Isais-Höllenreise: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 14. November 2024, 14:38 Uhr
Einleitung
Die kürzere Fassung der "Isais Höllenreise" ist nicht das Original, sondern lediglich eine knappe Zusammenfassung – lückenhaft und leider voller Übertragungsfehler und sogar Fälschungen! Das Original (Lange Fassung), der Gesamttext, ist umfangreich und in vielerlei Hinsicht kompliziert. Verschiedene Mythenwelten treffen aufeinander. Babylonisch-Assyrisches und Germanisch-Römisches werden zu einer durchaus homogen erscheinenden Einheit. Wieso es zu dieser Vereinigung kam, oder ob es vielleicht sogar eine frühgeschichtliche Deckungsgleichheit gibt, ist bislang nicht feststellbar. Die dementsprechenden Überlegungen und vergleichenden Untersuchungen würden im übrigen ein ganzes Buch füllen. Daher würde an dieser Stelle zu weit führen, die verschiedenen Theorien und Möglichkeiten zu erörtern.
Text
Kurze Fassung
ERSTES KAPITEL
1 Wie die strahlend’ Göttinnen und die heiteren
Götter in Walhall hatten fröhliche Feste gefeiert,
an schlimme Dinge nicht denkend,
da waren geschlichen gekommen Abgesandte
Schaddains, um zu stehlen den
mächtigen schwarz-lila Stein.
2 Bald anhub Klagen in Walhalls Gefilden,
weil das wirkmächtig’ Kleinod verloren.
Und keiner wusste, wie es bringen zurück.
3 Denn die Höllenwelt Schaddains ist ein eigenes
Reich. Keiner der Götter vermag’s zu betreten,
weil dort Finsternis frißt jedes Licht.
4 Ratlos waren die Götter da lange,
bis endlich Istara der Einfall kam,
die zierlich’ Isais zu bitten, zu fragen,
ob sie möchte wagen den Weg in die Höll.
5 Isais, die Maid, eig’nen Wesens ja war,
daheim in Kuthagracht und in Grünlands Weiten,
und wohl fähig, die Tat zu verbringen.
6 Beschlossen ward also, von der Götter Rat,
Isais das Werk anzutragen.
Zum Preis ihr Istara bot ihren Spiegel,
und Wodin seines Speeres Spitze als Dolch.
Auch sollt’ sie in Walhall Gastrecht erhalten
für immer und alle Zeit.
7 Als Isais dann auf Widar kam,
dem leuchtenden Flügelroß, von ihren
Panthern Ohm und Olah begeleitet,
unterbreitet’ Istara den Handel.
8 Als Knab’ müßte sich die Isais verkleiden,
weil kein Weib kann unbeschadet die
Höllenwelt erreichen.
Ablegen müßt’ sie das schöne Gewand und das
prächtige Haupthaar sich kürzen.
9 Um des Guten willen,
das zu vollbringen es galt, Isais willigte ein.
Begab sich an vertraute Stätte und tat zum Werk,
was zu tun ihr war.
10 Später erzählt’ sie allen, die ihrer Red’ wollten
lauschen, was auf Höllenreisen ihr widerfahren war.
ZWEITES KAPITEL
1 Auf brach ich, von Kuthagrachts (des Dämonen-
reichs) Türmen , in Walhall gewesen zuvor,
zu beraten die Tat ( die Wiederbeschaffung des
von der Höllenmacht geraubten magischen Steins).
2 Auf brach ich, von Kuthagrachts Zinnen,
abgeworfen zuvor viel Ellen Haupthaares Last
und lang wallend Frauengewand.
3 Auf brach ich, durch Kuthagrachts Tore,
im Gurte die Speerspitze (Wodins) als Dolch;
reitend dahin auf geflügeltem Roß.
4 Durch Grünlands grenzdunkle Nebel flog ich
(durch den jenseitigen Überkosmos),
vorbei an den schwebende Inseln von Kohr.
Durch die Täler der Schatten bin ich geritten,
dem Höllenschlund entgegen.
5 Durch die Vororte Hölls schlich ich,
mich tarnend und hütend.
Klag und Jammer der Elenden schon schallt’ mir
im Ohr.
6 Hölls finstere Garden dort streiften umher,
Elende folternd und quälend.
Männer genagelt an stinkende Hölzer,
Weiber geknotet an ihrem Haar an stechende
Steine.
7 Heulen und Schreien alldort erklang.
Der Gepeinigten Sprache in Schaddains Land.
Verzehrende Feuer loderten da an vielen Orten,
im Moor und am Fels,
genährt durch wimmernde Leiber.
8 Durchwatend der Vorhöll argen Gestank,
schlich allmählich ich näher heran
zu des finsteren Pfuhles grausiger Mitte.
9 Dort die Tore waren aus Menschengebein,
verklebt mit Männerblut,
gebündelt mit Weiberhaaren,
genagelt mit Ächzen und gemauert mit Stöhnen.
10 Anstatt Wolken, dicker Rauch droben hing;
schwarz und schrecklich,
bedrängend und graus.
Nicht weit sah das Auge.
11 Nicht Blumen gab’s da und kein Gesträuch,
kein Gras, keinen Halm, keinen Baum.
Kahle Felsen bloß allein – rußschwarz –
und wabernd sumpfiger Boden.
12 Kein Tier sah ich, nicht eines.
Unholde nur und verworfene Menschen,
Aas oft mehr denn Gestalt.
13 In schwärzlichen Rauchwolken
flatternd, schwarze Gebilde kreisten.
Vogel nicht, noch Drachengetier, nicht
Fledermaus und kein schwirrender Falter;
Abscheulich plump bloß anzusehen.
14 Mit Schaudern führte mein Schritt voran,
durch Schaddains dumpfe Gefilde.
Kein Sonnenstrahl, kein Sterneflimmern:
Das kalte Grauen überall.
15 Durch solch’ öde Stätte heimlich
steift’ ich umher.
Unter Hüllen verbarg ich mein Angesicht
und vorn die vorwitzigen Locken.
16 Dem unteren Tor von Schaddains Burg
näherte ich mich mit Bedacht,
hinter manch’ Felsen mich duckend.
Doch blieb mir der Mut,
ich schritt weiter voran.
17 Torwachen mit gezackten Lanzen
lagerten da mit schwarzem Gesicht,
bluttriefend Rohfleisch schmatzend verzehrend.
18 Schaddains Zackenzeichengebild
über dem Tor deutlich prangte.
19 Dahinter schmorende Leiber hingen
an schwärzlich verkohlten Masten;
und der Boden glich bloß brodelndem Schlamm.
20 Da schlich ich hinein,
durch des Burgtores Loch.
Mein Flügelroß sah längst ich nicht mehr,
es wartet’ weit hinter dem Rauch.
21 Durch die Gassen steift’ ich,
in Höllenpfuhls Mitten, durchwatend ekelen Schleim.
Ging vorüber an Katen, deren Fenster waren
vergittert mit Menschengebein.
22 Finsternis hing all über der Stätte,
schwarzer Qualm lag in den Gassen.
Alle Gemäuer trieften von Schmutz,
es sickert’ das Übel darnieder.
23 Arger Geruch in die Nase mir stieg,
von Fäulnis und Brandeshauch.
24 Sah Dinge aus kaltem Knochengeripp
und Schlingwerk aus Weiberhaaren,
verbunden mit Blut und mit Eiter.
