Ilu-Malok

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Text

1. Gewaltig die Welten, umflutet von Grünlands wilden Wogen; zahlreich und vielfach an Gestalt – unzählig die Welten der Ferne, die jenseits euch liegt, Menschenwesen.

2 . Ihr schaut sie später, bevölkert sie später, durchwandert viele von ihnen, wenn euer Erdenleben ihr durchgangen seid, Menschenwesen.

3. Wilde Stürme da toben und glühende Feuer, laue Winde da säuseln und milder Schein, brüllende Steine da dröhnen und schallende Hörner und laute Pauken, sanfte Stimmen da singen auch, zarte Harfen und süße Düfte da gibt es.

4. Spiegelnde Seen da sind und wütende Meere, blühende Wiesen und karge Wüsten und felsige Schluchten wie finsterer Schlund; wilde Wälder da sind und helle Haine, sprudelnde Quellen und reißender Strom; kalte Gebirge dort ragen und warme Täler darunter sind.

5. Große Städte da liegen mit hohen Palästen und glänzenden Tempeln, Häuser und Hütten und Zelte, doch auch Lager auf bloßem Gestein.

6. Lachen da ist und Weinen dort ist, Suchen und Irren, Hoffen und Finden, zu vielen und einsam, paarsam und auf den Höhen der Führer. Leben all dort ist – auf allen den Welten jenseits eures Lebens, Menschenwesen.

7. Gute sind dort und Böse und Laue, Kluge und Dumme, Große und Kleine, Wache und Verschlafene, Schnelle und Zögernde, Kriegerische und Duldsame; jeder Art Menschenwesen, wie sie im Erdendasein einst waren.

8. Und doch [ist] alles geordnet dort – dort in den vielen Welten, die fern sind eurer Welt, Menschenwesen, fern sind eures Himmels Sternen, Menschenwesen, ferner sind, als ihr denken könnt.

9. Geordnet ist alles all dort: Gut zu gut, böse zu böse, hell zu hell, dunkel zu dunkel, kalt zu kalt, heiß zu heiß, warm zu warm, mild zu mild. Denn geordnet ist alles all dort, nicht vermengt, wie ihr es kennt jetzt, Menschenwesen, in der Erdenwelt.

10. Zorn zu Haß, Grimm zu Leid, Neid zu Bosheit, Gier zu Not, Wollust zu Siechtum – so fügt in den fernen Welten es sich; Liebe zu Freude, Mitleid zu Güte, Vertrauen zu Erfüllung, Hoffnung zu Wahrheit, Sanftmut zu Frieden – so fügt in den fernen Welten es sich; Feigheit zu Angst, und Mut zu Erkenntnis – so fügt in den fernen Welten es sich.

11. Der fernen Welten betretet ein jeder ihr eine, Menschenwesen, nach dem Sterben auf Erden. Auf die Erdenwelt kehrt keiner zurück, es sei denn besuchend durch andere und im Irrtum des Geistes. Eine neue Heimat bezieht ihr und einen neuen, euch stets gleichenden, Leib, Menschenwesen. Weit noch ist eines jeden von euch Weg.

12. Wie die Erdenwelt ihr verlaßt, ihr Menschenwesen, solcher Art wird die Welt in der Ferne sein, die eure nächste ist: Hell oder dunkel, heiß oder kalt, laut oder leise; und viele ferne Welten noch durchwandert von euch ein jeder.

13. Großes Geschrei hebt nicht an um des Sterbens auf Erden willen. Es gibt keinen Tod, es gibt kein Vergehen, es gibt kein Vergessen des Selbst. Nicht fürchtet das Gehen hinüber, Menschenwesen, mehr steht zu erleben euch allen noch an, als alles Erleben in der Erdenwelt.

14. Die Kleingeister von euch, Menschenwesen, die mag ich nicht ansehen. Grausen tut's mir vor solchen, zum Fraße seien sie vorgeworfen ihrer eigenen Angst.

15. Die Tapferen von euch, Menschenwesen, die lobe ich mir, die hebe ich auf meine Flügel, führe weit sie hinaus. Solchen eignet der Ruhm, groß zu sein, hoch sich zu erheben, zu herrschen über den eigenen Willen.

16. Die Zaudernden von euch, Menschenwesen, die kann ich nicht leiden. Vor lauter Angst, fehlzutreten, ist ihr Blick auf den Boden geheftet und den Himmel sehen sie nie.

17. Die Kühnen aber, unter euch Menschenwesen, die schätze ich wohl; weit schweift ihr Blick, hoch fliegt ihr Mut, das Ferne lockt sie, es zu ergründen. Solche, Menschenwesen, zählen zu mir.

18. In den Welten der Ferne werdet ihr sehen, Menschenwesen, wo Schönheit und Weisheit, Größe und Edelmut sind – und auch, wo Arglist, Kümmernis, Wut und Verdammtheit sind. Das alles werdet durch Grünland ihr sehen. Dann schaut nach eurem Weg!

19. Weit sind die Bahnen, hoch führen die Stufen, tief hinab reicht der Schlund. Alles da ist, alles geöffnet dem Schritt, Menschenwesen. Weite Wanderung steht euch bevor, bunt und verwegen.

20. Wollt ihr da jammern im Erdenleben, ihr Menschenwesen, so bald? Wollt ihr verzagt euch zeigen vor dem Blick in die Ferne, die mehr gibt, tausendfach, als eure Nähe da jetzt? Rüstet euch wohl für alles, was kommt.

21. Menschenwesen, die ihr seid in Karthago! Sprecht zu der Welt: Wir kennen den Weg und die Wahrheit. Sprecht zu der Welt: Wir gewinnen das nächste Leben uns in der Tapferen Welten. Sprecht zu den Menschen: Den Göttern folgen wir nach [in] das hohe Reich!

22. Denn es sind viele kleinen Mutes unter den Menschenwesen der Erdenwelt; und es sind wenige unter all diesen wie die Karthager. Darum haltet auf euch und verwechselt euch nicht mit solchen, die von außen daherkommen und Karthager nicht sind.

23. Wer stürmte über die Meere dahin? Wer gewänne sich neue Länder? Wer rühmte sich großer Taten? Wer fürchtet die nächste Welt nicht, noch das Überschreiten der Schwelle? Wer könnte all solches sagen von sich, der nicht vom Kartaghischen wäre?

24. Weit sind die Felder jenseits des Spiegels, weiter dort drüben die Meere. Grenzenlos ist das Jenseitsreich, von Grünland umflossen, von Ilu erhellt. Tief ist entgegen der finstere Pfuhl, lodernd das Feuer, rauchend die Glut, entsetzlich der Abgrund.

25. Die Greife fliegen und auch die Dämonen, wildes Flackern und schimmerndes Licht, hohles Toben und gleitendes Schweigen, köstliches Singen und grausiger Fluch. Alles ist da in den Fernen. Menschenwesen, ihr werdet es sehen.

Siehe auch

Marduk

Quelle

Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005