zehntausend Jahre gedauert, ich aber alle die Zeiten hindurch auch im Schlafe weiter alles Geschehen im Himmel, auf Erden, im Jenseits und in dem Pfuhle der Hölle geschaut hätte, gar nicht recht erwachen könnte, fühlte mich wie schwer bedrängt und darüber erschrocken, sprach ich im Geiste ein Gebet zu Gott.

6 Da fühlte ich Seine Kraft und hörte Seine Stimme in mir:

Stehe auf und gehe durch das Jenseits zur Erde, um sehen und schreiben zu können, was überall dort geschehen ist und weiter geschehen wird!

Gestärkt, Ruhe und Frieden in der Seele, stand ich auf und alsbald gelangte ich von einer Welt des Jenseits in die andere.

7 Und siehe, die düsteren, unreinen und schattenvollen Welten des Jenseits sah ich leer wie zuvor; schon aber fand ich die nächsten, nicht so schattenvollen und andere weniger düstere Welten von Seelen verstorbener Menschen bewohnt, und weiter gelangend, sah ich sie in den lichteren und reineren Welten in immer größeren Scharen, und so auch in den reinen und lichten Welten, von welchen die sieben reinsten und lichtesten der wahren Welt des Reiches Gottes am nächsten stehen.

8 Wie lange dieser mein Weg durch die Welten des Jenseits gedauert hatte, ermaß ich fühlend den bis dahin vergangenen Zeiten nach und habe danach erkannt, daß wiedermals ein Zeitverlauf der Ewigkeit eingeschlossen ward, der tausendmal zehntausend irdische Jahre umfasst.

9 In allen den Welten, die ich bewohnt fand, sah ich die einstigen Kinder Gottes als Menschenseelen werktätig, aber in einer Reihe von neunundvierzig der jenseitigen Welten fand ich sie zu weitaus überlegenem Teile teils wie in tiefer Ohnmacht und teils wie schlafend; diejenigen unter ihnen aber, die nicht vollends schliefen, sondern erwacht waren in verschiedenen Graden des Wachseins, gaben deutlich zu erkennen, daß sie nicht wissen, wo sie sich befinden und was mit ihnen vorgeht, und ich habe erkannt, daß sie nur teilweise über einen einer solchen ihrer jenseitigen Welt entsprechenden Leib verfügen und sich ihn erst schaffen müssen.

10 Und gerade in diesen Welten sah ich nicht wenige, die zwar einen dem Wesen dieser Welten entsprechenden Leib tragend, sich um jene bemühten, die wach und halbwach einen so hilflosen Eindruck auf mich machten; schon aber habe ich auch erkannt, daß die Helfer trotz ihres der betreffenden Welt entsprechenden Leibes Seelen lichterer Welten sind und sich von den Dingen der Welt, in der ich sie sah, einen entsprechenden Leib nur deshalb aufgebaut (angenommen) haben, um in ihr handgreiflich helfend wirken zu können - und solcher war in einer jeglichen der neunundvierzig Welten eine nicht kleine Schar.

11 Einige von ihnen bemühten sich, die Wachen und Halbwachen zu laben, ihnen allerlei Nahrung und Trank, wie solche die betreffende Welt bietet, einzuflößen und ihnen dadurch jenen Leib aufzubauen zu helfen, zu dessen Entstehen die Kräfte der betreffenden Welt an sich schon eine Grundlage geben, ohne Wissen und Wollen der dahin gelangten Seele; andere von ihnen bemühten sich um die Ohnmächtigen und Schlafenden, um sie zum Erwachen zu bringen und wieder andere predigten und redeten jenen zu, die voll erwacht, gelabt und geleitet, in den Besitz des ihrer Welt entsprechenden Leibes gelangt sind.

12 Dann sah und erkannte ich, daß eine jede der neunundvierzig Welten eine Verbindung mit je acht anderen Welten des Jenseits hat, und daß jede der erwachten und belehrten Menschenseelen in dem sich aufgebauten Leibe in eine bestimmte dieser acht Welten gelangen kann, und erst von dort aus sich ihr die Möglichkeit bietet, lichtere und reinere, - oder aber auch nach ihrem freien Willen lichtärmere, unreinere und schattenvolle, ja selbst auch die düsteren und finsteren Welten des Jenseits erreichen zu können.

13 Allein aber auch das sah und erkannte ich, daß je sieben der acht mit einer der neunundvierzig Welten des Schlafes verbundenen Welten lichter und reiner sind als jede der neunundvierzig, dagegen jede achte weniger rein und licht als diese, und daß jede der erwachten, mit dem Leibe ihrer Welt angetanen und belehrten Seelen dorthin strebt, wohin ihr einst sich bei dem Auszuge aus der wahren Welt des Reiches Gottes eigenwillig erworbenes Malzeichen sie hinzieht.