Daraus sie sich schaffen in Schaddains Welt
ihr Gerät,
sofern nicht aus Leichen gezimmert.
25 Grell Hohngelächter oft schrillt’ durch die Gassen,
sich vermengend mit Zagen und Klagen.
26 Dumpfes Dröhnen und Gurgeln kam
aus manchen Löchern.
Kaum erahnt’ ich das Grauen dahinter.
27 Überall sah ich finstere Wesen,
streitend und miteinander zankend.
Keines, das wär gewogen gewesen dem and’ren.
28 So ging ich gebückt und verhüllten Gesichts
dicht vorbei an Brunnen voll siedenden Bluts
und fahl da scheinenden Lampen;
Männerfett speiste die Dochte aus Weiberhaar.
Dennoch blieb finster der Ort.
29 Sah hängen an manchen brüchigen Wänden,
Stallgebäude, aus dürren Knochen gefertigt.
Darinnen kauerten arme Gestalten.
30 Im offenen Hof – nicht fern ich ging –
Schaddains Knechte grausige Ernte hielten:
Fleisch und Knochen von toten Männern,
Haar und Sehnen von Frau’n,
und aller Blut in tiefen Kesseln.
31 Röhrend’ Laut von einem Turme erschallte,
gar häßlich anzuhören.
Das kündet allen Höllenbewohnern
das leere Maß ihrer Zeit.
32 Dem hohlen Röhren, das vom Turme her kam,
mußte ich folgen zum Ziel.
33 Gelangte an des Palastes Wall,
hinter dem haust Schaddai.
Auf scheuchte ich, wider Willen,
versehrte Gestalten.
Bettelnd lagen sie jämmerlich dort.
34 Des Schattenfürsten schreckliche Garden
lungerten vor den Türen.
Die waren verschlossen, bloß Rauch quoll hervor.
35 Da schritt ich weiter, den Wällen entlang,
bis ich Löcher gewahrte im spröden Gemäuer –
wie dunkele Schächte.
Ein grimmiger Wächter je stand davor.
36 Den Speeresdolch versetzt’ ich dem ersten,
durchdringend den Harnisch aus Schieferstein.
Kaltes Blut aus der Wunde troff,
ehe er stürzte darnieder.
37 Durch eine Lücke im Wall also drang ich ein,
in Schaddains eig’nen Palast.
Drinnen war alles aus Leichen gebaut,
geschichtet, geheftet zu Wänden.
38 Hohle Gänge durchquerte ich dann,
nach einer Pforte aus klebrig’ Gewirk.
39 In eine Kammer lugt’ ich und sah:
Ausgeweidete Männer, die dort geröstet wurden.
In einer anderen Kammer das Eingeweid’
zu klebrigem Brei wurd’ gerührt.
40 In der nächsten Kammer rollten Weiberköpfe
über den blutigen Boden.
Abgetrennt das lange Haar wurde zu Seilen
gewunden.
In einem weiten Raum wurden Knochen
geschliffen,
aus alledem Werkzeug gemacht.
41 Alsdann sah ich Messer sie schleifen
und Scheren und Spitzen für Lanzen und Spieße.
Hölls Werkstätten also hatt’ ich gesehen,
von schweigendem Grauen ergriffen.
42 Weite Höhlen durchschlich ich sodann
und gähnende Gänge –
bis endlich die Halle ich sah:
Schaddains Thronsaal.
43 Sämtliche Wände bestanden aus zuckenden
Leibern, tot nicht und auch nicht lebendig,
gemauert mit geronnenem Blut.
44 Auf seinem Throne aus Knochen und Fleisch,
der Schattenfürst zwischen Steinschalen saß,
in denen rußende Feuer brannten.
Den Boden bedeckte ein schäbig Geflecht
aus gefallenen Frauenhaaren.
45 Er selbst, der Schaddain, ein schleimig’ Gebild’,
so häßlich und gräßlich, wie kein Wort es beschreibt,
sich eitel labte an Knochenmark.
46 Vor seinem Throne aus Knochengerüst
und einer Weibeshaarmatte,
Schaddai aufbewahrte den schwarz-lila Stein.
47 Da trat ich ein in Schaddains Halle,
den Schreckenssaal, zurückzugewinnen
den machtvollen Stein.
48 Denn so fürchterlich ist der Schattenfürst,
sogar für seine eigenen Scharen,
daß Gesellschaft selten er kennt.
49 Vor sprang ich, ergriff gleich den Stein –
wie warm lag er mir in der Hand! –
barg ihn im Wamse geschwind
und wendete um mich zur Flucht.
50 Da war ein Gebrüll – nicht zu
schildern der Laut –
wutentbrannt vom Fürsten der Schatten.
Garden rief er, schrie Wachen herbei.
Deren erster fiel unter dem Speerspitzendolch,
dem nächsten enteilt’ ich mit Glück.
51 Die Bahn hinaus aus Schaddains Palast
war ein Hasten, Springen und Jagen.
Die Gasse erreicht’ ich,
den pfuhligen Boden.
Auf brachen jetzt rings Kuhlen und Mulden –
abgrundtief.
52 Weiter eilt’ ich, keiner Tarnung mehr achtend,
verfolgt von den Häschern Schaddains.
Gelangte zum Tore der äußeren Burg,
den Speerspitzendolch bahnend benutzend.
53 Übersprang Fallen und Gruben,
kam hurtig voran.
Leinenhaken, nach meinem Nacken geworfen,
verfingen sich nicht im kurzem Haar.
Stürzt’ in Fallgruben nicht, dank leichten Fußes.
54 Die Vorhöll schon schaut’ ich,
Hoffnung gewinnend,
als mich schließlich umringten die Häscher.
55 Wie bangt’ ich da in höchster Not,
bald von Schaddains Häschern ergriffen –
da Malok kam, der kühne Held,
und die Häscher zerstampfend Rettung mir bot.
56 Auf flog ich, von Maloks Stärke getragen,
durch die Dünste, die schwarzen,
Grünlands Licht wieder schauend.
57 So wurden wir Freund:
Malok, der Held und Isais, die Maid,
unverbrüchlich.
58 Walhall dann sucht’ ich:
fand Wodins Reich
und brachte den schwarz-lila Stein.
59 So besorgt’ ich das Amt
für die grünländ’sche Heimat.
Siegesheil – es blieb mein.
DRITTES KAPITEL
1 Ankommend in Walhalls Welt
und wiederbringend den mächtigen Stein,
die Götter und Göttinnen freudig begrüßten
Isais, die geschickte, die flinke,
die tapfere Maid.
2 Bald aber Isais in Walhall mußt hören,
manch traurig sie stimmend Gemurmel:
Weshalb denn sich das Mädchen hab’ als Knabe
verkleidet? Warum ihr fehle das lange Haar,
das bezeichnet des Weiblichen Würde.
3 Bekümmert Isais von Walhall schied,
sich still begebend nach Kuthagracht.
Lang saß sie dort weinend auf eines Turmes
Höhe, allein ihren Panther bei sich.
4 Aber es naht’ sich der traurigen Isais mit traulicher
Stimme: Allvater selbst, in Adlers Gestalt.
5 Und sprach zu der Isais dies:
Sei traurig nicht, zarte Freundin Isai’!
Noch nicht ist getan alle Tat.
