Worte im Spiegel

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1 Von der Ferne kamen wir; in die Ferne sind wir gegangen; in die Ferne gehen wir wieder;

2 und jene Ferne liegt jenseits des großen Spiegels.

3 Aus seinem Wasser tranken wir einst das Leben; in seinem Lichte wurden wir wach. Ewiglich sind wir nun - in jener, in dieser, in aberjener Welt.

4 Unauslöschlich stehen unsere Namen,

5 unsichtbar sind wir in uns.

6 Und wie wir so sind, tragen wir unsere Kleider, Körper, in welchen wir sind.

7 Was aber wir sind, das ist nicht das Kleid, ist nicht die Haut, ist nicht das Fleisch, ist nicht das Blut - ist das Selbstsein von jenseits des Spiegels.

8 So ist das hier Unsichtbare das dort Wirkliche und das dort Wirkliche das hier Unsichtbare.

9 Nichts nehmen wir in die nächste Welt mit von dem, was sich hier greifen läßt, alles aber, was sich nicht greifen läßt - an Gedanken und an vollbrachten Taten.

10 Und nach alledem hier Unsichtbaren, welches wir mitnehmen in die andere Welt, nach dem wird das Maß uns angelegt werden für unsere neuen Kleider im Jenseits des großen Spiegels.

11 Denn die Form ist ewig, welche die unsere ist,

12 der Name ist ewig, den wir tragen,

13 das Leben ist ewig, das wir durchwandern,

14 das Fühlen ist ewig, das uns bestimmt,

15 die Art der Leibeskleider aber wechselt von Welt zu Welt, einerjeden gemäß;

16 denn einmalig nur durchwandern wir diese Welt,

17 nach dieser aber noch viele andere, bis schließlich die Heimat wir schauen.

18 Von der Ferne her sind wir gekommen, in die Ferne kehren wir heim; jenseits des großen Spiegels.

19 Und wie ein Spiegel das Bild umkehrt, so ist auch das Jenseits ein Abbild des Diesseits und das Diesseits ist ein Abbild des Jenseits; und doch auch von vollkommen anderer Art.

20 Das Sterben aber ist ein Augenblick bloß in der Ewigkeit unseres Seins, gleich der Geburt.

21 Die Kleider wechseln wir nur.

22 Der Kampf aber währt fort.

23 Erkennet, was ist - so werdet ihr bestehen.

24 Es sind aber welche, die durch den Spiegel gegangen, und nicht verstanden.

25 Solche, die sich zurücksehnen nach der Erdenwelt,

26 die dringen ein oft in irdisch noch lebende Menschen, um sich ihrer irdischen Sinne wohl zu bedienen.

27 So geschieht mitunter, daß einer meint, neugeboren zu sein auf der Erde, weil an gar Altes er sich erinnern kann -

28 ist aber doch nur das, was des Dahingegangen Erinnerung ist, der Besitz hat ergriffen von ihm.

29 Denn einmalig ist das Durchwandern der Erdenwelt für einejede und für einenjeden -

30 jenseits des Spiegels nimmt Fortgang das ewige Leben;

31 in einer ganz anderen Welt.

32 Wer durch den Spiegel blickt von der anderen Seite in diese, der sieht die Bilder des Geistes aller da:

33 Der Menschen und der Tiere und der Pflanzen, und sieht auch alles, was da gedacht wird -

34 denn Gedanken sind Bilder.

35 Auf der Scheide des großen Spiegels aber liegen die Welten des Schlafes.

36 In ihnen ruhen die Seelen der Menschen sich aus;

37 dort begegnen sie ihren Schatten.

38 Aus der Ferne sind wir gekommen -

39 in die Ferne werden wir gehen,

40 heimgehen in die Welten jenseits des Spiegels.

Quelle

Freundeskreis Causa Nostra: Arcanorum. Causum Nostrum - das lebendige Ordensbuch. 2005