14 Jedes dieser Malzeichen ist gegen eine, mehrere, oder auch gegen alle jene Eigenschaften der guten Seele und des guten Willens jeglichen erkenntnisfähigen Geistes gerichtet, Eigenschaften, die in höchster Vollkommenheit, Reinheit und Heiligkeit Gott eigen sind und Er in ihnen Die ewige Wahrheit, Güte, Liebe, Erbarmung, Vergebung, Gerechtigkeit und Selbstaufopferung ist - und je demnach, welchen Grad von gegenteiligen Eigenschaften das Malzeichen und durch dieses die Seele in sich trägt, wie auch durch welchen Grad des Willens des Geistes die gegenteiligen Eigenschaften des lebendigen Malzeichens der Seele zu unterdrücken und auszumerzen, oder aber als das gerade Gegenteil davon, zu vertiefen, zu nähren und zu erweitern gesucht und getrachtet werden, demnach auch das Licht, oder die Finsternis der Seele und des Geistes ist.

15 Und da es der Grade der Gefühle und des daraus sich ergebenden Trachtens der Seele einerseits, wie auch der Grade des Willens des Geistes anderseits unzählige gibt, ist auch die Mannigfaltigkeit der Grade des Lichtes, sowie der bis an die volle Finsternis reichenden Grade der Schatten und des Düster-Unreinen unzählbar und unübersehbar.

16 Weil es aber trotzdem Scharen gibt, die seelisch-geistig in einem fast gleichen Trachten und Wollen aufgehen, das Trachten und Wollen anderer Scharen aber im Wesen und in Graden so mannigfaltig ist, deshalb auch so viele Welten des Jenseits, wo in jeder einzelnen Welt nur das beisammen lebt und wirkt, was dorthin gehört.

17 Keine Welt des Jenseits erlaubt und ermöglicht es, daß dort Gutes und Böses, Schönes und Abscheuliches, Reines und Schmutziges, Heiliges und Teuflisches, Liebes und Garstiges, Wahres und Verlogenes, Erhabenes und Verwerfliches, Hohes und Niedriges, Geordnetes und Wüstes im Lichte und in der Finsternis mit, in- und untereinander leben und wirken kann, denn alles das ist nur auf Erden, weil es dort der Erkenntnis des Guten und des Bösen, der Wahrheit und der Lüge und der Erkenntnis des seelisch-geistigen Lichtes, wie auch der seelisch-geistigen Finsternis dient, und deshalb ist das irdische Leben, sind Werktätigkeit und Erkenntnis alles des da Aufgezählten so unendlich wichtig für die Ewigkeit, und für nicht wenige geradezu entscheidend.

18 Ich habe in den einzelnen der neunundvierzig Welten einige Seelen gesehen und erkannt, deren Malzeichen durch ihr Trachten, Wollen und Wirken im Menschenleibe auf Erden ungleich ausgeprägter, größer, ärger und finsterer geworden ist, als es ursprünglich während des Auszuges und bei dem ersten Sterben war, dagegen aber sah ich bei vielen anderen das gehabte Malzeichen unter dem Malzeichen ihrer guten Werke auf Erden wie ohne Kraft und fast verlöscht, denn das Licht des Malzeichens ihrer guten Werke durchdrang das alte Malzeichen und ließ das Unreine seines Wesens kaum mehr erkennen.

19 Der Welten des Jenseits aber, die zu je acht mit einer der neunundvierzig Welten in Verbindung stehen, gibt es zusammen dreihundertzweiundneunzig; von diesen sind dreihundertdreiundvierzig in verschiedenen Abstufungen lichter und reiner, dagegen die restlichen neunundvierzig gleichfalls in Abstufungen lichtärmer und unreiner als die neunundvierzig Welten des Schlafes - und alldem Gesehenen nach habe ich erkannt, daß die weitaus überlegene Mehrzahl der Seelen aller schon um jene Zeit (die ich angegeben habe) auf Erden verstorbenen Menschen in eine der Welten des Schlafes gelangt und daß diese Welten die eigentliche Mitte aller Welten des Jenseits bilden, und daß es von ihnen aus so viele immer lichtere und reinere Welten gibt, die in die wahre Welt des Reiches Gottes wie anderseits auch, daß es ebenso viele, jedoch stufenweise immer lichtärmere, unreinere und finster-düsterere Welten gibt (in welchen ich bis dahin noch keine Menschenseele fand), die fast bis zur Grenze der Welt des höllischen Pfuhles reichen.

20 Und da ich das sah und erkannt habe, erschauerte ich im Schrecken, denn in mir stieg der finstere Gedanke auf, daß Gott, der Die ewige Wahrheit, Güte und Liebe ist, Selbst durch das Schaffen solcher Welten des Jenseits allen dem alten Drachen-Satan etwa doch noch Neigenden und Zugetanen die Möglichkeit gebe, den Pfuhl höllischer Finsternis erreichen zu können und verlorenzugehen - und wie von schwerem Fieber geschüttelt, fürchtete ich irre zu werden, denn in zweien der neunundvierzig Welten sah ich kleinere Gruppen Seelen allerlei zwar nicht durchaus finsteren, jedoch aber mehr oder weniger unreinen Malzeichens, von gar keinen Lichtzeichen guter Werke gedeckt.