6 So du willst, geb’ ich dir zurück all’ was du hast
gegeben, opferbereit in der Not.
7 Da sah Isais zu dem Adler hin, durch den ihr
Allvater sprach, und richtete an ihn die Frage:
Welche ist die noch offene Tat?
8 Allvater ihr darauf Antwort gab:
Schaddain, den du einmal schon hast mit Witz
und mit Kühnheit bezwungen, greift die junge
Erdenwelt an.
9 Dort leben Wesen – einstmals bei mir gewes’ne –
die deiner Hilfe bedürfen.
Einen Stamm unter ihnen, der die Sprache spricht,
die heißt die deutsche, lege ich dir ans Herz.
10 Zu diesen sollst du bringen den herrlichen Stein.
Gewinn ihn aus Walhall zurück – jetzt ist er dein!
Dir Getreue der Erdenwelt werden ihn nützen,
anzuziehen das wahrhafte Licht.
11 Und binde treu um dich eine mutige Schar.
12 Da hob sich der Adler, durch den Allvater
gesprochen, und flog heim ins höchste Licht.
In Isais zog ein von diesem Lichte –
und treulich ging sie des geheißenen Wegs.
Lange Fassung
1.1 Dies ist die Geschichte von Isais, der holden, welche tapfer dem Fürsten der Finsternis trotze, in sein Höllenreich schlich und entwand ihm unendlich kostbare Beute.
1.2 Vor langen Zeiten ist dies geschehen, fern allem Erinnern der Menschen, zumal es sich zutrug nicht in der Menschen Welt. Und doch schulden Isais Dank dafür die Menschen, denn um derer willen vollbracht‘ sie ihre Tat und ihrer gedachte sie noch weiter in späterer Zeit.
1.3 So berichten diese Lieder von Isais‘ Taten, von ihrem Mut und von ihrem Witz; aber auch von ihrer lieblichen Schönheit. Was einst in fernen Welten des Jenseits geschehen und ebenso was nachher geschah in der Menschen Welt und noch kommen mag durch Isais‘ Handeln, von alledem gibt hier nun Kunde ein ihr getreuer Ritter, so wie er’s durch Geisterbotschaft erfuhr.
2.1 Zu wissen ist euch erst, damit ihr’s versteht, was der Götterwelt wichtig: Zwei magische Steine sind’s, köstlich geschliffen, welche Kräfte haben in besonderer Weise. Garil(1 heißt der eine, seine Kraft ist die Schwingung von männlicher Art; Ilua der andre, dessen Schwingungsart ist weiblich. Vom Licht der Iluischen Mächte lebt da in beiden, gemeinsam bloß können sie wirken.
1) Gral
2.2 Zwar bedarf die Götterwelt selbst dieser Steine nicht, denn die Kräfte Ilu sind ja fest in den Göttinnen und in den Göttern. Doch für der Erdenwelt Zeitalterbestimmung tut’s Not, beide Steine recht zu verwenden. In falsche Hand dürfen sie niemals gelangen, weil ihr Sinn sonst verdorben wär‘. Garil(1 und Ilua bedeuten die Macht, das Schicksal der Menschen auf Erden zu lenken.
2.3 Wenn da im Irdischen neues Licht wird gebraucht, dann senden die Göttinnen und die Götter Ilua und Garil mit Boten zur Erde. Auf gar geheimnisvolle Weise wird ihr Licht dort entfacht. Und immer sind es erwählte Getreue, welche auf Erden die Gottheit in Andacht verehren, denen das Amt wird zuteil. Zu solchen kommen die göttlichen Boten, überbringen die herrlichen Steine und dazu gute Weisung.
2.4 In alten Tagen führte der Steine Licht Kenhir,(2 den König von Thule, dann Sar-Kyan,(3 den König von Babylon, dann Elissa,(4 Karthagos Königin, dann den zweiten Sar-Kyan von Assyrien,(5 dann den Babylonierkönig Nabukadarsur,(6 dann Octavian,(7 Roms weisen Herrscher, dann aber bislang keinen mehr; Augustus jedoch wird wiederkehren als Diener der Göttin und römisch-deutscher Kaiser in neuer Zeit.
2.5 Gingen die Steine verloren, oder einer von beiden, verfiele die Erde in tiefe Finsternis, ohne Hoffnung auf Rettung. Denn beide Steine gemeinsam erst zeugen den lichten Strahl, der hinauf bis zu Ilum(8 dringt, jener unsichtbaren zweiten Sonne, welche von Jenseits zu Diesseits das göttliche Licht läßt hernieder.
1) Gral,
2) Sagenhafter König eines altnordischen Reichs;
3) Sargon I.
4) Dido,
5) Sargon II.,
6) Nebukadnezar II.,
7) Augustus. 8) die magische (schwarze) Sonne.
2.6 Darum sind so wichtig jene zwei heiligen Steine. Aus dem höchsten Licht Ils(1 und der Iluhe(2 gegeben, den Göttern und Göttinnen anvertraut, die strahlend in Walhall(3 thronen, damit sie zuzeiten der Menschen gedenken und ihnen gegen die Finsternis beistehen. – Um dies ist es zutun.
3.1 Als weiland die strahlenden Göttinnen und die heiteren Götter in Walhall wieder ein fröhliches Fest hatten gefeiert und ungetrübten Sinns sich in Freude ergingen, an Schlimmes nicht denkend, da schlichen Abgesandte des finstren Schaddain,(4 des höllischen Fürsten der eiskalten Schatten, unbemerkt bis zur Mitte Walhalls, um zu stehlen die magischen Steine. Alle beide zu fassen, gelang ihnen nicht, Ilua(5 jedoch, der zu oberst gelegen und am wertvollsten war in der Kammer der heiligen Schätze, griffen die Sendlinge Schaddains und trugen ihn fort in die grause Höll.
3.2 Dort nahm der Schaddain viele schwere Gewichte und versuchte, den göttlichen Stein zu zertrümmern. Da solches sich als ganz unmöglich erwies, verbarg der Finsterling den magischen Stein nächst seinen Thrones im schrecklichen Höllenpalast, um selber ihn zu bewachen, gedacht zu beenden die heilende Wirkung, für alle Zeiten das göttliche Licht zu entziehen den Menschen.
3.3 Zugleich ließ, durch finstere Geister und Menschen finsteren Wesens, Schaddain sich auf Erden den Menschen vermitteln als ob ein Gott er wäre und behauptete gar, er wäre einzige.(6 Er ließ ihnen drohen mit den Feuern seiner Hölle, und zahlreiche Menschen beugten sich ihm, brachten ihm blutige Opfer dar(7 und furchterfüllte Gebete.
3.4 Schlimm wirkte alles dies sich allmählich aus für die Menschen der Erde. Einen Gott glaubten sie zu verehren, und doch war es der oberste Teufel. Unter solchem Gift sank das römische Reich, einstmals stolze Menschen zwangen sich selbst auf die Knie, und bevor das finstre Äon wird zu Ende sein, säuft Schaddain noch viel Blut und Sellenblut(8 von etlichen Menschen. 1) Die höchste, quasi halb-persönliche Gottheit. 2) Die höchsten göttlichen Kräfte, Männlich und Weiblich.
3) „Wahl-Halle“, der selbstgewählte Raum; sinngemäß wie Mittelreich in Ilu Ischtar u. Karthager-Buch.
