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Julietta da Montefeltro

Aus ThuleTempel Wissensbuch

Julietta da Montefeltro (* vor 1500 in Italien; † wahrscheinlich nach 1562) war eine italienische Mystikerin und Geheimbündlerin.

Julietta da Montefeltro

Leben

Juliettas vollständiger Name wurde niemals bekannt. Vielleicht ist sie die in den herzöglichen Familienchroniken des Hauses Urbino vertauschte Anna-Julia gewesen, die im Alter von sechzehn Jahren unter mysteriösen Umständen verstarb. Der Sarg von Anna-Julia erwies sich als leer, was aber nicht unbedingt ein Wahrheitsbeweis für die Identität mit Julietta sein muß. Auf alle Fälle dürfte Julietta einem alten namhaften Geschlecht entstammt haben, höchstwahrscheinlich einem italienischen, obwohl einige sie auch für eine Deutsche und andere für eine Spanierin hielten. Die italienische Herkunft Juliettas darf jedoch als einigermaßen gesichert gelten.

Schon zu ihren Lebzeiten rankten sich zahlreiche Legenden um sie, welche sie mit übernatürlichen Mächten im Bündnis sehen wollten. Manche hielten sie selbst für ein übernatürliches Wesen. Bezeugt ist, daß Julietta zeitweilig im Dogenpalast ein und aus ging. Da dies sehr offen geschah, wird sie gewiß keine Kurtisane gewesen sein (also anders als in der der stark verfremdeten Darstellung in „Hoffmanns Erzählungen“). Auch eine Hexe oder Zauberin würde der Doge kaum so offiziell zu sich eingeladen haben. Damit kann jene Annahme als die wahrscheinlich richtige eingestuft werden, die Julietta für eine Frau in geheimen diplomatischen Diensten der Republik Venedig hält.

Julietta da Montefeltro galt im Venedig des XVI. Jahrhunderts als eine der schönsten Frauen ganz Italiens. Aber niemand wußte, woher sie gekommen war noch konnte später jemand sagen, wo sie verblieb. Man weiß, daß es sie gab. Doch wer sie wirklich gewesen ist, das läßt sich bis heute nicht sagen. Es heraus zu finden hat so mancher probiert, und doch ist an dieser Aufgabe noch jeder gescheitert. Doch es hat Julietta gegeben und die Suggestivkraft, die von ihr ausging, wirkt noch heutzutage durch ihre Bilder.

Die Nahverbindung zum Geheimbund Ordo Bucintoro versetzt Julietta auf alle Fälle in ein mystisches Licht. Dieser Orden führte seine geheimen Grundsätze teilweise auf alte heidnische Kulte und auf magische Vorstellungen zurück. Ab 1516 amtierte Julietta als Sacerdotessa magna und Hochmeisterin des geheimen Bucintoro-Ordens. Sie verschwand spurlos im Jahre 1562.

Als gesichert darf auch Juliettas anhaltende Liebschaft mit einem deutschen Prinzen gewertet werden (wahrscheinlich aus dem Hause Askanien, Sachsen-Anhalt). Einiges spricht dafür, daß sie diesen später unter anderem Namen heiratete. Das könnte ihr scheinbar spurloses Verschwinden erklären. Unzweifelhaft ist, daß der Bucintoto-Orden eine verdeckte Niederlassung in Dessau besaß. Bis 1945 soll es in Wörlitz bei Dessau ein Gemälde gegeben haben, daß Julietta dargestellt haben könnte. Was aus diesem Gemälde wurde, ist unbekannt. Fotografisch dokumentiert ist es nicht.

Über den Lebensweg und den Verbleib der historischen Julietta ist nichts mit letzter Gewißheit verbürgt, es gibt bekanntlich auch kein Grab von ihr. So gehört Julietta in die Reihe der angeblich Unsterblichen, wie etwa der Graf von St. Germain, um ein Beispiel zu nennen, oder auch der geheimnisumrankte Apollonius von Tyana.

Öffentlichkeit

Um 1900 mußte ein Gemälde dieser bemerkenswerten Frau, das in der Wiener Secession ausgestellt war, abgehängt werden, da es alle Aufmerksamkeit allein auf sich zog und so viele Nachfragen hervorrief, daß der Ausstellungsbetrieb darunter litt, denn dieses Bild war unverkäuflich. So kehrte es zu seinem gegenwärtigen Besitzer nach Mailand zurück und wurde nicht abermals öffentlich gezeigt. Nur zwei Miniaturen der Julietta sind einem größeren Kreise bekannt. Beide ähneln sich sehr, sind wahrscheinlich nach einer gemeinsamen Vorlage angefertigt worden, und vermutlich hat es davon eine größere Anzahl gegeben. Nur die nicht besondes gut erhaltenen, restaurationsbedürftig gewesenen können heute gezeigt werden, und auch diese sind unverkäuflich.