21 Und wie einstens vor und während des Auszuges der Scharen aus der wahren Welt des Reiches Gottes sah und hörte ich auch jetzt viele Seelen reineren und lichteren Wesens und Malzeichens, welche ihr einst sich erworbenes unreines Malzeichen mehr oder weniger, ja bei sehr vielen fast zum Verlöschen gebracht hatte, jenen kleinen Gruppen zureden, auf die ewige Wahrheit, Güte und Liebe Gottes einerseits und auf die Verlogenheit, Bosheit und auf den Haß des alten Drachen-Satans und Widersacher Gottes anderseits hinweisen, bitten, mahnen, sie immer wieder aufs Neue alles des Furchtbaren und Entsetzlichen vor und während des einstigen Auszuges Geschehene erinnern, aber ich sah und hörte, daß alles das bei vielen einzelnen denen es galt, wenig und sehr wenig, ja bei manchen überhaupt nicht fruchtete.

22 Diese wiesen darauf hin, daß weder sie selbst noch einer der ihnen Zuredenden die Schöpfung dessen erreicht habe, der das zu schaffen versprach, was Gott nicht geschaffen hat und nicht schaffen kann, daß sie aus Fernen nur den Beginn, den Anfang, nicht aber die Vollendung seines Schaffens gesehen haben, diese daher keiner gesehen hat, deshalb auch keine Behauptungen dagegen beweisen könne und den Schöpfer eines so unerhört großen Werkes etwa nur aus Neid und Kränkung über das eigene Unvermögen einen "alten Drachen", einen "Satan", und die Seinen "Teufel" nenne.

23 Da ich das hörte und in dem Antlitz dieser Sprecher die eigene Bosheit ausbrechen sah, trat ich hinzu und begann ihnen wie auch jenen, die sich um sie bemühten, mit großer Stimme zu predigen, da ich es bin, der den Pfuhl höllischer Finsternis und das Treiben sei­nes Schöpfers mit den Seinen, wie auch alles was dort vorgehe, gesehen habe, es daher kenne, aber siehe, ich habe alsbald gesehen und erkannt, daß mich kei­ner von ihnen allen weder sieht noch meine Stimme hört und daß ich, obwohl selbst alles sehend und hörend, ein Fremdling all der Seelen und Welten bin und von diesen letzteren so wenig als eigenen Leib an mir trage, daß ich selbst zwar alle und alles sehen und hören konnte, sie aber nicht mich.

KAPITEL XIV

1 Das Betragen und die Reden so manchen Trägers eines unreinen Malzeichens einerseits, wie anderseits auch das Zureden, die Hinweise, Bitten und Mahnungen derer, die als Bewohner reinerer und lichterer Welten des Jenseits opferfreudig herkamen und unter Überwindung ihrer selbst den Leib einer bestimmten Welt annahmen, um von denen gesehen und gehört werden zu können, denen ihr Bemühen und Werktätigkeit galt, zog immer mehrere Zuhörer herbei, und schon sah ich in mancher Seele, deren gehabtes unreines Malzeichen von einst unter dem Lichte des sich auf Erden erworbenen Malzeichens ihrer guten Werke fast am Verlöschen war, allerlei Zweifel aufkommen und unter ihrer Einwirkung auch so manche Unreinheit ihres alten Malzeichens wieder aufleben.

2 Das sehend erschrak ich heftig aufs Neue, erkannte aber also­gleich, daß dasselbe auch jene wahrnehmen, die sich um die ihnen Widersprechenden bemühten, denn sie wandten sich von diesen ab und jenen zu, in denen sie die Zweifel aufleben sahen.

3 Ich aber sah an dem ganzen Wesen so mancher der redenden Träger eines unreinen Malzeichens, daß keine reinere und lichtere Welt sie aufnehmen kann, ja, daß ihr weiteres Verbleiben in der Welt, in der sie aus ihrem Schlafe geweckt wurden und aus deren Dingen ihr Leib aufgebaut war, kraft ihrer seelisch-geistigen Einstellung bereits un­möglich geworden ist, denn schon sah ich ihren Leib allmählich verflüchtigen, sie selbst wie trunken und wie im halben Bewußtsein taumeln, und siehe, schon wurden sie wie von einer unwiderstehlichen Kraft gehoben, verloren noch im Bereiche der Grenzen der von ihnen bis dahin bewohnten Welt ihren Leib unter sichtbaren Leidenserscheinungen, und alsbald nahm sie eine der lichtärmeren und unreineren Welten des Jenseits auf.

4 Ich aber fiel nieder, und unsagbar tief ergriffen bat ich in der Seele und im Geiste, Der allgütige Gott möge jenen unreinen Gedanken mir vergeben und keinen solchen mehr in mir aufkommen lassen, daß Er es sei, Der solchen böswilligen Menschenseelen Selbst Welten geschaffen habe, die ihnen den Weg zu dem alten Drachen, Verderber und Satan ermöglichen, denn durch das Gesehene und Gehörte habe ich erkannt, wie unerläßlich und unumgänglich notwendig auch die Schöpfung solcher Welten des Jenseits war und ist, die das finstere und unreine Wesen der Böswilligen aufnehmen und sie daran hindern, ihre Bosheit in reinere und lichtere Welten des Jenseits zu tragen, um dort jene zu verderben, die guten Willens sind.