4) El Schaddai/Jahwe, der „Teufel“
5) Der magische Stein mit dem des weiblichen göttlichen Licht, Gegenstück zu männlichen Garil.
6) siehe Bibel.
7) siehe Bibel/A.T
8) Dies bezieht sich auf das astrale Licht aus den Astralkörpern der Menschen, besonders wenn Frauenhaare geschnitten werden, wobei es entströmt, was daher nicht geschehen soll.
3.5 Weil aber die heldische Tat ward vollbracht, von der diese Lieder singen, wird siegen schließlich die neue Zeit, kehrt Cäsars Reich wieder – und die Göttin wird herrschen. Von der großen Tat gilt es nun zu sprechen, von Isais‘ Reise in die Mitte der Höll und wie sie hat wiedergewonnen den heiligen Stein, um ihn den Menschen zu bringen.
4.1 Als entdeckt worden war in Walhall der Verlust des heiligen Steines Ilua und all dort erkannt, was geschehen, da hub ein lautes Klagen an in der Göttinnen und Götter Gefilde, weil das kostbare Kleinod vom argen Feinde ward geraubt. Und keiner wußte, was zu tun, um es zurückzubeschaffen.
4.2 Istara (1 schließlich, deren Geist von allen Göttinnen und Göttern am größten und stärksten – sie steht ja am nächsten bei IL und den Iluhe, – sprach in der hohen Versammlung, welche da tagte: Von den Göttern und Göttinnen niemand kann hinein in des Feindes grausen höllischen Pfuhl, weil dort Finsternis auffrißt einjedes Licht. Eine Dämonin aber, eine lichten Wesens, uns Göttern verbunden, vollbrächte es wohl. Eine bestimmte ist’s, an die ich dabei denke, Isais, die Schöne aus Kuthagracht(2 Diese wollen wir fragen, ob sie womöglich willens sei, den kühnen Ritt zu wagen. Darauf sprach Wodin,(3 sich von seinem Sitze erhebend Wahrhaftig, wollte Isais dies unternehmen, so wollten wir sie zum Danke zur Göttin erheben, zu einer der unsrigen, daheim in Walhall.
4.3 So wurde also beschlossen, Isais zu fragen, ihr anzutragen, das Werk zu vollbringen. Zum Preise böte Istara ihr an ihren einzigen Zauberspiegel, mit dem der Blick durchstreift sämtliche Weltenheiten und überschaut alle Zeiten; und Wodin wollte dazu ihr geben seines Speeres Spitze, als alle Räume und Zeiten durchdringenden Dolch. Außerdem sollte Isais auf immer Gastrecht in Walhall erhalten, und mehr, gar zur vollkommenen Göttin erhoben sein.
4.4 Also ward es beschlossen, also begonnen. Nach Kuthagracht hin sandte nun Wodin seine Gedanken aus, geflügelt in zweier Raben Gestalt, wohlbekannt in allen Weltenheiten des Jenseits. Schnell sollte Isais die Botschaft empfangen, wohl zu folgen der Götter bittendem Ruf.
1) Ischtar/Eostar/Freyja/Venus/Aphrodite/Aschera, Aramati etc.; die Liebesgöttin,
2) Das Dämonenreich (auch Kuthärach),
3) Odin/Wotan/Marduk/Jupiter/Zeus/Indra. Die Verwandtschaft oder sogar Identität [Übereinstimmung] dieser Götter kann als sicher gelten. In Mesopotamien war auch die Anrede des höchsten Gottes mit dem Namen ‚Bel‘ häufig. Die Assyrer setzten diesen mit ihrem Hauptgott ‚Assur‘ gleich. In einer Verbindung zu diesem dürfte eine der frühesten Isais(Isait)-Mythen stehen.
5.1 Isais, die Maid, war ganz eigenen Wesens. Daheim wohl in Kuthagracht, fern gelegen in Grünlands(1 Weiten, und doch stets dem Götterlicht zugetan, wohl fähig, die erbetene Tat zu vollbringen. Und wie Wodins Gedanken zu ihr hin flogen, nahm Isais sie sogleich wahr. Diese sprachen vorerst nicht mehr, als sie möge sich eilends nach Walhall begeben.
5.2 Bald bestieg Isais ihr leuchtendes Flügelroß, Widar mit Namen, rief herbei ihre beiden schneeweißen Panther, Ohm und Olah genannt, und begab sich auf den hurtigen Weg, mit lang wehenden Haaren und weit flatternden Röcken.
5.3 Von weitem schon sah man in Walhall sie kommen, es freuten sich sehr alle Göttinnen und alle Götter, denn Hilfe versprach ja die tapfere Maid, die schöne und kluge aus Kuthagracht. Ganz besonders ward der Empfang ihr bereitet, Labung geboten und freundliche Worte, bis Isais endlich die Frage erhob, was es mit der Eile wohl auf sich habe, die Wodins Botschaft verkündet.
5.4 Daraufhin ergriff Istara das Wort und führte die folgende Rede: „Arges ist Walhall nun widerfahren, und Du, Isais, kannst retten, was dringend zu retten ist. Ilua, der lila schimmernde heilige Stein, in welchem iluisches Licht ist gebannt, wurde von Knechten des finsteren Feindes geraubt und in Schaddains Höllwelt entführt. Jetzt tut es Not, den hohen Stein zu bergen, doch der Weg dorthin ist allen Göttern versperrt, keiner von uns könnt‘ hinein in die Höll. Du aber, stammend aus Kuthagracht, vermöchtest dies wohl zu meistern."
5.5 Isais hatte dem zugehört und entgegnete nun mit folgenden Worten: „Du, Istara, weißt doch genau, daß die Höllwelt das Wesen des Weiblichen haßt. So wenn ich den Mut auch hätte, bliebe der Gang doch unmöglich."
5.6 Doch Istara hielt Antwort bereit, wußte dies zu erwidern: „Wohl ist wahr, was du sagst. Jedoch gibt es ein Mittel, durch das du die Wege dir ebnest: Nimm an für den Ritt eine Knabentracht. Eine Kapuze benutze, sie beschatte dein Antlitz. Du bist zierlich beschaffen, fast für ein Kind mag man dich halten, warum also nicht für einen niedlichen Knaben, so du dich danach bewegst."
5.7 Isais aber gab darauf zurück: „Es wird dennoch nicht gehen, denn sieh‘ meine schöne Lockenfülle. Bis zu den Füßen reicht mir mein Haar und berührt sogar noch den Boden. Keine Kapuze reichte aus, meine Haare darin zu verstecken, an Länge wie Dicke stehen sie den Haaren einer Göttin nicht nach. Würde ich sie mir auch zu vielen Zöpfen flechten und feste zusammenschnüren, bliebe die Menge dennoch so viel, daß ich mich als Knabe nicht zu tarnen vermöchte."
1) Der Jenseitskosmos, beziehungsweise eine alle jenseitigen Welten und auch den diesseitigen Kosmos umspannende Generalschwingungssphäre, in die sich alle Wesen bewegen können.
5.8 Nachdenklich senkte Istara den Kopf und streichelte Isais‘ prachtvolle Haare. Dann sprach sie erneut: „Wahr ist, was du sagst, und Frauenhaare sind heilig. Schönheit und Reichtum an Lichtkraft sind sie, und du, Isais, bist darin besonders beglückt. Sünde wär’s, von deinen Haaren ein Stück zu schneiden. Darum wird dich keiner ersuchen."