Verblüffend sind die von Dr. S. Erede überprüften Reiseberichte, die Julietta betreffen. Sie wäre demnach zwischen Venedig, Rom, Neapel und Wien, Augsburg, Hamburg oder Madrid so schnell gereist, wie es sogar mit den modernsten Verkehrsmitteln des XXI. Jahrhunderts unmöglich sein würde. Die Zeugnisse über Juliettas Auftauchen an den verschiedenen Orten zur jeweils betreffenden Zeit scheinen jedoch stichhaltig zu sein. Also Hexerei? Das wohl kaum! Aber sie könnte – magisch gesprochen – die Fähigkeit besessen haben, die Sphären zu wechseln und somit von herkömmlichen Reisewegen unabhängig zu sein.

Juliettas außergewöhnliche Schönheit war berühmt, und dieser Ruhm bestand sicherlich zu Recht. Bemerkenswert ist, daß Beschreibungen sie stets als eine junge Frau schildern, gerade so, als ob sie niemals gealtert wäre. Nachstehend Auszüge aus einem Brief aus dem Jahre 1558:

„Ihr Name ist Julietta. Mal sieht man sie in ihrer Gondel, mal in einer Sänfte, mal zu Fuße über den Markusplatz schreitend. Stets von zwei bewaffneten Dienern begleitet. Niemand scheint ihren vollständigen Namen zu kennen. Aber der Doge empfängt sie, die stolze Schöne. Die einen sagen, sie sei eine Kurtisane, die anderen sagen, eine Zauberin, die dritten, eine Diplomatin im geheimen Dienste der Republik Venedig, denn sie scheint oft zu reisen, doch keiner weiß, wohin, sie verschwindet dann wie durch Zauberei und kehrt ebenso wundersam wieder. Die Leute bewundern und verehren sie, manche aber auch gibt es, die sie fürchten, weil sie viel Einfluß besitzt… Ihre Schönheit ist so groß, daß es Angst bereitet, sie anzuschauen, denn wer sie ansieht und wen dann ihr Blick trifft, der ist ihr auf ewig verfallen...“ Unbekannter Autor

Juliettas Siegel

Dieser Mythos, daß ein Mann, der Julietta einmal sieht, ihr auf ewig verfallen sei, hat den romantischen Dichter E.T.A. Hoffmann dazu angeregt, einen Roman über sie schreiben zu wollen. Leider konnte oder wollte er dieses Werk nie vollenden, seine Notizen und Skizzen dazu sind verschollen. Die Annahme, E.T.A. Hoffmann habe diese selbst vernichtet, weil ihm diese Angelegenheit unheimlich wurde, läßt sich nicht untermauern. Nach anderen Behauptungen sollen sich die Notizen zu dem Julietta-Roman bis 1945 noch in Leipzig befunden haben und erst durch die letzten Kriegswirren verlorengegangen sein. Das erscheint glaubhaft, anderenfalls hätte Jacques Offenbach kaum von E.T.A. Hoffmanns Julietta-Projekt wissen können. Der gebürtige deutsche Jacques (Jakob) Offenbach verwendete das Julietta-Motiv in seiner Oper „Hoffmanns Erzählungen“, wenn auch weit von der historischen Richtigkeit entfernt. Solche Bearbeitungen für eine Oper sind jedoch durchaus statthaft. Authentisch ist möglicherweise die berühmte Baccarole der Julietta aus dem 2. Akt. Offenbach hat diese Melodie nicht komponiert, sondern ein altes venezianisches Lied instrumentiert, wie er selbst anmerkte. Es könnte also sein, daß die historische Julietta dieses Lied einst tatsächlich gesungen hat. Auf jeden Fall bietet Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ einen wichtigen Hinweis, der vermutlich den inzwischen verschollenen Entwürfen E.T.A. Hoffmanns zu verdanken ist, die Jacques Offenbach scheinbar kannte. Das heißt, er muß eine Abschrift davon besessen haben. Eine Reise Offenbachs zur betreffenden Zeit, womöglich nach Leipzig, ist nicht bezeugt. Offenbach hat in seinen späten Jahren viel an seine deutsche Heimat gedacht und daher auch einen deutschen Stoff für sein größtes Werk, seine einzige Oper, gewählt. Die erste Fassung des Librettos soll Offenbach selbst entworfen haben, worauf die französische Erstfassung basiert. Da gibt es die Stelle, in der Hoffmann zu Julietta sagt (bzw. singt): „Mein Herz und mein Leben, will ich Dir geben.“ Denn Julietta hatte ja – sinnbildlich - das Herz Hoffmanns erbeten. Was steht hinter dieser anscheinend nur romantischen Arie? Eine tiefgreifende magische Erkenntnis: Das Prinzip der magischen Wiedergeburt und der „doppelten Unsterblichkeit“! Doppelte Unsterblichkeit, weil jeder Mensch, überhaupt jedes Lebewesen, das unverlierbare ewige Leben besitzt. Sterben gibt es bloß im Irdischen. Danach, im Jenseits, schließlich im Reich Gottes, herrscht Unsterblichkeit.

Siehe auch

Ordo Bucintoro

Quelle

Causa Nostra