5 Aufschauend sah und hörte ich den Bemühungen, Erklärungen, Fingerzeigen, Weisungen, Bitten, Mahnungen und Predigten zu, welche die reineren und lichteren Helfer den weiter erwachten, erweckten und mit dem Leibe einer der neunundvierzig Welten angetanen Seelen angedeihen ließen, und schon sah ich auch viele und sehr viele der erwachten und belehrten Menschenseelen sich erheben, um den Weg zur Erde zu nehmen, denn in ihnen erwachte die Sorge um jene, die auf Erden die Ihren sind.

6 Daß alle Seelen erkenntnisfähigen Geistes, die einmal durch das Reich der Erde als Menschen gegangen sind, nach freiem Willen von jeder Welt des Jenseits, wie auch aus der wahren Welt des Reiches Gottes auf die Erde und wieder in ihre eigene Welt gelangen können, daß sie die Menschen auf Erden (wie auch die Tiere und Pflanzen dort) zwar nicht irdisch, also nicht ihren irdischen, sondern allein ihren seelischen Leib und Geist sehen, die Ihren erkennen und sich ihnen durch geeignete Mittler, gelegentlich und unter gegebenen Umständen auch auf allerlei andere Art und Weise mehr oder minder deutlich mitteilen können, wußte ich bald nachdem die Seelen der ersten auf Erden verstorbenen Menschenscharen in das Jenseits eingegangen sind, wie auch, daß schon diese ersten Menschenscharen auf Erden in ähnlicher und gleicher Verbindung mit den reinen Kindern Gottes in Verbindung standen.

7 Nun aber wußte ich auch schon einige der unreineren und lichtarmen Welten des Jenseits bewohnt, denn im Verlaufe der Zeiten meines Schauens, Hörens und Betrachtens all der Vorgänge haben neue, wohl unbedeutend kleine Gruppen Seelen mehr oder minder unreinen, einzelne aber auch mehr oder minder finsteren Malzeichens, die eine oder andere der neunundvierzig Welten verlassen, und ihrem Wesen entsprechende Welten des Jenseits bezogen.

8 Und da ich hinsah, siehe, auch von ihnen verließen nicht wenige ihre Welten, um auf der Erde unter den Menschen Umschau zu halten, kamen nach Zeiten wieder zurück mit allerlei Mitteilungen, gingen dann mit andern Ihresgleichen zur Erde, kamen zurück und berichteten Wahres, aber auch Erlogenes über alles das, was ihnen unter den irdischen Menschen zu beobachten und wahrzunehmen gelungen sei; inzwischen trafen aus den neunundvierzig Welten des Jenseits weitere Seelen ein­zeln, mitunter aber auch in kleineren Gruppen dort ein, die jedes mal mit Jubel der anderen aufgenommen wurden.

9 Dann aber sah ich, daß so manchen der Böswilligen seine Welt nicht entsprach, daß sein Trachten nach einem noch unreineren Schaffen und Wirken ging, und alsbald sah ich einige in einer ihrem Trachten und Wollen entsprechenden anderen Welt, die ihnen nach Zeiten aber wieder nicht genügend unrein und finster war, und also sah ich sie von Stufe zu Stufe dem Verderben entgegengehen.

10 Die ganze Reihe der von Stufe zu Stufe unreineren, immer lichtärmeren und steigernd düster-finstereren Welten des Jenseits, die ich vor Zeiten alle bis zur Mitte jener neunundvierzig Welten des Schlafes leer und unbewohnt fand, bekam von dieser Mitte des Jenseits aus nach und nach Bewohner; wohl war immer noch die weit, weitaus größere Zahl solcher Welten leer wie zuvor, da aber das Streben einzelner auch so manchen der ihnen Zugeneigten wie unaufhaltbar mitzog, mußten sie in absehbarem Zeitverlaufe schließ­lich doch in jene wie drohend düstere und finstere Welt des Jenseits gelangen, von der aus ich den Pfuhl höllischer Finsternis, den alten Drachen-Satan, die Seinen und das Treiben aller dort geschaut habe.

11 So im Geiste zurückschauend und die Zeitverläufe, die seitdem verflossen und der Ewigkeit eingeschlossen wurden, fühlend und sie in der Seele ermessend, habe ich erkannt, daß sie mit wiedermals tausendmal zehntausend irdischen Jahren richtig verglichen sind; ich nahm im Geiste dazu die im Schauen vorher, seitdem ich die ersten Menschenscharen auf der Erde leben und wirken gesehen habe, verflossenen Zeiten und wußte nun, daß seitdem rund dreitausendmal zehntausend Jahre vergangen sind, ein Zeitverlauf, der vielen irdischen Menschen schier wie unendlich dünkt.