5.9 Da mengte sich aber Sifra(1 ein und sprach mit erhobener Stimme die Worte: „Soll Iluas Glanz in der Höllenwelt bleiben, weil Isais an ihrer Haarpracht kein Opfer mag bringen? Es würde genügen, nur ein Stück abzuschneiden, vielleicht gar nicht einmal allzu viel, auf das Isais sich wohl tarnen könnte und das Werk doch noch vollbringen."
5.10 Wodin sprach streng: „Isais‘ Haare sind heilig, wie es Istara gesagt. Keiner dränge sie zu falschem Opfer. Es muß andren Weg geben, zu erfüllen den Zweck. Darüber solltet ihr denken!"
5.11 Und es dachten und grübelten die Göttinnen und die Götter, keine Lösung aber erfindend, bis Sifra zu Isais dann sprach: „Was wäre, Isais, brächtest du das Opfer, und gleich nach dem Werk bekämest du doppelt zurück, so du möchtest auch dreifach, was du jetzt müßtest lassen? Istara und Wodin haben die Macht, dir dies und noch andres zu schnelle [zu] geben! Bedenke, wie wertvoll Ilua ist, der geraubte Stein voll göttlichen Lichts."
5.12 Da betrachtete Isais nachsinnend ihrer Locken Fülle und sprach: „Laßt zumindest uns prüfen, wie viel zu opfern vonnöten denn wäre." Und es hantierten sie mit Isais‘ Haaren, um zu prüfen, wie viel sich würde verstecken lassen, wie viel aber nicht könnte bleiben. Endlich gab Sifra die schmerzliche Antwort: „Bis unter deinen Gürtel, aber nicht mehr als bis zur Hüften, würd‘ von den wallenden Locken dir bleiben, die göttinnengleich lange Haarespracht bis zum Boden indes, müßte in Mengen doch fallen unter scharf schneidenden Klingen. Hier reiche ich dir einen goldenen Kamm, prüfe noch einmal du selbst ganz allein."
5.13 Während sinnend Isais die Haare sich kämmte, sprach sie in lauten Gedanken: „Die schönen Menschenfrauen der Erdenwelt haben der Haaresläng‘ mehr als bis an die Hüfte. In vollgültiger Hüftläng‘ will auch ich meine Locken ganz sicher behalten. Was darüber hinaus hängt, mag herabfallen unter schrecklicher Schneide. Ein größeres Opfer indes kann ich nicht erbringen."
1) unbekannt, möglicherweise handelt es sich um eine der zahlreichen Götterbotinnen aus der mesopotamischen Mythen- und Sagenwelt. Eine etwaige Gleichstellung mit der Sif der Edda erscheint höchst fraglich.
5.14 Da kam Istara heran und sprach zu Isais die Worte: „Zu diesem Opfer drängen die Götter dich nicht. Wohl aber sind sie dir dankbar dafür. Das halbe Längenmaß, welches dir beinahe verbleibt, wird sich genügend verbergen lassen. Sehr bald dann erhältst du ja wieder die ganze schöne vollkommene Länge. Außerdem schenke zum Danke ich dir und als nützliches Werkzeug für deinen Weg meinen wundersamen magischen Spiegel, der selbst mir heilig ist. Ich will ihn sogleich für dich holen. Von nun an gehöre und diene er dir!"
5.15 Wodin trat nun gleichfalls heran, und er sprach die bedrückten Worte: „Mich schmerzt, Isais, dein Opfer, will’s drum auch nicht mit ansehen müssen. Doch um Iluas willen soll’s halt geschehen. Der Schaden ist bald wieder vollständig gut. Und zum Danke, wie auch als wirksame Waffe, vermache ich dir meines Speeres Spitze, die mir selbst heilig ist. Zu einem niedlichen Dolch forme ich sie dir um, tue es sogleich und mit eigener Hand!"
5.16 Sifra brachte eine silberne Schere und sprach zu Isais die Worte: „Wende mir jetzt den Rücken zu, damit ich mit geschickter Hand von deiner Locken Pracht ein Stück ab kann schneiden. Fürchte dabei aber nichts, die scharfe Schere packt gewißlich nicht mehr, als du hast zugestimmt." Mit Schaudern dreht‘ sich Isais um und fühlte bald unter Tränen mit Schmerzen, wie die scharfen Klingen in ihren Haaren knirschten und mühsam die füllige Lockenmenge durchtrennte bei ihren Hüften. Bald bedeckten den Boden viel‘ prächtige Locken, die reichlich unter der Schneide waren gefallen.
5.17 Hernach kämmte Isais mit goldenem Kamm ihr bis zur Hüfte geschnittenes Haar, welches für eine irdische Frau noch recht schön wär‘ gewesen, einer Göttlichen jedoch sicher bei weitem zu wenig.(1 Istara und Wodin kehrten nun wieder, bereithaltend die versproch‘nen Geschenke, indessen Sifra suchte passende Kleidung für Isais‘ kommenden Ritt. Isais aber sprach zu den Göttern die Worte: „Arge Last hab ich für euch auf mich genommen, verloren fünf Ellen von meinen Haaren, an denen ich hing. Eure Geschenke behaltet getrost, ich mag sie nicht mehr haben. Die verlorenen Ellen aber sollt ihr verwahren, als Andenken hole ich später sie mir."
5.18 Darauf sprach Wodin, die Scham nicht verhehlend: „Dein Opfer, Isais, bekümmert uns wohl, verkenne nicht, wie es ganz Walhall schmerzt. Doch schon bald wird ja deiner Locken Länge dir in vollem Ausmaße wieder zuteil. Anders steht’s da um meinen heiligen Speer. Seine Spitze entbehr‘ ich nunmehr für immer und schenke sie dir von Herzen gern. Mit eigener Hand brach ich sie vom Schaft und schuf aus ihr für dich diesen Dolch, zierlich der Frauenhand angemessen. Keine bessere Waffe, nächst meinem heiligen Schwert, kennen sämtliche Weltenheiten. Ihr Stoß durchdringt jedes Feindes Panzer und nie geht er fehl. Überdies mehr dient dir die hehre Waffe, von einer in die andre Welt zu gelangen und von einer in die andere Zeit. Der Besitz dieses Dolches erhebt dich zur Göttin. Nimm an dies Geschenk, allein dir ist es zugedacht." Und Wodin legte den Dolch aus seines Speeres Spitze auf Isais‘ gefallene Lockenstücke.
1) Alle Frauenwesen – auch die Frauen der Menschen – besitzen mit ihrem ewigen ‚Himmlischen Leib‘ (auf Erden der Astralkörper) sehr lange Haare (im Gegensatz zu Männern); diese sind im Jenseits unverwundbar. Insofern widerspricht diese Dichtung den alten Mythen, nach denen weibliches Haar außerhalb der irdischen Welt in keinem Falle geschnitten werden kann.
5.19 Nun kam Istara heran, ihren Spiegel tragend, und sprach: „Höre, Isais, was ich dir sage zu diesem meinem Geschenke für dich. Der magische Spiegel verleiht dir die Macht, alles zu schauen in allen Welten und zu allen Zeiten. Nichts wird dir fortan mehr verborgen sein, sogar die Gedanken der Götter spiegeln sich wider in diesem kostbaren Glas. Was der Menschen Geschicke anbetrifft, um deretwillen Ilua du heimholen sollst, so zeigt der Spiegel dir zu jeder Zeit deren Vergangenheit, Augenblick und zukünftig‘ Schicksal. Durch den Besitz dieses magischen Heiligtums bist Du abermals zu einer Göttin erhoben." Und Istara legte den handlichen Spiegel auf Isais‘ gefallene Lockenstücke.
5.20 Durch solches Tun der heiligen Götter, fühlte sich Isais gerührt und sprach zu Istara und Wodin die Worte: „Zwar schmerzen mich die Wunden, die ich empfangen habe durch Scherenschnitte, doch sprecht ihr wahr, dieser Schaden wird wieder geheilt. Eure Geschenke indes soll’n auf immer mir bleiben. So will ich’s nicht haben. Um Ilua wiederzugewinnen benutz‘ ich sie gern und behalte auch Spiegel und Speer, bis Ilua und Garil ihr Werk haben vollbracht für die hoffende Menschenwelt. Dann aber sollen die Kostbarkeiten euch wieder werden, ich aber kehre heim in meinen Palast an Kuthagrachts fernen Gestaden. Es soll kein Wesen versuchen zu sein, was es von Anfang nicht ist; und mein Zuhause heißt nicht Walhall, mag euer Anerbieten mich auch noch so hoch ehren."
5.21 Darauf erhob Wodin seine Rechte zum Gruß und sprach mit kräftiger Stimme: „Wann immer du willst, magst willkommen du sein, Isais, freundliche Maid, in Walhalls Raum. Mein guter Wunsch begleite dich nun." Und Istara sprach: „Auch mein Gruß sei dir, und es begleiten dich meine Gedanken."
5.22 Als nächstes Sifra brachte Knabenkleider, und Isais legte diese auch an: Grünes Wams mit breitem Gürtel, gülden verziert, grüne Strümpfe dazu und zierliche Stiefel. An den Kragen des Wamses knüpfte Sifra sodann eine tiefe grüne Kapuze. In dieser verstaute sie behende Isaiens quellende Locken, welche nun drei Ellen(1 noch maßen.
5.23 Wie dies alles geschehen, entnahm ihrem Gürtel Sifra einen niedlichen Kieselstein und reicht‘ ihn Isais mit folgenden Worten: „Nur dieses kleine Geschenk kann ich zum Dank dir vermachen. Gar unscheinbar wirkt es, schaust du es an. Es ist aber doch ein magischer Stein, der Kräfte zu bannen vermag und Licht spendet wo immer du willst. Möge vielleicht er dir nützlich sein."
5.24 So mit allem gerüstet, brach Isais auf. Es staunten Widar, Olah und Ohm, ihre Herrin gar so verwandelt zu sehen, und Widar wollte anfänglich sich weigern, sie in den Sattel zu lassen. Endlich erkannte das Flügelroß doch, daß nichts Fremdes da war. Aber alle, Widar, Olah und Ohm, weinten ob der Veränderung und es ließen die Tränen erst nach, als Isais ihnen auf Ehre versprach, bald wieder ganz wie einst zu sein.
6.1 Wie Isais auf Kuthagrachts Zinnen mit Widar ging nieder, auf der prächtigen Mauer aus blaugrünem Kristall, da trat ihr gleich Malok entgegen, der kühne Recke mit dem Haupt eines Stiers und mit Flügeln wie jenen des Adlers. Malok, der Isais stets in Stille liebte, schwollen die Augen in glühender Wut, und der fragte die angekommene Maid mit bitterlich dröhnender Stimme: Wer hat Dich, Isais, so zugerichtet, Dir diese Schande angetan? Von Deines Hauptes Haaren fehlt die Hälfte der Länge, bis zum Boden waren sie wallend, reichen jetzt nur noch an Deine Hüften. Auch Deine wehenden Kleider seh‘ ich nicht mehr. Vernichtung durch alle Ewigkeit will ich den Schuldigen schwören. Zugleich will ich Lamaschuta(1 bewegen, Dir das Verlor’ne unverzüglich erneut zu erstatten!
6.2 Da stieg Isais herab von dem Flügelroß, trat zu Malok und legt‘ ihre zarte Hand an die schwellende Schulter des Recken; so gab sie ihm auf seine zornige Rede beruhigend Entgegnung: Auch mich quält, was Du an mir siehst. Doch es ist nur für kurze Zeit und tut Not, daß ich eine Tat vollbringen, die Wallhall erbat, um zu erretten die Erde der Menschen.
6.3 Malok erwiderte ihr in entrüstetem Ton: Was berührt Dich der Menschen Geschlecht und was machst Du Dir Walhalls Sorgen zueigen? Deine Heimat ist Kuthagracht, das stolze, das keinem Gott sich je beugte und sich um Menschengeschicke nicht kümmert. Schämst Du Dich etwa Deines Stamms, der Abkunft von weisen Dämonen(2, daß Du den Göttern willfährst ? Diese fürchten uns – nicht fürchten wir sie !
6.4 Isais gab dem Recken zur Antwort: Malok, mein Guter, nie werde ich meines Stammes mich schämen noch demütig vor wem auch immer mich beugen, das ist es nicht ! Den gemeinsamen Feind gilt es, zu bekämpfen: Schaddain, den finsteren Fürsten der Schatten. Gegen ihn will ich ausziehen, da hab ich ein Amt im Namen Walhalls übernommen. So Du willst, stehe mir bei in dem schwierigen Streite.
1) Vermutlich babylonische Ellen (à 26,5 cm), d.h. ca. 80 Zentimeter.
2) Lamaschtu / Lamaschut, die Königin des Dämonenreichs
6.5 Ohne Zögern sprach Malok sogleich: In jedem Kampf steh‘ ich wacker Dir bei, Isais, das sei gewiß. Den Willen der Götter aber will ich nicht tun noch mich um der Menschenwelt willen plagen. Und auch Du wirst nicht tun, was Lamaschuta und Paschuzu(1 nicht wollen. Vor diese tritt also zuerst hin, laß uns hören, was unsre Obersten sagen.
6.6 Dem stimmte Isais auch sogleich zu. Gemeinsam mit Malok schritt sie in die Stadt, von befremdeten Blicken der Bewohner gemustert, und endlich hinein in den Königspalast, bis hin vor den prangen- den Herrscherthron. Wie Paschuzu die Kommenden aber sah, da wandte er sein Angesicht ab und sprach mit bebender Stimme: Isais ! Tochter aus Kuthagracht ! Wer tat die Schande Dir an, Dir des Haupthaares prächtige Länge zu kürzen und fortzunehmen die Frauengewänder? Sprich schnell, gegen wen muß Kuthagrachts Heer gleich sich wenden, um den argen Frevel zu rächen? - Und Lamaschuta erhob sich entsetzt von dem Thron, um zu rufen: Isais ! Tochter aus Kuthagracht ! Sprich, welchen Feind unsre Heere sollen strafen? Malok seh‘ ich schon an Deiner Seite, er wird führen einen vortrefflichen Krieg!