12 Mir aber, der ich alles das gesehen, gehört und mit erfühlt habe, kam es vor, als wäre alles das vorgestern, gestern und heute, und so ich diesen Zeitverlauf mit den Zeiten im Geiste verglich, die seit der Erschaffung der wahren Welt des Reiches Gottes für uns und seit dem von Ihm für uns geschaffenen Anfange bis zum Auszuge der vom Satan verdorbenen Kinder Gottes verflossen sind, habe ich erkannt, daß alle diese dreitausendmal zehntausend Jahre sich in keiner Art und Weise mit jenen Äonen von Zeiten vergleichen lassen, die wir, in seligem Frieden schaffend, in der wahren Welt des Reiches Gottes gelebt haben, denn mit jenen Äonen von Zeiten verglichen, sinkt die Bedeutung der dreitausendmal zehntausend irdischen Jahre nicht einmal zu einem Augenblicke zusammen.

13 Ich habe die Ewigkeit, die allein vom Lichte und der Kraft des heiligsten Wesens, Geistes und Lebens Gottes durchdrungene Leere der Unendlichkeit und Ihn Selbst im Lichte Seiner Kraft vor der Schöpfung der wahren Welt Seines Reiches und vor dem für uns geschaffenen Anfange durch Seine Gnade schauen können, bin dazu in der mir eigenen Fähigkeit von Ihm würdig gefunden worden, ich Unwürdiger, der ich so manchen Seher kenne, dessen Fähigkeit sicher nicht kleiner ist, und der vielleicht fähiger wäre, alles das Gesehene, Gehörte, Erlebte und Erfühlte in besserer, schönerer und verständlicher erhabeneren Weise aufzuschreiben, als mir es beim besten Willen möglich ist.

14 Die im Gesicht gegebene Offenbarung aber, welche die Ewigkeit umfaßt, kann nur einen verschwindend kleinen Bruchteil all des Gesehenen, Gehörten, Gefühlten und Miterlebten in der Schrift wiedergeben, denn sollte alles das geschrieben werden, müßte der Seher und Schreiber abertausende von Jahren leben und schreiben und ich glaube, daß er auch dann nicht entsprechen würde; deshalb und darum schreibe ich allein das, was jedem erkenntnisfähigen Geiste, der guten Willens ist, zur wahren Gottes- und zur wahren Selbsterkenntnis und in der Erkenntnis Der ewigen Wahrheit zum Heile des wahren ewigen Lebens gereicht.

15 Wer Den guten Willens erkennt, Der allein Die ewige Wahrheit, Das wahre Licht, Das wahre ewige Leben, Der Anfang, Die ewige Güte, Liebe, Erbarmung, Vergebung, Gerechtigkeit und Selbstaufopferung ist, und von Dem nichts Böses kommen kann, der muß auch von dem Sein des Widersachers wissen, von dem alten Drachen und Satan, von dem Vater der Lüge und aller Bosheit, der, auf dem Throne seines finsteren höllischen Pfuhles sitzend, so sich gebärdet, als wäre er Gott, und von dem nichts Gutes kommen kann, weil er in seiner Verlogenheit, Bosheit und in seinem Hasse rachgierig wider alles wütet, was Gottes ist.

16 Dieser finstere Widersacher Gottes weiß es wohl und ungleich besser als manche Schar der Kinder Gottes, daß es nur Einen wahren, allgütigen, ewigen Gott und Vater alles Lebens - auch des Lebens des alten Drachens - gibt; er weiß es besser als viele andere, daß von Gott, Dem Vater alles Lebens, nichts kommen kann, was auch nur entferntest wider die unwandelbar-unveränderlichen Eigenschaften des heiligsten Wesens und Geistes Gottes auch nur schattenweise gerichtet wäre und Ihnen nicht vollkommen entsprechen würde.

17 Gerade deshalb aber behauptet der alte Drache den von ihm Verdorbenen und Seingewordenen gegenüber, er sei der wahre Gott, der keinen anderen neben sich duldet, weil er Großes, zuvor nie Dagewesenes schafft und nicht allein den Schlüssel des Lebens, sondern auch die Schlüssel des Todes in seiner Hand hätte, welche Behauptung eine der größten seiner Lügen ist, da es für alles Seiende Seelisch-Geistige allein das von und aus Gott empfangene Leben gibt, niemals aber einen Tod der Vernichtung und des Nichtseins.

18 Das einmal von und aus Gott empfangene Leben bildet mit dem Geiste, dem es in der wahren Welt des Reiches Gottes an dem von Ihm geschaffenen Anfange gegeben ward, und mit dem seelischen Körper, dessen untrennbares Eigen der Geist ewiglich ist, Eine Dreieinigkeit-Dreifaltigkeit: Seele–Geist-Leben eines jeglichen seelisch–geistig-lebendigen Wesens, und dieses, weil es als Seele und Geist seines eigenen ewigen Seins ist und die Kraft des ewigen Lebens von und aus Gott einstens empfangen hat, ist unverlierbar, unzerstörbar und unvernichtbar.