6.7 Isais aber sagte darauf die Worte: Mein König und meine Königin! Kein arger Feind hat mich so gequält. Um des Streits wider Schaddain brachte ich jenes Opfer, das Walhalls Götter erbaten im gedenken des Menschengeschicks. Denn Schaddain vermocht‘ zu rauben Ilua, den magischen lila Stein. Ich nahm an das Amt, ihn zurück zu gewinnen.
6.8 Wortlos im Zorn verließ der König den Saal, und die Königin sprach in verhaltenem Grimm: Solches Amt kann nicht sein derer von Kuthagracht! Was Du tatest war falsch, was Du tun willst, ist fehl!
6.9 Indes Isais erwidert‘ der Königin: Schaddain ist Feind uns allen gemeinsam. Soll‘n wir ihn so viel gewinnen lassen, wie er gewönne durch jenen magischen Stein? Ist’s nicht besser, den Finsterling zu bekämpfen, ihm zu entwinden, was er aus Walhall geraubt? Mein Opfer war schmerzlich, doch wird bald wieder gut der an mir entstandene Schaden. Wir haben ja Macht genug, solches zu richten.
6.10 Die Königin war damit unzufrieden, zornig sprach sie dagegen: An der Schade jedoch vermag dies nichts zu verändern, angetan einer Tochter von Kuthagracht! Ob Dir verziehen wird, Isais, soll Lilitane(2 entscheiden, die erste der weiblichen Kräfte darhier.
1) Pazuzu
2) „Dämonen“ sind hier keine von vornherein negativen Wesen! Der Begriff meint von den Göttern Unabhängige.
6.11 Und die Königin ließ rufen herbei die Genannte, auf das diese ihr Urteil gäbe, Lilitane, das prächtigste Weib in Kuthagrachts Reich, bewundert von aller Männlichkeit und aller Weiblichkeit bestes Vorbild. Im wogend Gewand Lilitane erschien, das dreimal bodenlange Haupthaar vielfach gebunden und glitzernd von schmückenden Steinen. So betrat Lilitane, die schönste, den Saal, allen Prunk, der da war, überstrahlend. Die Königin sprach zu der Schönsten die Worte: Lilitane, schau Dir Isaien an, diese Tochter von Kuthagracht ! Gefallen sind ihre Frauenkleider und, am schlimmsten, gekürzt ist ihr Frauenhaar. Das alles tat sie, um in Götternamen, einen Dienst den Erdenmenschen zu leisten. Sprich Du nun das Urteil, als die erste des Frauengeistes in Kuthagracht, ob Isais dies kann verziehen werden oder ob sie soll Strafe empfangen.
6.12 Lilitane trat an Isais heran, betrachtet‘ diese und begann ihre Rede: Keine ärgere Schmach gibt es für eine Frau, als zu schneiden an ihren Locken ! Von den Deinen, so seh‘ ich, fiel eine Menge herab durch die Bosheit scharf schneidender Klingen. Sogar unter den Menschenweibern die schönsten, besitzen das Haupthaar länger als Deines nun ist. Es kann dafür keine Entschuldigung geben – keine Ursach‘, welche auch immer, kann dafür stehen. Doch zu strafen, das ist nicht an mir. Was ich meine, wonach ich ward gefragt, das sagte ich nun soeben.
6.13 Also sprach zu Isais die Königin wieder: Du hast es vernommen, so denke auch ich, und der König sieht es nicht anders. Mein Urteil über Dich ist nun dieses: Eine kleine Frist sollst Du haben, zu tun, was Du vollbringen möchtest Kehrst Du dann nicht wieder im vollkommenen Bild, in aller Würde einer Tochter aus Kuthagracht, so seien Dir der Heimat Tore unwiderruflich auf immer versperrt!
6.14 Gebeugten Haupts verließ Isais den Saal, selbst Malok mocht‘ sie so, wie sie war, nicht mehr anschauen. Und sogar Widar, Olah und Ohm neigten ihr nicht mehr so zu, wie früher. So fand die zarte Isais doch, Falsches getan zu haben. Allein durch einen Sieg über Schaddain, so meint‘ sie, kämen ihr verlorene Achtung und Liebe zurück.
6.15 Also verließ Isais nun Kuthagracht, ritt entgegen der Welt tiefster Finsternis, in welcher der Schaddain regiert. Bald schon erstrahlten Kuthagrachts grüne Sonnen, unter deren Licht die kristallnen Paläste da funkeln, ihrem Wege nicht mehr. Und vor- bei an den schwebenden Inseln von Khor(2 enteilte Isais ins Weite.
1) unbekannt (Lilith?)
2) Nach Nortbert Jürgen Ratthofer, die diese Mythe ev. für eine inner-kosmische Sage hält, Monde des Planeten Sumi im Sonnensystem Aldebaran (gewagt).
7.1 Rast legte Isais auf ihrem Weg ein auf Narogols(1 dunklem Stern, welcher nächst schon zum Höllenpfuhl liegt, ist aber doch noch viel besseren Wesens. Flüchtlinge aus der grausigen Höll, treffen sich dort mitunter, Schutz zu suchen vor Schaddains Häschern, welchen Narogol solchen auch gewährt. Daher kommt es, daß die Bewohner jenes dunklen Sterns manches wissen, was Isais konnt nützen für ihre Reise.
7.2 In Narogols Welt niemand nahm Anstoß an Isaiens verletzter Erscheinung. Die Bewohner da kannten nicht die vollendete Schönheit der Frauen von Walhall und von Kuthagracht, dem Menschengeschlecht entstammten die meisten, welche nach ihrem Sterben in die Höllwelt waren gelangt und dann mit Glück von dort entwichen; andere waren entlaufene Engel, nicht arg, doch ohne ein hohes Licht. Diesen allen kam Isais vor, auch wie sie gerade war, als eine Maid von strahlender Schönheit. Mit den Bewohnern dieser dunklen Welt, gedachte Isais zu reden, mit jenen besonders, welche den Höllenpfuhl kannten, um nützliches Wissen zu sammeln.
7.3 So sprach an Isais ein locker bekleidetes Weib, welches ihren Weg kreuzte, und frug : Isais bin ich, eine Kuthagrachttochter. Willst Du, Unbekannte, mir vielleicht einiges sagen, was Du vom Höllenpfuhl weißt? - Die Unbekannte hielt inne im Schritt, betrachtet Isaien und gab ihr zur Antwort: Nichts Gutes weiß ich Dir, Isais, da zu berichten. Schlimm ist die Höllwelt, besonders für die Frauen, weil Schaddain uns gnadenlos haßt. Ich warne Dich also viele tausendmal ! Die Männer macht er sich dadurch zu Sklaven, daß er aus ihren Leibern läßt zerren die Sehnen. Solches tut Schaddain mit allen Männern als erstes, die seine Opfer werden. Die Frauen wirft er ganz auf den Boden und läßt ihnen im Nacken die Haare abschneiden zur Qual. Solches tut Schaddain mit allen Frauen als erstes, die seine Opfer werden. Allein die tapfersten Männer und die stolzesten Frauen, welche nicht gänzlich lichtlos sind, werfen sich niemals zu Boden. Und so lange sie sich nicht niederwerfen, kann Schaddain den Männern nicht die Sehnen entziehen und den Frauen die langen Locken nicht von den Häuptern scheren; denn am Willen, welcher durch Licht gestärkt, bricht Schaddains Macht selbst inmitten der Höll! Doch hüte Du wohl Dich und Deine wallenden Locken, halte Dich fern Schaddains Welt ! In den Vorhöfen seines höllischen Pfuhls, hält er die aufrechten Frauen gefangen und läßt sie ohne Unterlaß martern; nichts ist so schrecklich und so voller Qualen wie dies! Denn die Flucht aus der Hölle gelinget höchst selten. Mir ist es geglückt, doch die meisten scheitern. Auch hab‘ ich mich trotz aller Folter und Not niemals zu Boden gebeugt, nie bot ich dar Schaddains geschliffene Scheren die langen Frauenhaare zum Schnitt. So bewahrte ich mir jene weibliche Kräfte, die stärker sind als der Hölle Bann, und schließlich konnt‘ ich vor Zeiten entfliehen. Wer zu entweichen vermag, sucht bei Narogol Schutz; er allein gewährt Beschirmung denen, die der grausigen Hölle entronnen sind. Dafür danken wir alle ihm sehr, sind ihm treu und herzlich ergeben auf immer. Du aber, Tochter von Kuthagracht, was kümmern Dich unsre Geschicke? Die Dämonen berührte doch noch nie, was sie nicht allein selbst anbetrifft ?
1) unbekannt, möglicherweise Nergal?
7.4 Wie Isais dies hörte, schämte sie sich, und sprach zu der Unbekannten die Worte: Was Du sagst ist wohl wahr, ich verhehle es nicht und verleugne auch nicht, daß mir’s nicht gefällt. Wäre ich Kuthagrachts Königin, stünden wir Dir und deinesgleichen bei, das ist gewiß. Doch bin ich keine Herrscherin im Reich der blaugrünen Paläste, vielmehr nur eine einsame Maid, die jetzt ihren Mut muß entfalten, um in Schaddains Welt gegen diesen zu kämpfen.
7.5 Da staunte die Unbekannte gar sehr, hob die Arme und sprach zu Isais beschwörend: Tue solches nicht, ich bitte Dich sehr, Dir zuliebe und weil guter Sinn es gebietet! Unmöglich ist’s Dir, Schaddain zu besiegen inmitten seiner eigenen Welt! Käm‘ er heraus, würden auch wir mit ihm fertig, doch da es dies weiß, verläßt er zu keiner Zeit seinen höllischen Hof, hält sich stets unter dichtem Schutz seiner finsteren Kriegerscharen. Gib also auf den über- mütigen Plan, rette dich vor Schande und Qual, meide die schreckliche Höllenwelt! - Unter beschwörenden Gesten ward dies gesprochen, und so ging ihres weiteren Wegs die gütige Unbekannte.
7.6 Einen Mann, der nächst ihr begegnete, fragte Isais, was sie die Frau schon gefragt, und erhielt zur Antwort das gleiche. Und so ging es weiter, bis Isais fand, Narogol selber fragen zu sollen. Dieser ist der Dämonen Freund nicht noch Feind. Einst war er ein lichtloser Engel gewesen im fernen iluischen Reich allen Anfangs.(1 Dieses verließ er, den Schaddain noch begleitend, bis er sich mit dem überwarf.(1 So baute Narogol seine eigene Welt, zwar dunkel, jedoch nicht finster. Danach ist auch seine Welt, nicht sonnenlos, doch nur von stets dämmerndem bläulichem Schein.
1) Siehe dazu Motive aus Ilu Ischtar u. im Karthager-Buch Ilu Aschera.
7.7 Aus dunkelblauen und grauen unbehauenen Felsen ist Narogols Palast aufgetürmt. Da hinein lenkt‘ Isais nun ihre zügigen Schritte. König Narogol bot Isais Willkommensgruß, lud ein sie, bei ihm zu weilen. Auch Algika(1, seine Königin, bot Isaien die Gastfreundschaft an, wünschte zuvor aber von ihr zu wissen, woher die Entstellung rühre, wer habe beschnitten ihre schimmernde Schönheit und sie der wogenden Kleider verlustig gemacht. Die Antwort, welche Isais gab, erschütterte Algika und Narogol in gleichem Maße; und wie sie hörten von Isaiens Plan, rieten sie inständig ihr, von solcher Kühnheit zu lassen.
7.8 Da Isais indes von ihrem Mut wollt nicht weichen, bot Narogol ihr seine Hilfe an und tat dies mit folgenden Worten: Eines nur kann ich zur Unterstützung Dir geben, Isais, Du tapfere Maid: Erbekan(2 soll Dich soweit hin auf seinem Rücken tragen, so weit wie das nur irgend möglich ist. Seine Schwingen sind kräftig und sein Rachen ist stark; schwarzes Höllengeflatter verschlingt er geschwind. Das mag Dir einen Teil des mühsamen Weges noch ebnen, ehe die schreckliche Höllenwelt selbst kein weit’res Hinein mehr erlaubt. Dies Anerbieten erfreut‘ Isais sehr, des machtvollen Drachens schnell tragende Schwingen würden gewißlich fördern das schwierige Werk.
7.9 Auf einer Waldeslichtung in Narogols Welt, ließ Isais warten Widar, Olah und Ohm, welche ihr stille immer noch grollten. Sodann bestieg sie den Rücken von Erbekan dem gepanzerten Drachen, und hieß ihn, dem Höllenpfuhl zuzustreben.
7.10 Immer tiefer hinein in die Düsternis, führte der rauschende Flug, Schaddains finsterem Schlunte entgegen, der keinen Lichtschimmer kennt. Bald kamen in Sicht die Vorhöfe der Höll, und Isais hieß den tüchtigen Drachen, sie dort niederzusetzen. Mit Dank und Gruß entließ sie ihn heim, fortan allein weiterzuziehen.
8.1 Isais betrat der Höllenwelt Boden, karg und doch ähnlich tückischem Moor. Finsternis überall, nur an einzelnen Plätze der Widerschein offen lodernder Feuer. Und von weitem schon klangen Isais entgegen, Klage und Jammer der elenden Opfer, welche die Hölle hatte gefangen oder die selber sich dahin begeben von irriger Bosheit getrieben.
8.2 Sich gut tarnend schlich Isais voran, hinter felsigen Brocken und blattlosen Sträuchern mit Gewandtheit sich deckend. Schaddains finstere Garden streiften umher, hielten Ausschau, ob vielleicht zu entfliehen wer wagte. Weiter drinnen in Schaddains Land, wurden Elende grausam gequält; Männer genagelt an faulige Hölzer und Frauen geknotet mit ihren Haaren an stechende Steine. Denn wer sich nicht ganz vor Schaddain wirft zu Boden, über den hat er nie und nirgends volle Gewalt, solchen Männern kann er nicht die Sehnen entziehen und solchen Frauen die Haare nicht scheren; wenige sind‘s, die alles standhaft ertragen, und nur solche haben Aussicht auf erfolgreiche Flucht.
1) unbekannt
8.3 Zuerst nun Isais schuf sich ein bergend Versteck, von wo aus mit Bedacht sie könnt Pläne schmieden und allmählich die Wege erkunden, welche dem Ziel mochten dienen. In einer schroffen schwärzlichen Felsenwand entdeckte Isais eine klaffende Spalte. Mit Vorsicht tastete sie sich hinein und gewahrt‘ eine spröde Grotte, die vermutlich noch keines Wesens Fuß zuvor hatte betreten.