19 Dem ewigen Wesen der Seele und des Geistes das einmal empfangene Leben zu nehmen, vermag niemand, auch Gott nicht! - Weil es Sein Leben ist, kraft dessen alles Seelisch-Geistige lebt, und Er das Geschenkte, von den Beschenkten getragene Leben niemals mehr zurücknehmen kann und nicht zurücknehmen wird, weil Er Die ewige Wahrheit ist.

20 Wie der Geist von dem ihm ewiglich eigenen Wesen der Seele und diese von dem ihr ewiglich eigenen Geiste untrennbar ist, genauso untrennbar ist das Leben von den beiden, mit denen es eine untrennbare, unzerstörbare und unvernichtbare Dreieinheit eines seelisch-geistig-lebendigen Wesens ist.

21 Die wahre Welt des Reiches Gottes kennt allein das wahre ewige Leben der Seligkeit und des Friedens in schönem, reinem und erhabenem Schaffen und Wirken füreinander, Gott und einander zur Freude; in der wahren Welt des Reiches Gottes gibt es an Kräften und Dingen nichts, was das dort lebende, wirkende und schaffende Seelisch-Geistige, wie auch den dort getragenen himmlischen Leib auch nur im geringsten irgendwie bedrängen und ihm nachteilig werden könnte.

22 Von dort sind schier unzählbare und unübersehbare Scharen ausgezogen, um dem großsprecherischen Vater der Lüge und der Bosheit nachzugehen; sie haben ihn und seine teuflische Schöpfung aber nicht erreichen können und sind in der weltenlosen Leere samt jenen gestorben, die zu ihrer Rettung mitgegangen sind.

23 War aber dieses ihr einstiges Sterben, war es der Tod der Vernichtung und des Nichtmehrseins? Hat dieses Sterben dem ewigen Sein der Seele, des Geistes und des Lebens ein Ende bereiten können?

24 Nein! - Denn sonst wäre dieselbe Seele mit demselben ihrem Geiste und Leben nicht lebendig da auf Erden; unmöglich wäre es, daß wir da wären und mit uns alles das Lebendige der Seele und des Geistes; daß wir aber da sind, ist das sprechendste und unwiderlegbare Zeugnis unse­res ewigen Seins, ein Zeugnis, daß ein jegliches Wesen der Seele und des Geistes nicht Gott zum Schöpfer hat, sondern daß es seines eigenen ewigen Seins ist, ein Zeugnis, daß das Sterben kein Tod der Vernichtung und des Nichtmehrseins ist, sondern ein Weg, ein Tor und ein Eingehen in eine andere von Gott für uns geschaffene Welt, zum Leben in einem anderen, der uns gebührenden Welt angepassten Leibe.

25 Daß wir als Seele und Geist keine Schöpfung Gottes sind, bezeugt am deutlichsten und unwiderlegbar nicht allein die unendliche Mannigfaltigkeit und schwere Unvollkommenheit des Wesens der Seele und des Geistes, sondern ungleich mehr noch auch das Teuflische der Seele erkenntnisfähigen Geistes, der Satan als Vater der Lüge und aller Bosheit, der Widersacher Gottes ewiger Wahrheit, seine Teufel und alle Menschen, die ihm anhangen und an seinen teuflischen Gelüsten Gefallen finden.

26 Unser einstiges Sterben war der Verlust unseres gehabten himmli­schen Leibes, und wir kommen alle nach und nach, ein jeglicher ein einziges mal in das Irdische dieser Welt, um da zum Bewußtsein unseres Lebens und Seins geweckt zu werden, im irdischen Leibe das Gute und das Böse durch den irdischen Leib zu erkennen, Gutes einander zu erweisen und durch den Verlust des irdischen Leibes neuerlich zu sterben, das heißt, in jene Welt des Jenseits einzugehen, die wir uns durch unsere Gesinnung, Erkenntnis und Werke auf Erden voraus schon selbst bestimmt und selbst verdient haben.


KAPITEL XV

1 Diese und viele andere Erwägungen ergriffen meine Seele, als ich darüber nachdachte, wie ich alles das Gesehene, Gehörte und Miterlebte für die Menschen schreiben werde, damit sie mein Zeugnis verstehen, und der Geist des geschriebenen Zeugnisses kraft des guten Willens ihres Geistes in ihrer Seele so lebendig werde, daß sie im seligen Frieden dem Heile des wahren ewigen Lebens im Reiche Gottes mit Zuversicht entgegengehen können.

2 In diesen und vielen anderen solchen Gedanken merkte ich es kaum, daß ich inzwischen aus der Mitte der Welten des Jenseits in eine der reinen und lichtvollen Welten gelangt bin, die an das Reich Gottes grenzen, und zurück in die lange Reihe der Welten des Jenseits bis zu ihrer Mitte schauend, freute ich mich darüber, daß die Zahl ihrer Bewohner eine so überaus große ist, daß dagegen die Zahl jener, die den Weg des Verderbens nahmen, und die ich in den lichtarmen, unreinen und düsteren Welten gesehen habe, fast verschwindet, und der wahren Welt des Reiches Gottes mich zuwendend, dankte ich in der Seele und im Geiste Dem Allgütigen, daß Er zur Rettung aller, die auch nur einen kleinen Teil ihres einst in so großem Maße gehabten guten Willens aufbringen, eine so große und wunderbare Schöpfung entstehen hat lassen.

3 Und da ich in seligem Frieden betend dankte, siehe, da sah ich Ihn wiedermals mitten am Firmamente Seines Reiches mit zum Segnen ausgebreiteten Händen im unbeschreiblich wunderbaren Lichte Seiner Kraft; ich fiel nieder und da hörte ich Seine Stimme in mir:

4 Jovian! Da du Zeiten hindurch von der Erde abgewendet warst, sollst du jetzt wieder hinsehen, damit du auch über das Wirken und Schaffen der Menschen dort weiteres schreiben kannst, den Kommenden zum Zeugnis und zur Erkenntnis!

5 Und da ich mit von Seligkeit tränenden Augen aufsah, war es mir, als stünde Er bei mir und als berühre Seine Rechte meine Stirn. Ich brachte den Mund nicht auf, aber in der Seele sprach ich:

Herr! Mein Gott! Ich danke Dir für alle, die guten Willens Dich wiedergefunden haben, und für alle, die guten Willens Dich noch finden werden zum Heile des wahren ewigen Lebens in Deinem Reiche!

6 Wie lange ich in diesem Danke meiner Seele verblieb, ich weiß es nicht; als ich aber aufstand und aufsah, siehe, da war ich auf Erden und, über Berge, Täler, Länder und Meere schauend, sah ich so mancherlei Veränderung im äußeren Aussehen dieser Welt; es war mehr Land da als früher, ein großes der Länder war geteilt, von dem anderen Teile fortgerückt und dazwischen ein Meer, welches wieder von dem größten Meere geteilt war durch das geteilte große Land.

7 Doch aber war die Erde dasselbe schwache Spiegelbild und der Abglanz einer der kleinsten Welten des Reiches Gottes, es waren auch dieselbe Sonne, Mond und Sterne des Alls dieser Welt da, wie alles erschaffen ward; es war vielfach auch ein anderes Pflanzenreich, eine andere Tierwelt und es waren auch andere Scharen Menschen allerlei Farben da als anfänglich und in der Folge, aber, von Land zu Land schauend, sah ich, daß inzwischen im Wirken und Schaffen der Menschen nur jene Änderung eintrat, daß sie größere Städte und Orte gebaut, Felder und Gärten geschaffen und bestellt hatten, mit allerlei Fahrgerät das Land, mit Schiffen die Meere befuhren und alles Land so dicht bewohnten, daß ich ihre Gesamtzahl auf mehr als fünfundzwanzigtausendmal Hunderttausend schätzen mußte.

8 Und eine große Freude ergriff mich, als ich überall unter den Menschen einen Frieden fand; wohl sah ich in der Seele so manches Menschen ein unreines, ja selbst auch düster-finsteres Malzeichen, aber die weit, weitaus überwiegende Mehrzahl trug ein solches in ihrer Seele, daß es im Lichte des Malzeichens ihres guten Willens und ihrer Werke nur schwach und wie verlöscht erschien.

9 Auch standen sie in einem viel emsiger gepflegten Verkehr mit den verstorbenen Ihren durch so manche fähige Seher, Propheten und Mittler, wußten von ihrem einstigen Leben und Wirken in der wahren Welt des Reiches Gottes, von ihrer Abwendung von Gott und von ihrem Aus­zuge aus Seinem Reiche und daher kannten sie keine andere Gottverehrung und keinen anderen Gottesdienst als allein den, einander Gutes zu erweisen und Gutes zu tun, dann aber auch, an jedem siebenten Tage unter freiem Firmamente sich zu versammeln, von dem Geschehen ihres einstigen Auszuges zu sprechen, durch einen etwa unter ihnen seßhaften oder von Ort zu Ort und von Land zu Land pilgernden Propheten-Mittler das Himmelreich oder auch das lichte Jenseits zu hören, Gott durch eigene Reden zu preisen, Ihm zu danken, sich zu freuen und sich auf das Abgehen von der Erde so vorzubereiten, daß sie hernach zu Ihm in Sein Reich wieder gelangen.

10 Alledem nach sah und erkannte ich, daß sich im Schaffen, Wirken und in der Erkenntnis der Menschen in einem Zeitverlaufe von mehr als dreitausendmal zehntausend irdischen Jahren nicht viel und fast gar nichts geändert hatte, was irgendwie schwerer nachteilig für sie wäre - und über alles das freute ich mich unendlich, von Land zu Land und von Volk zu Volk schauend immer mehr.

11 Ich sah die Menschen auf Erden von Scharen Menschenseelen des lichteren und lichten Jenseits, aber auch von reinen Kindern Gottes umgeben, von Zeit zu Zeit mit ihnen durch fähige Mittler-Propheten sprechen und freute mich auch darüber, daß die Bewohner der unreinen, düsteren und finsteren Welten des Jenseits, die ich gelegentlich einzeln oder in kleiner Zahl gleichfalls unter den Menschen auf Erden Umschau halten sah, bis dahin keinen Mittler, Seher, Propheten und daher auch keine Gelegenheit fanden, sich den Menschen mitteilen zu können.

12 Ich sah von der Erde aus ihre Welten und als ich dort Nachschau hielt, siehe, da sah ich die ganze Reihe der von Stufe zur Stufe unreineren, düsteren und finstereren Welten deutlich mehr bewohnt, und schon sah ich einige wenige dieser lichtlosen Menschenseelen Anstalten zu treffen, um jene finstere und wie drohend düstere Welt zu beziehen, von der aus die Grenze der Schöpfung des alten Drachen und Satans, der Pfuhl höllischer Finsternis, nicht allzu ferne ist.

13 Als sähe ich jetzt schon in die Zukunft, erschrak ich heftig in dem Gedanken und in der Vorstellung, die von dem alten Drachen Ausgesandten würden die finsteren Ankömmlinge in der ihnen zusagenden finsteren Welt finden, von ihnen den Aufenthalt der gesuchten Scharen erfahren und durch das finstere Jenseits etwa auch noch zur Erde geführt werden, und Gott bittend, mir die Kraft zu geben, all dem weiteren Geschehen aus der Nähe folgen zu können, stand ich alsbald wiedermals in jener wie drohend düsteren und finsteren Welt, von wo aus ich Zeiten zuvor die Vorgänge im Pfuhle der Hölle geschaut habe.

14 Nicht mehr Furcht, aber ein unsagbarer Ekel und Grauen ergriff mich, als ich wiedermals den alten Satan auf seinem Throne sitzen sah und seine heiser krächzende Stimme vernahm, als er gerade mit nicht wiederzugebenden und mir vielfach auch unverständlichen neuen Worten fluchte und jedem Ungehorsam die furchtbarste Rache schwor.

15 Ich sah um seinen ungeheuren Thron die vierundzwanzig kleineren Throne ringsum für die damals von ihm Ausgesandten aufgebaut, auf jedem der Throne lag das von ihm damals versprochene Kleid und die wie goldene Krone, vor jedem der Throne standen auch schon die sieben Leuchter der Lästerung - aber alle die vierundzwanzig Throne waren leer, es saß keiner der zwanzig, die er Älteste genannt hatte, und auch keiner der vier, von ihm die Lebendigen genannt, auf ihnen.

16 Und da ich mich umsah, siehe, da sah ich sie, jeden mit seiner Schar immer noch suchen und sich dabei nach dem jeweiligen Wege und Standorte der vier Lebendigen des alten Satans richten, die immer noch vorne, hinten, seitwärts, oben und unten voll gemachter Augen, die wie Feuerflammen zuckten, den anderen den Weg ihres Suchens angaben.

17 Wie einst zuvor, strich bald auch dieses mal einer der vier mit seiner Schar ganz nahe an der Welt, über deren Boden ich stand, vorbei, aber wie das erste mal, erkannte ich auch dieses mal, daß er weder die Welt noch mich sehe, noch irgendwie sonst wahrnehme, und ich sah zu, wie er und alle die anderen, wie wahnsinnig weiter suchend, in riesigen Kreisen herumfuhren.

18 Angeekelt und von Widerwillen gegen alles dieses Treiben ergriffen, wandte ich mich um, erschrak aber, als ich sah, daß ich nicht mehr allein in der Welt des Grauens bin, sondern daß jene, die ich zuvor in einer ähnlichen Welt hierher zu gelangen Anstalten treffen gesehen habe, nun da waren, zehn an der Zahl.

19 Ich sah sie deutlich und fand alsogleich, daß ihr Aussehen dem Aussehen der Teufel ähnlich und sehr ähnlich war, denn in ihrem aus den unreinen Dingen der von ihnen durchgegangenen Welten gebildeten Leibe sahen sie noch schrecklicher aus als in ihrer Seele; trotzdem aber fing ich alsogleich an, auf sie einzureden, um sie von ihrem letzten Schritt ins Verderben abzuhalten, aber alsbald habe ich erkannt, daß sie mich weder sehen noch hören und auch nicht fühlen, so ich, trotz des Ekels und Grauens, einen oder den anderen bei der Hand zu ergreifen versucht habe.

20 Also ließ ich von ihnen ab, sah aber, daß sie alle wie gebannt in jene Richtung schauten, wo ich die suchenden Teufelvorderen wußte, und nun sah ich, daß auch sie alle die Suchenden sehen, und da gerade wieder einer der vier mit den überall an sich angebrachten feuerflammenden Augen Angetanen mit seiner Schar in die Nähe der finsteren Welt schwenkte, auf der die Zehn standen, erhoben diese ihre Hände und begannen aus allen ihren Kräften zu schreien:

Ja – Ave!, efa - aje Ja – Ave? efa aje? Ja – Ave!

(Der Heilige!, wo ist der Heilige? - wo ist? Der Heilige!)

Weitere Teile nicht öffentlich zugänglich

Quelle

Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005